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Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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fragen mich jetzt nicht, warum John die Nachricht nicht überbringen konnte. Oder ob Finn und ich allein im Laden waren.
    Bruder Ralston lächelt liebevoll. Er glaubt nur allzu gern an die weibliche Schwäche. Wenn das nicht gerade von Vorteil für mich wäre, würde ich ihm das Lächeln am liebsten aus dem Gesicht schlagen. »Ah, das ergibt schon mehr Sinn. Ihr Vater sagte nämlich, Sie wären nicht besonders belesen.«
    Ich beiße die Zähne zusammen. »Ich muss gestehen, ich verstehe nicht, was daran reizvoll sein soll, aus Büchern zu lernen.« Ich sehe die beiden rehäugig an und klimpere mit meinen blonden Wimpern. Sachi Ishida wäre stolz auf mich.
    »Das ist auch gar nicht schlimm. Zu viel Wissen tut einem Frauenkopf nicht gut«, sagt Bruder Ralston.
    »Sie müssen wegen Ihrer Patentante nicht bekümmert sein, Miss Cahill«, sagt Bruder Ishida. »Sie haben durch uns alle Führung, die Sie brauchen. Es ist unsere Pflicht, uns um unsere Söhne und Töchter zu kümmern, und wir tun es gern.«
    Ich verstecke meine Wut hinter einem Lächeln. »Ja, Sir. Ich bin Ihnen sehr dankbar dafür.«
    »Wann werden Sie siebzehn, Miss Cahill?«
    Oh nein. »Am vierzehnten März, Sir.«
    Bruder Ralston sieht mit seinen vergnügten blauen Augen auf mich hinunter, sein prüfender Blick ist mir unangenehm. »Sie sind sich der Bedeutung Ihres nächsten Geburtstages sicherlich bewusst?« Ich nicke in der Hoffnung, dass das alles ist, aber es geht noch weiter. »Drei Monate vor Ihrem Geburtstag müssen Sie entweder Ihre Verlobung bekannt geben oder Ihre Absicht, der Schwesternschaft beizutreten. Mitte Dezember wird es einen Gottesdienst geben, bei dem Sie entweder geloben werden, Ihrem zukünftigen Ehemann oder dem Herrn zu dienen. Wir nehmen die Absichtsbekundung sehr ernst.«
    »Wenn Sie einen Monat vorher noch keine Verlobung bekannt geben können und auch noch kein Angebot der Schwesternschaft erhalten haben, wird die Bruderschaft sich Ihrer Sache annehmen. Wir werden einen passenden Mann für Sie finden«, sagt Bruder Ishida. »Wir verstehen es als eine Ehre und ein Privileg, unseren Töchtern zu helfen, ihren Platz in unserer Gemeinde zu finden.«
    Bruder Ralston sieht mich sorgenvoll an. »Das bedeutet Mitte November.«
    Mir läuft es kalt den Rücken hinunter. Heute ist der erste Oktober. Nur noch sechs Wochen. Ich muss mich noch früher entscheiden, als ich dachte.
    »Wir haben bereits einige Interessenten«, sagt Bruder Ishida. »Ihre Hingabe an Ihre Schwestern seit dem Tod Ihrer Mutter ist nicht unbemerkt geblieben. Wir kennen einige Witwer mit kleinen Kindern, die die Fürsorge einer Mutter bräuchten. Bruder Anders und Bruder Sobolev wären beide gute Ehemänner für Sie.«
    Ich kann keinen von diesen beiden alten Männern heiraten! Ich werde es nicht! Bruder Sobolev ist ein mürrischer Mann mit sieben Kindern im Alter von zwei bis elf. Wenigstens im Himmel hat seine Frau jetzt ihren Frieden. Und Bruder Anders ist noch älter als Vater – er ist mindestens vierzig, hat Zwillingsjungen im Alter von fünf Jahren, und er ist kahl.
    »Ja, Sir. Ich danke Ihnen«, murmele ich.
    »Sehr gut. Dann können wir ja wieder gehen«, sagt Bruder Ishida. »Wir befreien unseren Geist und öffnen unsere Herzen für den Herrn.«
    »Wir befreien unseren Geist und öffnen unsere Herzen für den Herrn«, wiederholen Bruder Ralston und ich.
    »Und nun gehe in Frieden und diene dem Herrn.«
    »Dank sei dem Herrn.« Und ich bin tatsächlich dankbar. Sobald sie außer Sicht sind, bin ich so dankbar, dass ich spucken könnte.
    Wie können sie es wagen! Wie können sie es wagen, hierher in mein Zuhause zu kommen und mir zu sagen, ich solle meinen Mund halten und möglichst dumm bleiben und besser einen Mann finden, bevor sie es für mich tun müssen!
    Ich warte, bis ich die Kutsche der Brüder nicht mehr hören kann, dann stolziere ich zurück in Richtung Küche. Ich spüre, wie die Magie über mich hereinbricht wie die rauen Wellen auf dem Teich, wenn es stürmt. Ich presse die Handflächen gegen das kühle Fensterglas im Esszimmer und nehme einen tiefen Atemzug.
    Ein roter Lichtblitz erregt meine Aufmerksamkeit. Maura geht Arm in Arm mit Elena unter den Eichen im Garten spazieren. Etwas von Mauras leuchtendem Haar schaut unter ihrer Kapuze hervor. Ich kann sie nie überzeugen, ihre verdammten Bücher liegen zu lassen und mit mir hinauszugehen. Aber für diese Fremde mit ihren schönen Kleidern und hübschen Manieren macht Maura alles. Sie hört

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