Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
Vom Netzwerk:
Tagebuch meiner Mutter gefunden. Sie hat über einige merkwürdige Dinge geschrieben – Dinge, die ich sehr beunruhigend finde. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir weiterhelfen könnten.«
    Ich bin absolut auf sie angewiesen. Ich weiß nicht, was ich sonst tun könnte. Wenn Marianne mir nicht hilft, bin ich verloren.
    »Ich werde tun, was ich kann.« Marianne lächelt nicht wirklich, aber ihre Schultern entspannen sich. »Ich habe Ihre Mutter sehr gemocht.«
    »Ich wusste nicht, dass Sie befreundet waren. Bis ich das Tagebuchgefunden habe. Sie hat Sie darin erwähnt. Sie sagt – das heißt – « Ich strecke den Hals und deute auf den hinteren Bereich des Ladens.
    Mrs Belastra versteht, was ich meine. »Wir sind allein. Finn ist oben. Ich dachte, es wäre Ihnen vielleicht lieber, unter vier Augen zu reden.«
    »Ja, vielen Dank.«
    Ich stehe immer noch kurz hinter der Eingangstür. Das Sonnenlicht des weiten Schaufensters fängt sich in dem kleinen Rubin an Mrs Belastras Ringfinger. Ihre Haare sind zu einem strengen Knoten zurückgebunden, der – wie der Rest ihrer Erscheinung – eher zweckmäßig als modisch ist. Sie hat Krähenfüße in den Augenwinkeln und Sorgenfalten auf der Stirn, aber auch Lachfalten um den Mund. Sie war einmal schön, so viel ist sicher. Sie hat Finns eckiges Kinn und seine vollen, roten Lippen und seine hübsche Stupsnase.
    Seit wann hat Finn eigentlich eine hübsche Nase?
    »Die Freundschaft mit Ihrer Mutter ist aus unserer gemeinsamen Liebe zu den Büchern entstanden«, erklärt Marianne und hält mir einen schmalen Gedichtband hin. »Wir waren beide sehr angetan von den Dichtern der Romantik. Und als Zara in die Stadt kam – «
    »Sie kannten Zara?«
    EinLächelnzucktüberihrGesicht.»So weitdasmöglichwar.SiewareinesehrzurückhaltendePerson.Siewarsehrmutig – umnichtzusagenleichtfertig,wasihreeigeneSicherheitanging.IhreForschungwardasWichtigstefürsie.Finnsagte,Siewarenhier,umdasProzessregister zu lesen und herauszufinden, was mit ihr geschehen ist.«
    Ich sehe auf den glänzenden Holzfußboden. Der Laden riecht nach Wachs und Zitronen, als wenn Marianne gerade ihren Herbstputz gemacht hätte.
    Wenn Zara für Mutter von so großer Bedeutung gewesen ist, warum hat Mutter sie dann nie erwähnt? Hatte sie Sorge, uns mit Geschichten über Harwood zu verängstigen? »Ich wusste nicht einmal, dass ich eine Patentante habe, bis ich Mutters Tagebuch gelesen habe. Ich kann mich überhaupt nicht mehr an sie erinnern.«
    »Sie müssen gerade mal sechs gewesen sein, als sie weggeschickt wurde. Im letzten Jahr ist sie sehr viel gereist , und wenn sie in der Stadt war, stand sie unter Beobachtung der Brüder. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie verhaftet werden würde. Manchmal hat sie sich mit Ihrer Mutter hier getroffen, aber Zara hatte Angst, dass Anna dadurch auch unter Verdacht geraten könnte.«
    Anna . Es ist so lange her, seit ich den Namen meiner Mutter zum letzten Mal gehört habe. Ich vermisse sie so sehr. Eine Woge der Verzweiflung steigt in mir auf, doch ich unterdrücke das Gefühl.
    »Warum sind Sie weiter mit ihr befreundet geblieben? Wenn es so gefährlich war?«
    Marianne lächelt, als würde sie denken, dass die Frage berechtigt ist und nicht unverschämt. »Manche Dinge sind die Gefahr wert, oder? Ich finde nicht, dass irgendjemand das Recht haben sollte, mir vorzuschreiben, was ich lese oder mit wem ich befreundet bin. Es bereitet mir Freude, zu wissen, dass ich die Bruderschaft im Kleinen sabotieren kann. Und ich fand Zaras Arbeit wichtig. Sie hat das Orakel der Persephone studiert, und im letzten Jahr hat sie eine Prophezeiung untersucht, die, wenn sie in Erfüllung gehen sollte, sehr wahrscheinlich Einfluss auf den Lauf der Geschichte haben wird.«
    Ich beiße mir auf die Unterlippe. »Mutter hat in ihrem Tagebuch über die Prophezeiung geschrieben, aber nicht besonders viel. Wissen Sie … wissen Sie mehr darüber?«, frage ich und bete, dass Mutters Vertrauen in Marianne kein Fehler war.
    Marianne nickt eifrig. »Ein wenig. Ich habe etwas, das Ihnen helfen könnte. Warum setzen Sie sich nicht an den Tisch hinten, und ich hole Ihnen etwas zu lesen?«
    Ich schlängle mich zu dem Tisch im hinteren Ladenbereich durch, wo ich das Prozessregister gelesen habe. Mariannes Brille liegt auf dem Tisch neben einer kalten Tasse Tee und einer Nachricht, die in ihrer akkuraten Handschrift verfasst ist.
    Ist Marianne selbst eine Hexe, oder ist sie bloß eine Gelehrte und

Weitere Kostenlose Bücher