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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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an einem freien Tisch Platz genommen hatte. Während seines kurzen Gedankengangs hatte er nicht auf die Tür der Taverne geachtet und wurde erst durch den entrückten Gesichtsausdruck seines Freundes darauf aufmerksam, dass sich dort etwas tat.
    Als Falko hinschaute, entdeckte er die Wirtstochter. Sie war mit einer hellen Bluse und einem roten Rock bekleidet und balancierte einen vollen Krug, zwei Becher, einen Laib Brot und zwei Schälchen. Es handelte sich, wie er auf den zweiten Blick feststellte, um eines der hübschesten Mädchen, die er je gesehen hatte. Die bloßen Arme und das Gesicht waren von der Sonne leicht gebräunt, das Haar leuchtete in einem dunklen Honigton, und mit ihrem lieblichen Gesicht und ihrer schlanken, aber wohlgeformten Gestalt vermochte sie sich durchaus mit Elisabeths kühler Schönheit zu messen.
    Mariangela stellte Wein und Brot vor die beiden Gäste und musterte diese dabei neugierig. Obwohl Gaspares Taverne für ihren guten Wein und das wohlschmeckende Essen bekannt war, suchten nur selten Herren von Stand sie auf.
    Diese Fremden schienen von weit her zu kommen. Ihrer Kleidung nach handelte es sich allem Anschein nach um Tedeschi, die als Pilger in Rom weilten. Besonders fromm sahen die beiden allerdings nicht aus. Der mit dem kantigeren Gesicht schien sie in Gedanken förmlich auszuziehen. Jetzt schnalzte er mit der Zunge und versetzte ihr einen Klaps auf den Hintern.
    »Du könntest mir für diese Nacht gefallen, Mädchen«, sagte er in stockendem, lombardisch gefärbtem Tonfall und grinste anzüglich.
    Mariangelas Rechte zuckte, um ihm eine Ohrfeige zu versetzen. Sie bezähmte sich jedoch, denn schließlich war er keiner der einheimischen Tagediebe wie dieser Gianni, der sie dazu hatte überreden wollen, mit ihm in einer der alten Ruinen oder einer stillen Kapelle zu verschwinden, sondern ein Edelmann. Trotzdem dachte sie nicht daran, sich seine Frechheiten gefallen zu lassen.
    »Wenn Ihr eine Hure sucht, Signore, müsst Ihr nach Rom zurückkehren. Hier in Trastevere gibt es nur ehrsame Mädchen!« Nach diesen Worten kehrte sie ihm mit hoch erhobenem Kopf den Rücken zu und verschwand wieder im Haus.
    Gaspare hatte die kleine Szene aus den Augenwinkeln beobachtet, aber nicht mithören können, und folgte ihr daher in die Küche. »Was wollte der deutsche Ritter eben von dir?«
    Mariangela machte eine verächtliche Geste. »Er hält mich für ein Pferd oder, besser gesagt, eine Stute, die er heute Nacht reiten wollte.«
    »Du hast ihn doch hoffentlich abgewiesen?«, rief die Wirtin, die gerade ein großes Stück Kalbfleisch zerteilte.
    Ihr Mann stieß die Luft scharf durch die Nase aus. »Bei Gott, was wäre schon dabei, Weib? Irgendwann wird sie sich auf den Rücken legen und die Beine spreizen müssen. Da wäre ein deutscher Edelmann als Erster nicht übel, vor allem, wenn er gut zahlt.«
    Die Frau sah ihn erschrocken an. »Du willst unsere Tochter zur Hure machen?«
    »Nicht jedes Wirtsmädchen ist gleich eine Hure, nur weil sie einem wohlhabenden Mann das Bett wärmt, und so manche hat damit sogar ihr Glück gemacht!«, antwortete der Wirt und bedachte seine Frau mit einem vorwurfsvollen Blick.
    Mariangela fragte sich, worauf ihr Vater anspielte. Schon seit längerem stritten sich ihre Eltern ihretwegen. Während der Vater ihr einige Männer, die er schon länger kannte, eifrig als Liebhaber für die erste Nacht empfahl, war ihre Mutter strikt dagegen, dass sie so etwas tat. Auch Pater Luciano, ihr Beichtvater, hatte sie schon mehrmals beschworen, sich nicht dem nächstbesten Mann hinzugeben, sondern sich für ihren künftigen Ehemann aufzusparen.
    Gaspare konnte sagen, was er wollte, doch gegen den Einfluss des Priesters von Santa Maria in Trastevere kam er nicht an. Es schmerzte ihn, auf das Geld verzichten zu müssen, das ein wohlhabender Kaufmann oder gar ein deutscher Edelmann für die wichtigste Nacht im Leben seiner Tochter zahlen würde. Einen Ehemann würde das Mädchen danach immer noch finden. Da er keine anderen Kinder hatte, würde sie einmal die Taverne erben, und gerade diese Tatsache schmerzte Gaspare. Längst hatte er sich vorgenommen, den Stolz des Mädchens zu brechen und sie zu zwingen, sich einem Mann seiner Wahl hinzugeben.
    Darüber wollte er im Augenblick jedoch nicht reden. Stattdessen schnauzte er seine Frau an, endlich den Braten fertig zu machen, und befahl Mariangela, sich wieder um die Gäste zu kümmern. Bevor er die Küche verließ, drehte er sich

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