Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
Vom Netzwerk:
gerne mal nach New London.«
    Tess und ich drehen uns auf unseren Stühlen herum. Maura muss doch wissen, dass er dem niemals zustimmen würde. Er weiß schon nicht, was er zu Hause mit uns anfangen soll, und würde es in New London erst recht nicht wissen.
    »Nein, nein, ich komme schon allein klar. Und ich hätte auch gar keine Zeit, auf dich aufzupassen. New London ist kein Ort für eine junge Dame ohne eine Begleitperson. Du bist hier bei deinen Schwestern viel besser aufgehoben.« Vater isst noch einen Löffel Suppe und bemerkt gar nicht, wie enttäuscht Maura ist. »Nun, was diese Gouvernante angeht: Schwester Elena wurde uns wärmstens von Mrs Corbett empfohlen. Sie war die Gouvernante von Regina.«
    Und Regina hat eine sehr gute Partie gemacht. Vater sagt es nicht, aber es hängt in der Luft, so schwer wie der Abendnebel. Ist es das, was er für uns will? Regina Corbett ist eine alberne Idiotin, und ihr Ehemann ist fromm und reich und angesehen. Er wird mit Sicherheit beim nächsten Mal berücksichtigt, wenn die Bruderschaft eine Stelle zu besetzen hat. Der Regionalrat besteht aus zwölf Mitgliedern, deren Alter vom alten Bruder Elliott, Brennas Großvater, bis zu dem zwanzigjährigen, gut aussehenden Bruder Malcolm reicht, der erst letzten Herbst geheiratet hat.
    Bruder Ishida, der Ratsvorsitzende, berichtet zweimal im Jahr an den Nationalrat in New London. Der Nationalrat mischt sich üblicherweise aber nicht in Kleinstadtangelegenheiten ein, sondern beschäftigt sich mehr mit der sich anbahnenden Bedrohung durch einen neuen Krieg mit Indochina, das die Westhälfte Amerikas besetzt hat, oder mit Spanien, das den Süden kolonialisiert hat. Es sind Bruder Ishida und der Rat von Chatham, vor denen wir uns in Acht nehmen müssen. Wenn sie wüssten, was wir sind, wäre all ihre väterliche Güte mit einem Wimpernschlag verflogen. Ob jung oder alt, sie sind sich einig in ihrem Eifer, Neuengland von Hexen zu befreien.
    Für kein Geld der Welt würde ich ein Mitglied der Bruderschaft heiraten.
    »Ich kann mich noch gut an Reginas Gouvernante erinnern«, sagt Maura. Sie zerreißt ihr Brot in Stücke, anstatt es zu essen. »Sie ist jung. Und sehr hübsch.«
    Ich kann mich beim besten Willen nicht an sie erinnern. Dabei müssen wir sie beim Gottesdienst gesehen haben und ihr gelegentlich auf der Straße begegnet sein, aber sie war schließlich auch nur für drei Monate in der Stadt, bis Regina geheiratet hat.
    »Ich habe vorhin den anderen neuen Angestellten getroffen«, verkünde ich. »Finn Belastra?«
    »Ach, ja.« Vater schüttelt den Kopf. »Als ich neulich im Buchladen war, habe ich mit seiner Mutter gesprochen. Marianne sagt, die Bruderschaft hat ihnen die halbe Kundschaft verschreckt. In der Hoffnung, etwas Verbotenes zu finden und den Laden zu schließen, nehme ich an. Was für eine Schande, wenn es so weit kommt, dass die Leute Angst vor Büchern haben!«
    Ganz zu schweigen davon, dass sie Angst vor Mädchen haben. Ich unterbreche ihn, bevor er richtig loslegen kann. »Ja, aber versteht Finn denn überhaupt etwas vom Gärtnern?«
    »Er ist ein sehr intelligenter junger Mann. Wäre ein feiner Gelehrter geworden«, sagt Vater, womit er nicht wirklich meine Frage beantwortet. Er redet weiter davon, dass Finn ursprünglich zur Universität gehen sollte, bevor sein Vater starb, und wie unglaublich schade es ist, und ich bin mir sicher, dass Finn bestimmt begeistert wäre, wenn er wüsste, dass seine Mutter im ganzen Ort über ihn geredet hat.
    Ich antworte ihm höflich, als Vater dazu übergeht, zu betonen, wie wichtig es ist, zu lernen. Wahrscheinlich will er uns die Gouvernante schmackhaft machen, aber ich bin sowieso die Einzige, die ihm zuhört. Maura hat einen Roman auf ihrem Schoß versteckt, und Tess macht sich einen Spaß daraus, eine der Kerzen in den Wandleuchtern aufflackern zu lassen. Als ich sie eindringlich ansehe, hört sie damit auf und lächelt entschuldigend. Ich schüttele den Kopf und schiebe mein Stück Apfelkuchen von mir weg. Der Appetit ist mir inzwischen vergangen.
    Nach dem Abendessen können wir machen, was uns gefällt. Wenn Vater nicht da ist, überreden wir Mrs O’Hare manchmal, etwas mit uns zu spielen. Wir spielen oft Schach oder Dame, obwohl Tess immer bei beidem gewinnt und Maura eine schlechte Verliererin ist. An diesem Abend zieht Vater sich in sein Arbeitszimmer zurück, und Maura geht ohne ein Wort die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf. Bleiben Tess und ich.
    Ich folge meiner

Weitere Kostenlose Bücher