Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)
Laden. Ich wollte es Ihnen nicht vor Paul und Mrs O’Hare sagen.«
Finn presst die Lippen zusammen. »Das ist nichts Neues. Es tut mir leid, wenn ich Sie in Schwierigkeiten gebracht habe, aber – «
»Nein, überhaupt nicht, sie denken, ich wäre praktisch eine Analphabetin!«
»Was?« Finn lehnt sich gegen die Steinmauer, die unseren Garten umgibt.
»Offensichtlich ist es allgemein bekannt, dass ich nicht besonders helle bin«, fauche ich und werfe die zerpflückte Blume zu Boden. Finn starrt mich an. Dann – mutiger Mann – greift er nach meiner Hand und hält sie.
Es reicht aus, den Zorn in mir zu bändigen.
»Lassen Sie sich nicht von den Brüdern kleinmachen. Die Brüder sind sehr gut darin, aber jeder, der auch nur halbwegs intelligent ist, weiß, wie klug Sie sind.« Er betrachtet mich von der Seite. »Und tapfer. Sie haben kaum gezögert, als Sie hörten, dass die Brüder hier sind.«
»Sie halten mich für klug?« Er? Der brillante Gelehrte?
»Ja, das tue ich.« Er schlingt seine Finger um meine, und die Berührung beruhigt und beunruhigt mich gleichermaßen. Das Herz schlägt mir bis zum Hals. »Was haben die Brüder noch wissen wollen?«, fragt Finn.
Da höre ich Kutschenräder über ein Schlagloch rattern. John fährt die Kutsche aus der Scheune. Ich lasse Finns Hand los und bewege mich so weit zurück, bis ein angemessener Abstand zwischen uns ist. »Geht es Ihrer Mutter besser?«
Finn sieht mich verwirrt an. »Ja. Sie kümmert sich heute schon wieder um den Laden.«
»Vielleicht komme ich morgen mal vorbei. Ich möchte sie gern etwas fragen.« Es ist gewagt, da die Brüder den Laden beobachten, ich weiß. Aber wie soll ich sonst etwas über diese verdammte Prophezeiung erfahren? Ich muss mir eine andere Besorgung für Vater einfallen lassen. »Werden Sie morgen da sein?« Ich gebe mir Mühe, es so klingen zu lassen, als wäre es mir gleichgültig, aber ich merke doch, dass ich ihn gern wiedersehen würde.
Finn lächelt. »Vormittags, ja. Bis morgen dann.«
»Bis dann«, sage ich.
Ich lehne mich gegen die Mauer und zerpflücke noch eine Schwarzäugige Susanne, während ich ihm hinterherblicke, wie er den Weg entlanghumpelt. Ich habe das Gefühl, dass es bis morgen noch ganz schön lange hin ist, ohne ihn zu sehen.
Das kann ja kein gutes Ende nehmen.
Als ich zurück in die Küche komme, sitzt Paul auf Finns Sessel. Mrs O’Hare ist verschwunden. Er springt auf, als ich hereinkomme.
»Ich bin müde«, sage ich kurz angebunden. »Es war ein sehr anstrengender Vormittag.«
»Ach ja?« Paul bewegt seinen Unterkiefer auf die für ihn so typische Art. Noch eine Sache, die sich nicht verändert hat – ich kann es ihm immer noch ganz genau ansehen, wenn ich ihn verärgert habe. »Nun, ich werde nicht gehen, bevor du mir nicht gesagt hast, warum die Brüder hier waren, also kannst du auch genauso gut gleich damit herausrücken.«
Ich nehme den Brotlaib vom Fensterbrett und lege ihn auf den Tisch. »Es war nichts.«
Paul lehnt sich auf den Tisch und umfasst seine gebräunten, muskulösen Unterarme. »Erzählst du es mir trotzdem? Ich würde es wirklich gern wissen. Und Belastra hast du es ja anscheinend auch erzählt. Ich wusste noch gar nicht, dass ihr zwei so eng befreundet seid.«
Finn hat recht. Paul ist eifersüchtig.
»Sind wir nicht. Ich kenne ihn überhaupt nicht. Kaum.« Paul und ich starren uns eine Weile an. Ich habe schon oft die Geduld mit ihm verloren, aber ich sollte seine Gutmütigkeit nicht überstrapazieren. Er macht sich ja bloß Sorgen um mich.
Und um ehrlich zu sein, mache ich mir auch Sorgen.
»Es hatte mit dem Buchladen zu tun«, erkläre ich, während ich anfange, wie wild mit einem Silbermesser das Brot zu schneiden. »Die Brüder haben Mrs Belastra im Verdacht, verbotene Bücher zu verkaufen. Ich war gestern da, um eine Nachricht von Vater zu überbringen. Sie haben mich gesehen und wollten wissen, ob ich irgendetwas Ungewöhnliches bemerkt habe.«
»Das ist alles?« Die Erleichterung steht Paul ins Gesicht geschrieben.
»Fast. Sie wollten mich auch an meine Absichtsbekundung erinnern«, seufze ich.
Paul sieht auf einmal gar nicht gut aus. »Und das hast du Belastra erzählt?«
»Nein, ich habe ihm erzählt, dass die Brüder den Laden beobachten.«
»Oh.« Er nimmt seinen Gehrock von der Stuhllehne. »Dann ist also nichts zwischen euch?«
»Was sollte da sein? Er ist unser Gärtner.« Ich versuche, so unschuldig wie möglich zu klingen, aber ich muss
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