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Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Feuers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Hogan angerufen?«
    »Natürlich habe ich das. Er meinte, wir bräuchten uns keine Sorgen zu machen, sie hätte einfach das Gleichgewicht verloren, mehr nicht. Außerdem meinte er, wenn sie sich mehr bewegen würde, besser essen und so, dann wäre sie auch kräftiger.«
    »Das ist ja wohl klar.« Zur Hölle mit dieser Frau, dachte Maggie erbost. Und zur Hölle mit den beständigen, unablässigen Schuldgefühlen, die sie selbst empfand. »Ich wette, nach ihrem schweren Sturz hat sie sich umgehend ins Bett gelegt. Und sich natürlich bis heute nicht erholt.«
    Brianna sah ihre Schwester mit einem müden Lächeln an. »Ich habe sie nicht dazu bewegen können, daß sie auch nur ein einziges Mal probiert, aufzustehen. Sie behauptet, ihr Gleichgewichtssinn wäre gestört, und sie müßte unbedingt zu einem Spezialisten nach Cork.«
    »Hah!« Maggie warf den Kopf in den Nacken und blickte mit gerunzelter Stirn zum Himmel auf. »Das ist mal wieder typisch für sie. Einen wehleidigeren Menschen als Maeve Concannon gibt es ja wohl nicht. Und dich läßt sie springen, als ob du eine Marionette wärst, mein liebes Kind.« Sie wies mit dem ausgestreckten Finger auf Brie.
    »Das leugne ich ja gar nicht, aber die Fäden zu durchtrennen bringe ich einfach nicht übers Herz.«
    »Ich schon.« Maggie stand auf und wischte sich die Knie ab. »Und zwar mit Geld. Das ist es, worauf sie ihr Leben lang versessen war. Sie hat ihm das Leben weiß Gott zur Hölle gemacht, weil ihm ständig das bißchen Geld, das er hatte, durch die Finger rann.« Wie um ihn nachträglich vor dem Zorn ihrer Mutter zu bewahren, ließ sie beschützend die Hand auf dem Grabstein ihres Vaters ruhen.
    »Das stimmt, aber er hat ihr das Leben nicht weniger schwergemacht. Zwei Menschen, die weniger zueinander paßten, habe ich nie gesehen. Offenbar stimmt es nicht, daß eine Ehe im Himmel oder in der Hölle geschlossen wird. Manchmal steckt eine Beziehung offenbar für alle Zeit im Fegefeuer fest.«
    »Und manchmal scheinen die Menschen zu dumm oder zu selbstgerecht zu sein, um dem Ganzen ein Ende zu machen, indem sie einfach gehen.« Sie strich einmal über den Grabstein,
und dann zog sie die Hand zurück. »Wobei mir Narren immer noch lieber als Märtyrer sind. Leg das Geld zur Seite, Brie. Es dauert nicht mehr lange, dann kommt noch mehr dazu. Dafür sorge ich, wenn ich in Dublin bin.«
    »Wirst du sie noch besuchen, ehe du fährst?«
    »Das werde ich.«
     
    »Ich denke, daß du sie mögen wirst.« Rogan gab einen Löffel Schlagsahne auf sein Gebäck und lächelte seine Großmutter an. »Sie ist eine interessante Frau.«
    »Eine interessante Frau, soso.« Christine Rogan Sweeney zog eine ihrer schmalen, weißen Brauen hoch. Sie kannte ihren Enkel so gut, daß sie normalerweise jede noch so kleine Veränderung in seinem Ton oder seiner Miene zu deuten verstand. Was allerdings diese Maggie Concannon betraf, so gab er ihr Rätsel auf. »In welcher Beziehung interessant?«
    Das wußte er selbst nicht so genau, so daß er, um Zeit zu gewinnen, in seiner Teetasse zu rühren begann. »Sie ist eine brillante Künstlerin mit einer außergewöhnlichen Sicht, aber sie lebt ganz allein in einem winzigen Cottage in Clare, dessen Einrichtung alles andere als geschmackvoll zu nennen ist. Sie widmet sich ihrer Arbeit mit ganzer Leidenschaft, doch zugleich gibt sie ihr Werk nur widerwillig preis. Sie ist abwechselnd charmant und unhöflich – wobei offenbar beides Teil ihres Wesens ist.«
    »Dann scheint sie mir eine recht widersprüchliche Frau zu sein.«
    »Allerdings.« Die Sèvres-Tasse in der Hand, den Kopf gegen das Brokatkissen eines antiken Stuhls gelegt, lehnte er sich genüßlich zurück. Im Kamin loderte ein gemütliches Feuer, und er genoß den frischen Duft nach Blumen und Gebäck, der das Zimmer erfüllte.
    Die gelegentlichen Teestunden mit seiner Großmutter waren für ihn ein ebensolches Vergnügen wie für sie. Der Frieden
und die Ordnung ihres Heims wirkten so beruhigend auf ihn wie ihre beständige Würde und ihre Schönheit, die trotz ihres Alters kaum verblichen war.
    Sie war dreiundsiebzig und stolz darauf, zehn Jahre jünger auszusehen. Ihre Haut war alabasterrein. Von Falten durchzogen, ja, aber die sanften Furchen verliehen ihrem Ausdruck eine heitere Gelassenheit. Ihre Augen waren leuchtend blau, und ihr Haar war so weich und so weiß wie der erste Schnee.
    Sie hatte einen scharfen Verstand, einen hervorragenden Geschmack, ein großes Herz und einen

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