Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
schwindelte, und als ihre Knie nachgaben, stützte sie sich eilig auf die Arbeitsbank. Ein langer Atemzug und dann ein zweiter, und sie sah wieder klar. Sah, daß er sie anstarrte, wobei in seinen Augen eine Mischung aus Begierde und Entsetzen zu lesen war.
»Nun«, stieß sie hervor. »Auf alle Fälle ist es eine Überlegung wert.«
Es wäre närrisch, sich für seine Gedanken zu entschuldigen, dachte Rogan. Lächerlich, sich Vorwürfe zu machen, weil seine Phantasie lebhafte erotische Bilder gezeichnet hatte, in denen er sie zu Boden warf und ihr Hemd und Hose vom Körper riß. Er hatte nichts Derartiges getan. Er hatte sie lediglich geküßt.
Am einfachsten wäre es natürlich, er gäbe ihr die Schuld daran.
»Unsere Beziehung ist rein geschäftlicher Natur«, setzte er mit angespannter Stimme an. »Und es wäre unvernünftig und vielleicht sogar von Nachteil, wenn wir zuließen, daß an diesem Punkt etwas dazwischenkommt.«
Sie wippte auf den Absätzen und sah ihn fragend an. »Miteinander zu schlafen brächte uns also aus dem Konzept?«
Sie schaffte es allen Ernstes, ihm das Gefühl zu vermitteln, wie ein Trottel dazustehen. Und vor allem, ein Verlangen in ihm zu wecken, das stärker war als er. »Wir sollten uns darauf konzentrieren, daß Ihre Ausstellung so gut wie möglich vorbereitet wird.«
»Hmmm.« Unter dem Vorwand, die Arbeitsplatte aufzuräumen, wandte sie sich ab. In Wahrheit jedoch brauchte sie einfach einen Augenblick, damit sie wieder zur Besinnung
kam. Sie ging bestimmt nicht wahllos mit jedem Mann, den sie halbwegs anziehend fand, ins Bett, aber sie sah sich selbst als unabhängige, freie, gescheite Frau, der die sorgsame Auswahl ihrer Liebhaber offenstand.
Und nun erkannte sie, daß ihre Wahl offenbar auf den ihr gegenüberstehenden Rogan Sweeney gefallen war.
»Warum haben Sie mich geküßt?«
»Sie haben mich verärgert.«
Ihr breiter, voller Mund wurde von einem ironischen Lächeln umspielt. »Da das eine meiner Hauptbeschäftigungen zu sein scheint, bringen wir wohl von nun an ziemlich viel Zeit mit Küssen zu.«
»Das ist eine Frage der Selbstbeherrschung.« Er wußte, daß er steif und spröde klang, und er haßte sie dafür.
»Ich bin sicher, davon haben Sie mehr als genug. Ich allerdings nicht.« Sie warf den Kopf in den Nacken und kreuzte die Arme vor der Brust. »Wenn ich zu dem Schluß komme, daß ich Sie will, was werden Sie dann tun? Kämpfen wie ein Löwe, damit es nicht soweit kommt?«
»Ich bezweifle, daß es soweit kommt.« Die Vorstellung rief gleichzeitig eine gewisse Belustigung und ehrliche Verzweiflung in ihm wach. »Wir müssen uns beide auf die Ausstellung konzentrieren. Sie könnte der Wendepunkt in Ihrer Karriere sein.«
»Ja.« Es wäre vernünftig, nicht zu vergessen, worum es ging, dachte sie. »Also nutzen wir einander zunächst nur im geschäftlichen Bereich.«
»Wir fördern einander im geschäftlichen Bereich«, verbesserte er. Himmel, er brauchte frische Luft. »Und jetzt gehe ich los und bestelle den LKW.«
»Ich würde gerne mitkommen«, rief sie ihm hinterher.
»Nach Dublin? Jetzt?«
»Ja. Bis der LKW kommt, kann ich fertig sein. Und dann muß ich nur noch kurz bei meiner Schwester vorbei.«
Sie hielt tatsächlich Wort, und als der LKW mit der wertvollen
Fracht um die Ecke entschwand, war ihr Gepäck bereits im Kofferraum von Rogans Mietwagen verstaut.
»Ich brauche nur zehn Minuten«, sagte sie, als Rogan sie zum Haus ihrer Schwester fuhr. »Ich bin sicher, daß Brie eine Tasse frischen Tee oder Kaffee für Sie hat.«
»In Ordnung.« Er brachte den Wagen zum Stehen und ging mit Maggie die Einfahrt zum Blackthorn Cottage hinauf.
Statt zu klopfen, trat sie einfach ein und ging direkt in die Küche, die im hinteren Teil des Häuschens lag. Eine weiße Schürze vorgebunden und die Hände voller Mehl, stand Brianna am Küchentisch.
»Oh, Mr. Sweeney, hallo. Maggie. Ihr müßt das Durcheinander entschuldigen. Wir haben Gäste, und ich mache Pasteten fürs Abendbrot.«
»Ich fahre nach Dublin.«
»Heute schon?« Brianna griff nach einem Geschirrtuch und wischte sich die Hände ab. »Ich dachte, die Ausstellung finge erst nächste Woche an.«
»Tut sie auch, aber ich fahre lieber jetzt schon hin. Ist sie in ihrem Zimmer?«
Briannas freundliches Lächeln wirkte ein wenig angespannt. »Ja. Warte, ich gehe rüber und sage ihr, daß du gekommen bist.«
»Das sage ich ihr schon selbst. Vielleicht schenkst du Rogan solange einen Kaffee
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