Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
aber zugleich bedachte sie Maggie mit einem furchtsamen Blick. »Margaret Mary, du bist ein schlechtes, verlogenes Kind.«
»Du bist die Lügnerin, und was noch viel, viel schlimmer ist, du hast das Glück deiner eigenen Tochter zunichte gemacht, nur weil du selbst nicht glücklich bist. Murphy hat es mir erzählt« – Maggies Stimme war angespannt –, »nachdem es zu einer widerlichen Schlägerei zwischen ihm und Rory gekommen war. Rory hat ihm nicht geglaubt, als er sagte, zwischen ihm und Brianna hätte sich niemals etwas abgespielt. Und warum sollte er auch, nachdem ihm die Geschichte schließlich von Briannas eigener Mutter mit tränenerstickter Stimme erzählt worden war?«
»Sie war zu jung, um zu heiraten«, warf Maeve eilig ein. »Ich wollte nicht, daß sie denselben Fehler wie ich begeht und sich auf diese Weise ihr Leben ruiniert. Glaube mir, der Junge war nicht der richtige für sie. Er hätte es nie zu etwas gebracht.«
»Sie hat ihn geliebt.«
»Von Liebe allein wird man nicht satt.« Maeve ballte die Fäuste und zerrte verzweifelt an ihrem Taschentuch herum. »Warum hast du es ihr bisher noch nicht erzählt?«
»Weil ich dachte, daß es ihren Schmerz nur unnötig verstärkt. Ich habe Murphy gebeten, ebenfalls nichts zu sagen, da ich weiß, wie stolz Brianna ist, und da ich nicht wollte, daß ihr auch noch dieser Stolz genommen wird. Vielleicht war ich auch wütend, weil er dir geglaubt hat, weil seine Liebe nicht stark genug war, um die Lüge zu erkennen, die ihm da von dir aufgetischt worden war. Aber wenn du jetzt nicht tust, was ich dir sage, erzähle ich es ihr. Ich marschiere geradewegs in die Küche und erzähle es ihr. Wenn nötig, zerre ich auch noch den armen Murphy mit. Dann hast du niemanden mehr.«
Sie hatte nicht gewußt, daß der Geschmack von Rache so bitter war. Er lag ihr kalt und widerlich im Mund, als sie weitersprach. »Wenn du allerdings tust, was ich dir sage, schweige ich wie ein Grab. Und ich verspreche dir, daß ich für dich sorgen werde, solange du lebst, und daß ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, damit du zufrieden bist. Ich kann dir nicht zurückgeben, was du besessen oder wovon du geträumt hast, ehe du mit mir schwanger warst. Aber ich kann dir etwas geben, was dich vielleicht wenigstens etwas zufriedener als in all den letzten Jahren macht. Dein eigenes Heim. Du brauchst nur mein Angebot annehmen, und schon bekommst du alles, was dir immer so wichtig war – Geld, ein hübsches Haus und eine Angestellte, die dir stets zu Diensten ist.«
Maeve sah ihre Tochter mit zusammengekniffenen Lippen an. Oh, mit diesem Mädchen zu verhandeln kränkte ihren Stolz. »Woher weiß ich, daß du dein Wort halten wirst?«
»Du mußt mir eben glauben. Und außerdem schwöre ich diese Dinge bei der Seele von Dad.« Maggie erhob sich von
ihrem Stuhl. »Damit mußt du dich wohl zufriedengeben, ob es dir nun reicht oder nicht. Sag Brianna, ich hole sie morgen um zehn Uhr ab.« Und mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt und marschierte, ohne sich noch einmal umzudrehen, davon.
12. Kapitel
Für den Rückweg nahm sie sich Zeit, wobei sie wieder die Strecke über die Felder statt über die Straße nahm. Während sie ging, pflückte sie einen Strauß aus zwischen den Gräsern wachsenden Mädesüß und Baldrian. Murphys wohlgenährte Kühe, deren prall gefüllte Euter verrieten, daß es bald Zeit zum Melken war, hoben noch nicht einmal die Köpfe, als sie die steinernen Mauern zwischen Weiden und Feldern und zwischen Feldern und Wiesen voller Sommerheu erklomm.
Dann sah sie Murphy selbst. Er saß auf seinem Traktor und erntete zusammen mit Dougal Finnian und dem jungen Brian O’Shay einen Teil des wogenden Heus. In Gälisch wurde diese Art der Zusammenarbeit comhair genannt, aber Maggie wußte, daß die Bedeutung des Wortes hier im Westen viel mehr als die reine Übersetzung »Hilfe« war. Es war ein Begriff, der Gemeinschaft verriet. Niemand war hier allein, weder beim Heuen noch wenn es um das Stechen von Torf oder im Frühjahr um die Aussaat ging.
Heute bearbeiteten O’Shay und Finnian Murphys Land, und morgen oder übermorgen war es umgekehrt. Der Traktor oder Pflug oder zwei kräftige Hände und ein starker Rücken wären zur Stelle, und die Arbeit würde getan.
Vielleicht waren die Felder der Menschen durch Steinmauern getrennt, aber die Liebe zum Land vereinigte sie.
Maggie hob eine Hand und erwiderte den Gruß der drei Bauern, während sie Blumen
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