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Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Feuers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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rief Joseph ihm nach, doch da war sein Arbeitgeber bereits aus dem Raum gestürzt.
    »In ihr gottverdammtes Atelier in Clare.«
    Joseph zog erneut an seiner Zigarette und hielt wie zum Toast die Kaffeetasse in die Luft. »Na dann, gute Reise und viel Spaß.«
     
    Der Flug war so kurz, daß sich an Rogans übler Laune bei der Landung des Flugzeugs immer noch nichts geändert hatte, und selbst die Tatsache, daß der Himmel leuchtend blau und die Luft von milder Wärme war, änderte nichts daran. Er schlug die Tür seines Mietwagens hinter sich zu, fuhr vom Parkplatz des Flughafens Shannon auf die Straße hinaus, und immer noch verfluchte er Maggie für ihre Nachlässigkeit.
    Als er ihr Cottage erreichte, war seine Laune auf dem absoluten Tiefpunkt angelangt.
    Die Frau hatte wirklich Nerven, dachte er und stapfte den Weg zu ihrer Haustür hinauf. Zerrte ihn einfach so mir nichts dir nichts von seiner Arbeit und seinen Verpflichtungen fort. Meinte sie etwa, sie wäre die einzige Künstlerin, die für ihn tätig war?
    Er hämmerte gegen die Tür, bis seine Faust zu pochen begann, und als sich nichts rührte, warf er sein normalerweise gutes Benehmen über Bord und trat ungebeten ein. »Maggie!« rief er und sah sich in Wohnzimmer und Küche um. »Zur Hölle mit Ihnen.« Ohne stehenzubleiben, stürmte er durch die Hintertür in Richtung ihres Ateliers.
    Er hätte wissen müssen, daß sie dort zu finden war.
    Sie blickte von einer der Arbeitsbänke und einem Berg zerfetzten Papiers zu ihm auf. »Gut, daß Sie kommen. Ein bißchen Hilfe ist jetzt gar nicht schlecht.«
    »Weshalb in aller Welt gehen Sie eigentlich nie an Ihr verdammtes Telefon? Weshalb haben Sie das Ding überhaupt, wenn Sie es doch nur ignorieren?«
    »Das habe ich mich auch schon oft gefragt. Ach, seien Sie doch so nett und geben Sie mir den Hammer, der da drüben liegt.«
    Er nahm das Werkzeug von der Bank und wog es einen Augenblick in der Hand, als überlege er, daß es eine durchaus geeignete Waffe war. »Wo zum Teufel ist meine Lieferung?«
    »Hier.« Sie fuhr sich mit der Hand durch das zerzauste Haar, ehe sie nach dem Hammer griff. »Ich packe sie gerade ein.«
    »Sie sollte gestern in Dublin sein.«
    »Nun, das konnte sie schlecht, denn wie Sie sehen, habe ich sie bisher noch nicht abgeschickt.« Mit schnellen, geübten Bewegungen trieb sie ein paar Nägel in die Kiste, die vor ihr auf dem Boden stand. »Und falls Sie den ganzen weiten Weg gekommen sind, nur weil Sie wissen wollten, wo die letzten Teile sind, dann haben Sie offenbar nicht allzuviel zu tun.«
    Er zerrte sie vom Boden und drückte sie mit einer solchen Wucht auf die Arbeitsbank, daß sie den Hammer fallen ließ. Ehe sie jedoch Luft holen konnte, um ihm ins Gesicht zu spucken, umfaßte er ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.
    »Ich habe mehr als genug zu tun«, sagte er in gefährlich leisem Ton. »Und einer Verrückten ohne jeden Verstand und jedes Verantwortungsgefühl hinterherzulaufen, damit sie keinen Unsinn verzapft, gehört nicht dazu. Die Arbeitspläne der Angestellten in meiner Galerie sind genauestens durchdacht. Warum also haben Sie nicht einfach meine Anweisungen befolgt und die verdammten Stücke pünktlich abgeschickt?«
    Sie schlug seine Hand von ihrem Kinn. »Die Arbeitspläne Ihrer Angestellten sind mir scheißegal. Mit mir haben Sie keine verdammte Angestellte engagiert, Sweeney, sondern eine Künstlerin.«
    »Und welches künstlerische Vorhaben hat Sie davon abgehalten, eine derart einfache Anweisung zu befolgen, wenn ich fragen darf?«
    Sie zögerte und überlegte, ob sie ihn schlagen sollte, doch dann streckte sie die Hand aus und sagte einfach: »Das.«
    Er blickte über die Schulter zurück und erstarrte. Nur die blinde Wut hatte ihn daran hindern können, das Gebilde gleich beim Betreten des Ateliers zu sehen.
    Die Skulptur stand am anderen Ende des Raums, beinahe einen Meter hoch, blutig rot, eine verzerrte und gleichzeitig sinnliche Form. Ein Gewirr aus Gliedmaßen, dachte er, schamlos in seiner Sexualität, wunderschön in seiner Menschlichkeit. Er trat näher, um sich das Werk aus einem anderen Winkel anzusehen.
    Beinahe, beinahe hätte er Gesichter erkannt. Sie schienen mit der Phantasie zu verschmelzen und ließen beim Betrachter nur das Gefühl vollkommener Erfüllung zurück. Es war unmöglich zu erkennen, wo eine Form endete und die andere begann, so vollständig, so perfekt war ihre Vereinigung.
    Es war, dachte er, eine Huldigung des menschlichen

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