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Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Feuers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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war Künstler gewöhnt. Himmel, er hatte es schon oft genug mit ihren Marotten, ihren Unsicherheiten oder ihren oft kindischen Vorstellungen zu tun gehabt. Dies war sein Job, und er war der Ansicht, daß er durchaus geschickt im Umgang mit diesen launischen Gestalten war, aber nie zuvor hatte ihn jemand auf eine Weise wie Maggie Concannon strapaziert.
    Er machte die Türen hinter sich zu und atmete die dezent parfümierte Luft in der Eingangshalle ein. Der von seinem
Großvater in Auftrag gegebene Bau war mit seinen gotischen Steinmetzarbeiten und seinen elegant geschwungenen marmornen Balustraden bereits ein prachtvolles, erhabenes Kunstwerk für sich, das aus Dutzenden von kleinen und großen, durch breite Bogentüren miteinander verbundenen Räumen bestand. Eine flüssig geschwungene Treppe führte in ein zweites Stockwerk hinauf, in dem es einen regelrechten Ballsaal und intime, mit antiken Sofas ausgestattete Nischen gab.
    Hier sollte die Ausstellung von Maggies Arbeiten stattfinden. Im Ballsaal würde ein kleines Orchester spielen, und bei dezenter Hintergrundmusik, bei Champagner und Kanapees würden den Gästen die strategisch günstig plazierten Werke präsentiert. Die größeren, verwegeneren Stücke würden mitten im Saal, die kleineren, dezenteren hingegen in den intimen, kleinen Nischen postiert.
    Er ging durch die untere Halle in Richtung der Büros, während er die Szene vor seinem geistigen Auge sah und sie verfeinerte. In der Kochnische traf er auf Joseph Donahoe, den Geschäftsführer der Galerie.
    »Sie sind früh dran.« Joseph lächelte, und ein goldener Zahn blitzte auf. »Kaffee?«
    »Ja, gern. Aber bevor ich an die Arbeit gehe, möchte ich noch sehen, welche Fortschritte oben gemacht worden sind.«
    »Ich komme gleich mit.« Obwohl Joseph kaum älter als Rogan war, wurde sein Haupthaar bereits ein wenig dünn, doch den Verlust an Dichte kompensierte er durch einen langen, glatten Pferdeschwanz. Darüber hinaus hatte einmal ein eigenwilliger Poloschläger zum Bruch seiner Nase geführt, so daß diese ein wenig nach links zu streben schien, was ihm trotz seines maßgeschneiderten Anzugs aus einem Atelier in der Savile Row das Aussehen eines Piraten verlieh.
    Die Frauen beteten ihn an.
    »Sie wirken ein wenig erschöpft.«
    »Schlaflosigkeit«, sagte Rogan und nahm seine Tasse schwarzen Kaffee entgegen. »Wurde die gestrige Lieferung schon ausgepackt?«
    Joseph fuhr zusammen, als hätte er ihm einen Hieb versetzt. »Die Frage hatte ich befürchtet.« Er hob seine Tasse an den Mund und murmelte beinahe unverständlich in die Flüssigkeit. »Sie ist noch nicht da.«
    »Was?«
    Joseph rollte die Augen himmelwärts. Er war seit über zehn Jahren bei Rogan angestellt und kannte diesen Ton. »Gestern ist sie nicht mehr eingetroffen, aber ich bin sicher, daß sie heute morgen kommen wird. Deshalb bin ich selbst so früh hier.«
    »Was treibt diese Frau? Ich habe ihr doch ganz einfache Anweisungen erteilt. Die letzte Lieferung sollte bis spätestens gestern abend hier eingetroffen sein.«
    »Sie ist eine Künstlerin, Rogan. Wahrscheinlich wurde sie von der Muse geküßt und war einfach viel zu sehr in ihre Arbeit vertieft, um die Stücke rechtzeitig abzuschicken. Aber wir haben noch reichlich Zeit.«
    »Eine derartige Schlamperei lasse ich nicht zu.« Außer sich vor Zorn schnappte sich Rogan das in der Küche stehende Telefon. Er brauchte gar nicht erst in seinem Adreßbuch nachzusehen, denn durch die häufigen Versuche, Maggie zu erreichen, hatte sich ihm ihre Nummer bereits eingeprägt. Er drückte die entsprechenden Tasten und lauschte dem Klingeln ihres Telefons. Natürlich ging niemand an den Apparat. »Verantwortungsloses Weib.«
    Als Rogan den Hörer auf die Gabel warf, steckte sich Joseph eine Zigarette in den Mund. »Wir haben über dreißig Stücke«, sagte er und hielt sein reich verziertes emailliertes Feuerzeug in die Luft. »Das ist selbst ohne diese letzte Lieferung mehr als genug. Und von welcher Qualität ihre Arbeiten sind, Rogan. Selbst ein übersättigter alter Hase wie ich ist wie geblendet, wenn er sie sieht.«
    »Darum geht es nicht.«
    Joseph zündete die Zigarette an, inhalierte und blies den Rauch in die Luft. »O doch, das finde ich schon.«
    »Wir hatten vierzig Arbeiten abgemacht, nicht fünfunddreißig, nicht sechsunddreißig, sondern vierzig. Und bei Gott, ich werde dafür sorgen, daß es bis zum Ausstellungstermin vierzig Stücke sind.«
    »Rogan – wo wollen Sie hin?«

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