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Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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wie Maura und Tess. Und Vater.
    Ich zögere, irgendwie sollte ich noch etwas sagen.
    »Na schön, bringen Sie meine Blumen nicht um«, murmele ich und streiche beschützend mit einer Hand über einen Strauch rosaroter Teerosen.
    Finn lacht. »Ich werde mein Bestes geben. Guten Tag, Miss Cahill.«
    Ich mache ein finsteres Gesicht. »Guten Tag, Mr Belastra.«
    * * *
    Meine Laune wird beim Abendessen nicht unbedingt besser.
    Mrs O’Hares Fischsuppe schmeckt genauso furchtbar wie erwartet: versalzen und schlecht gewürzt. Mrs O’Hare ist eine ausgezeichnete Haushälterin, aber eine lausige Köchin. Ich schmiere frische Butter auf dicke Scheiben Sauerteigbrot und ignoriere die Suppentasse vor mir. Tess fixiert Vaters Tasse, und einen Augenblick später erklärt er die Suppe für ein Gedicht.
    Ich sehe Tess finster an, bis Maura mich unter dem Tisch tritt.
    Ich trete noch fester zurück, und sie zuckt zusammen. Das Brot in meinem Mund verwandelt sich in gepfefferte Asche. Ich würge und greife nach meinem Wasserglas.
    »Alles in Ordnung, Cate?«, fragt Vater und sieht von seiner wunderbaren Fischsuppe auf.
    »Ja«, keuche ich. Maura setzt ein Unschuldslächeln auf. Sie weiß, dass ich mich nicht mit Magie zur Wehr setze, denn das tue ich nie, aber ich bin nah daran, mich über den Tisch zu beugen und ihr eine Ohrfeige zu geben.
    »Ich denke, ihr habt alle von der neuen Gouvernante gehört?« Vater sitzt an der Stirnseite des Mahagonitisches mit Tess und Maura auf der einen und mir auf der anderen Seite. Rechtmäßig bin ich jetzt die Dame des Hauses und müsste am Fuße des Tisches sitzen, aber für mich ist das immer noch Mutters Platz.
    Tess und Maura nicken, und Vater fährt fort. »Sie reist am Montag an. Ich bleibe bis Donnerstag, bis sie sich überall zurechtfindet, aber dann werde ich für ein paar Wochen unterwegs sein. Es kann sein, dass ich erst zu Allerseelen zurück bin.«
    Tess lässt scheppernd ihren Löffel fallen. »Das ist über ein Monat! Und was ist mit Ovid?« Sie haben gerade begonnen, die Metamorphosen zu lesen. Das Buch ist von der Bruderschaft verboten – zu viele seltsame Götter und Vorkommnisse –, aber Vater hat heimlich ein Exemplar beiseitegeschafft.
    Mir wird schwer ums Herz. Nach Mutters Tod, als klar war, dass er keine Söhne haben würde, begann Vater, mit Tess zu lesen und sie in den von ihm so geliebten toten Sprachen zu unterrichten. Sie verschlingt die Lektionen wie ein verhungerndes Kätzchen und nimmt begeistert jedes Stückchen Wissen und jedes Überbleibsel von Zuneigung, das er ihr zuwirft, auf.
    Vater starrt auf einen leeren Fleck an der Wand. »Es tut mir leid, aber ich muss unsere Stunden verschieben.«
    Doch es tut ihm nicht leid, nicht wirklich. Maura hat recht; das Einzige, was Vater wichtig ist, sind seine Bücher und sein Geschäft. Wut steigt in mir auf. Bemerkt er denn überhaupt nicht, wie sehr Tess ihn bewundert? Aber er ist ja nicht da und bekommt nicht mit, wenn sie wieder Trübsal bläst, sobald er abgereist ist. Ich bin diejenige, die sie dann wieder aufheitern darf und die versuchen kann, sie mit Improvisationstheater und Unterricht in Magie im Garten zu unterhalten.
    »Wird die Gouvernante uns irgendetwas Interessantes beibringen?«, fragt Tess. »Oder nur so langweilige Sachen wie Zeichnen und Französisch?«
    Vater räuspert sich. »Ähm … ich denke, eher Letzteres. Euer Lehrplan wird nichts enthalten, was nicht von der Bruderschaft vorgesehen ist. Ich weiß, ihr seid etwas anderes gewöhnt, aber Zeichnen und Französisch – das sind nützliche Fertigkeiten für eine junge Dame, Teresa.«
    Tess seufzt und spielt mit ihrem Löffel. Sie spricht bereits fließend Französisch, Latein und Griechisch. Vater hat ihr versprochen, ihr als Nächstes Deutsch beizubringen.
    »Wirst du dich nicht einsam fühlen?« Maura geht zur Anrichte und schenkt Vater ein Glas Portwein aus der Kristallkaraffe ein. »Wenn du so lange von zu Hause weg bist?«
    Vater hustet. Kann es sein, dass er in letzter Zeit mehr hustet als sonst? Er sagt, es liegt bloß an dem Wetterumschwung, aber ich finde, er sieht ziemlich müde um die Augen herum aus. »Ich werde sehr beschäftigt sein. Den ganzen Tag lang Termine.«
    »Aber hättest du nicht gerne Gesellschaft? Jemanden, mit dem du zusammen essen kannst?« Maura schenkt ihm ein bezauberndes Lächeln. Sie sieht aus wie Mutter, wenn sie lächelt. »Du arbeitest viel zu viel. Ich könnte mitkommen und mich um dich kümmern. Ich würde so

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