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Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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schon wieder an die errötete Haut mit den Sommersprossen in Finns Nacken denken. An die Wärme seiner Finger, als sie meine Hand umschlossen.
    »Ich weiß nicht. Ich war eine Weile weg.« Paul wirft sich den Mantel über seine breiten Schultern. »Woher soll ich wissen, wer dir in der Zwischenzeit Besuche abgestattet hat?«
    »Finn Belastra hat mir keine Besuche abgestattet, das kann ich dir versichern.«
    Er kommt um den Tisch herum, stützt sich mit der Hand an der Wand hinter mir ab und hält mich so zwischen Eistruhe, Tisch und seinem Körper gefangen. »Gut. Ich glaube auch nicht, dass Belastra die Art von Mann ist, der zu dir passen würde.«
    Überhebliche Kreatur. »So? Und was für eine Art von Mann würde zu mir passen?«
    Paul legt mir eine Hand unter das Kinn, seine Augen sind wieder voller Zuversicht. Und dann gleiten seine Finger auf eine Weise meinen Unterkiefer entlang, dass ich einen ganz trockenen Mund bekomme und mein Herz zu rasen anfängt.
    »Ich.«

Kapitel 10
    Am nächsten Morgen schreite ich in meinem neuen, mit Pelz besetzten grauen Mantel die Church Street entlang. Als ich Mrs Winfield vor der Chocolaterie begegne, bleibt sie stehen, um meinen Mantel zu bewundern und sich nach Vater zu erkundigen. Sie meint, wir würden ihn bestimmt furchtbar vermissen, und ich stimme ihr zu und verzichte darauf, ihr zu erklären, dass das Zusammenleben mit Vater mittlerweile eigentlich mehr dem Leben mit einem sehr langweiligen, lernbegierigen Geist gleicht.
    Das war nicht immer so. Früher hat er uns immer Schokolade und für Mutter einen Strauß Wildblumen mitgebracht, wenn er vom Unterrichten an der Jungenschule nach Hause kam. Wenn es Mutter gut genug ging und das Wetter schön war, haben wir samstags lange Ausflüge unternommen. Mrs O’Hare hat uns dann Brot und Käse und frische Erdbeeren eingepackt, und nach dem Essen las Vater uns Geschichten über Odysseus und Herkules und andere antike Helden vor. Das Gleiche tat er im Winter, wenn der Wind in den Schornsteinen schluchzte und das Feuer im Wohnzimmer gemütlich knisterte. Manchmal hatte er den verschiedenen Personen sogar eigene Stimmen gegeben.
    Ich dachte, irgendwann würde er seinen Kummer hinter sich lassen. Aber das scheint nicht so zu sein.
    Während Mrs Winfield redet, habe ich die gepflasterten Gehsteige im Blick. Ich habe das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden. Ist die alte, in Braun gekleidete Frau vielleicht eine Informantin der Brüder? Oder vielleicht ist es auch Alex Ralston, der gerade sein Pferd vor dem Kramladen anbindet. Normalerweise würde ich das Gefühl als übertriebene Angst abtun, aber seit ich von der Prophezeiung erfahren habe, denke ich, dass wir besonders vorsichtig sein müssen; dass ein einziger falscher Schritt uns teuer zu stehen kommen könnte.
    Endlich wird Mrs Winfield ihres eigenen Geredes überdrüssig und verschwindet in der Chocolaterie. Ich verweile noch ein wenig vor dem Schreibwarenladen und betrachte die Einladungskarten im Schaufenster. Einige Augenblicke später gehe ich weiter und schlendere die Stufen zu Belastras Buchladen empor. Clara richtet gerade die Blumenkästen her und entfernt die verwelkten Blüten.
    Als ich eintrete, sieht Mrs Belastra beim Läuten der Türglocke auf. Sie steht in der Mitte des Ladens und ist gerade dabei, eine Kiste Bücher ins Regal einzusortieren. »Miss Cahill«, sagt sie. »Finn sagte mir schon, dass Sie vorbeikommen würden.«
    »Ja, ich – ich habe gedacht, dass Sie mir vielleicht helfen können. Bei einer Nachforschung.«
    Sie hat die gleichen braunen Augen wie Finn ; ihr Blick ist freundlich, aber berechnend. Ich trete unruhig von einem Fuß auf den anderen und schäme mich plötzlich für all die Male, die ich mich Mrs Belastra gegenüber schroff verhalten habe. Ich war nie bemüht, mehr als die übliche höfliche Unterhaltung mit ihr zu führen, wenn ich Bücher für Vater abgeholt oder Maura begleitet habe. Nicht weil die Belastras nicht unserem gesellschaftlichen Rang entsprechen würden – was sie nicht tun –, sondern weil ich einfach nicht gern hier bin. Ich habe immer Mauras Arm fast ausgerissen, um den Laden so schnell wie möglich wieder verlassen zu können. Und jetzt komme ich und bitte Mrs Belastra in einer Angelegenheit um Hilfe, die für uns beide die Verhaftung bedeuten könnte?
    Es wäre ihr gutes Recht, mich zurückzuweisen.
    »Ich weiß nicht, was Finn Ihnen erzählt hat«, sage ich und straffe die Schultern. »Aber ich habe das

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