Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
vor kurzem erfahren, daß du einmal gesungen …«
»Schweig«, unterbrach Maeve sie in eisigem Ton und wurde durch den Schock eines nie vergessenen und nie vergebenen Schmerzes kreidebleich. »Ich verbiete dir, über diese Zeit zu sprechen.«
»Ich wollte nur sagen, wie leid es mir tut.«
»Ich will dein Mitleid nicht.« Mit zusammengekniffenen Lippen wandte sich Maeve von ihrer Tochter ab. Sie ertrug es nicht, daß man ihr die Vergangenheit entgegenschleuderte, daß man sie bedauerte, weil sie gesündigt und dadurch das verloren hatte, was ihr im Leben das Wichtigste gewesen war. »Sprich nie wieder davon.«
»Also gut.« Maggie beugte sich vor, und Maeve wandte sich ihr wieder zu. »Nur das sage ich noch: Du gibst mir die Schuld daran, daß du diese Dinge verloren hast, und vielleicht ist dir das ein Trost. Ich kann mir nicht wünschen, nicht geboren zu sein, aber ich tue, was ich kann. Du bekommst ein Haus, ein schönes Haus, und eine respektable, kompetente Frau, die sich um dich kümmert, die dir eine gute Gesellschafterin ist und dir vielleicht eines Tages sogar eine Freundin werden kann. Ich tue es für Dad und für Brie. Und für dich.«
»In deinem ganzen Leben hast du noch nie etwas für mich getan, sondern mir immer nur Scherereien gemacht.«
Maggie erkannte, daß ihre Mutter nicht bereit zu einer Versöhnung, zu einem neuen Anfang war. »Das hast du mir schon x-mal gesagt. Wir werden ein Haus für dich suchen, das nahe genug ist, damit Brie dich besuchen kann, wenn sie meint, daß es nötig ist. Und wir werden die Wohnung so einrichten, wie es dir gefällt. Du bekommst monatlich einen bestimmten Betrag für Essen, Kleider und was du sonst noch brauchst. Aber
ich schwöre bei Gott, daß du noch vor Ende des Monats aus diesem Haus verschwunden bist.«
»Hirngespinste«, tat Maeve ihre Ausführungen ab, doch hinter ihrem scharfen Ton spürte Maggie eine Spur von Angst. »Genau wie dein Vater hast du nichts als verrückte Träume und närrische Pläne im Kopf.«
»Weder verrückt noch närrisch«, sagte Maggie, zog abermals den Scheck hervor und beobachtete zufrieden, wie ihre Mutter schockiert die Augen aufriß. »Tja, er ist echt, und er gehört mir. Ich habe das Geld verdient. Ich habe es verdient, weil Dad an mich geglaubt und mir die Möglichkeit zum Lernen gegeben hat.«
Maeve bedachte Maggie mit einem berechnenden Blick. »Was er dir gegeben hat, gehörte nicht nur ihm, sondern auch mir.«
»Das Geld für Venedig, für die Ausbildung und für das Dach über meinem Kopf, das stimmt. Aber alles, was er mir darüber hinaus gegeben hat, hatte nichts mit dir zu tun. Keine Angst, ich werde dafür sorgen, daß du deinen gerechten Anteil an dem Geld bekommst. Aber danach schulde ich dir gar nichts mehr.«
»Du verdankst mir dein Leben«, keifte Maeve sie zornig an.
»Ein Leben, das dir nie allzuviel bedeutet hat. Vielleicht weiß ich inzwischen auch, weshalb, aber dieses Wissen ändert nichts daran, daß mir deine Gleichgültigkeit immer weh getan hat. Versteh mich richtig, ich erwarte, daß du gehst, ohne dich zu beschweren, und daß du Brianna während der letzten Tage, die du in ihrem Haus verbringst, das Leben nicht unnötig zur Hölle machst.«
»Ich denke gar nicht daran zu gehen.« Maeve suchte in der Tasche ihres Kleides nach einem spitzenbesetzten Taschentuch. »Eine Mutter hat die Fürsorge ihres Kindes verdient.«
»Du liebst Brianna ebensowenig wie mich. Das wissen wir beide, Mutter. Vielleicht denkt sie, daß es anders ist, aber laß
uns wenigstens jetzt, da wir alleine sind, ehrlich sein. Du hast ihre Gutmütigkeit ausgenutzt, und dabei hätte sie, weiß Gott, jedes bißchen Liebe verdient, das du in deinem kalten Herzen hast.« Maggie holte tief Luft und zog das As aus dem Ärmel, das sich seit bereits fünf Jahren darin befand. »Oder soll ich ihr vielleicht erzählen, warum Rory McAvery so plötzlich nach Amerika gegangen ist und ihr das Herz gebrochen hat?«
Maeve fuhr zusammen, als hätte man ihr einen Schlag versetzt. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
»O doch, das weißt du ganz genau. Du hast ihn beiseite genommen, als du sahst, daß er Brianna ernsthaft den Hof zu machen begann. Und du hast ihm erzählt, du könntest unmöglich zulassen, daß er sein Herz deiner Tochter schenkt. Nicht, nachdem sie sich bereits einem anderen hingegeben hatte. Du hast ihn davon überzeugt, daß sie mit Murphy geschlafen hat.«
»Das ist eine Lüge.« Maeve reckte trotzig das Kinn,
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