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Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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können.«
    Tess spielt mit der Spitzenborte an ihrem Ärmel. »Ich weiß«, flüstert sie.
    »Brenna Elliott. Gwen Foucart. Betsy Reed. Marguerite Dolamore.«
    Ich spule die Namen herunter wie das große Einmaleins, das wir von Vater gelernt haben. Es sind die Namen der vier Mädchen, die im letzten Jahr von der Bruderschaft verhaftet wurden. Gwen und Betsy wurden zu Strafarbeit auf dem Gefängnisschiff vor New London verurteilt. Auf dem Schiff herrschen entsetzliche Zustände – harte Knochenarbeit und kaum etwas zu essen. Es gibt dort Ratten, habe ich gehört, und Krankheiten, und oft überleben die Mädchen das Ganze nicht. Was mit Marguerite passiert ist, weiß allerdings niemand. Sie ist vor ihrer Verhandlung einfach verschwunden, mitten in der Nacht abgeholt worden.
    »Wäre es dir lieber, Maura würde verdächtigt? Oder du?« Ich bin erbarmungslos. Ich muss es sein.
    »Nein. Nein, niemals.« Tess’ rosige Wangen verlieren alle Farbe. »Es wird nicht wieder vorkommen.«
    »Und du wirst zu Hause auch vorsichtiger sein? Keine Magie mehr beim Abendessen?«
    »In Ordnung. Ich wünschte nur, wir könnten Vater die Wahrheit sagen. Vielleicht würde er dann mehr zu Hause bleiben. Sich mehr um uns kümmern. So werde ich niemals mit meinem Unterricht vorankommen.«
    Ich starre die Goldblumen auf dem Teppich an. Es liegt so viel Hoffnung in Tess’ Stimme. Sie wünscht sich einen normalen Vater, einen, bei dem sie sich darauf verlassen kann, dass er sie beschützt.
    Aber wir sind keine normalen Mädchen. Wenn Vater wüsste, wie ich in seine Gedanken eingedrungen bin, ihm meinen Willen aufgezwungen habe und dabei Gott weiß was für andere Erinnerungen zerstört habe, würde er mir jemals vergeben?
    Ich würde es gerne glauben. Ich würde gerne daran glauben, dass er es verstehen würde. Aber er macht nicht gerade den Eindruck, als wenn er für uns kämpfen würde. Was nur bedeutet, dass ich doppelt so hart kämpfen muss. Ich lege das Kinn auf die Knie. »Wir wissen nicht, was er tun würde, Tess. Wir können es nicht riskieren.«
    Tess ringt ihre blassen Hände im Schoß. »Ich verstehe nicht, warum sie ihm nicht vertraut hat«, sagt sie schließlich. »Ich wünschte, ich könnte es verstehen. Ich wünschte, Mutter wäre hier.«
    Sie dreht sich wieder zum Klavier und findet etwas Trost in ihrer Sonate. Als ich die Post vom Teetisch durchsehe, finde ich ein paar Rechnungen für Vater, einen Brief von seiner Schwester und – zu meiner Überraschung – einen Brief ohne Marke, der in einer unbekannten, geschwungenen Schrift an Miss Catherine Cahill adressiert ist. Wer könnte mir schreiben? Was die Korrespondenz mit Vaters Familie angeht, bin ich in Rückstand geraten, und Mutter hat keine lebenden Verwandten.
    Liebe Cate,
    Du kennst mich nicht, aber Deine Mutter und ich waren einmal sehr gute Freundinnen. Jetzt ist Anna nicht mehr da, und ich, die Dich eigentlich in ihrer Abwesenheit leiten sollte, kann Dir keine große Hilfe sein. Nur dies: Finde das Tagebuch Deiner Mutter. Es wird die Antworten enthalten, die Du suchst. Ihr drei befindet Euch in großer Gefahr.
    Mit herzlichen Grüßen
    Z. R.
    Der Brief fällt mir aus den Fingern und auf den Boden. Tess spielt weiter Klavier, ohne meinen Schrecken zu bemerken.
    Ich kenne Z.R. nicht, aber anscheinend kennt sie uns. Kennt sie etwa auch unsere Geheimnisse?

Kapitel 3
    Ich fand es noch nie besonders einfach, während der Sonntagsschule still zu sitzen. Eine meiner ersten Kindheitserinnerungen ist, wie ich mich auf der harten, hölzernen Kirchenbank winde. Ich nehme an, die Bruderschaft hat die Bänke absichtlich so bauen lassen, aus Furcht, dass wir es uns zu bequem machen könnten.
    Es heißt Sonntagsschule, aber wir müssen sie zweimal die Woche besuchen: sonntags vor dem normalen Gottesdienst und mittwochabends. Es gibt zwei verschiedene Klassen: eine für Kinder unter zehn, im Klassenzimmer den Flur hinunter, wo einfache Gebete und die Glaubensgrundsätze der Bruderschaft gelehrt werden, und eine für Mädchen von elf bis siebzehn, wo uns beigebracht wird, wie verdorben wir sind.
    Die Luft hier drinnen ist abgestanden, obwohl der Wind draußen kühl und frisch durch die Bäume weht. Die Brüder öffnen niemals ein Fenster. Gott behüte, dass wir durch irgendetwas abgelenkt werden, und wenn es auch nur so etwas Harmloses wie die Septemberluft ist, die unsere Haut kitzelt.
    Heute unterrichtet uns Bruder Ishida, der Ratsvorsitzende der hiesigen Bruderschaft. Er ist

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