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Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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der Spatz fliegt aus dem Fenster.
    »Angeberin«, murrt Rory zitternd. »Und wo ist jetzt mein Brandy?«
    Sachi sieht mich mit lachenden Augen an. »Schau doch mal in den Büschen nach.«
    »Wie lange übst du schon?«, fragt Rory. Sie lässt ihre Schuhe fallen und streckt sich auf dem rot geblümten Sofa aus, als wären wir alte Freundinnen, die ganz ungezwungen miteinander umgehen können.
    »SeitmeinemzwölftenLebensjahr.«Siesehenbeideziemlichbeeindrucktaus,undichbehaltelieberfürmich,dassichseitMuttersTodkaumnochgeübthabe – dassdieZaubersprüche,dieichmitsechzehnbeherrsche,diegleichensind,dieichschonmitdreizehnkonnte.
    »Ichhabeerstmitdreizehnangefangen«,sagtSachi.»VaterhatdasganzeAbendessenübergegenFrauenunddieihnenangeborenePromiskuitätgepredigt,undichbinsowütendgeworden,dassmeineMagieeinfachexplodierte,alsichaufmeinZimmergegangenbin.AllemeinedreiSpiegelsinddabeizerbrochenunddieSpieluhr,dieRenjiromirausNewLondongeschickthatte.IchhabeeineganzeWochegebraucht,umherauszufinden,wieichdieSachenwiederheilemachenkann,undichmusstemirallerhandAusredeneinfallenlassen,umdieHausmädchenvonmeinemZimmerfernzuhalten.Papasolltejanichtdenken, dass sein kleines Mädchen aufbrausend ist.«
    Als ich das erste Mal gezaubert habe, war ich elf. Maura war damals kaum zehn und Tess sieben. Es war ein träger Sommertag. Paul war nicht da, und mir fiel im Haus die Decke auf den Kopf, also überredete ich meine Schwestern, draußen mit mir zu spielen. Der Geruch der Rosen und von frisch gemähtem Rasen umgab uns, als wir mit Kreide auf den Gehwegplatten malten.
    Maura und ich fingen an, uns zu streiten, weil sie meinte, ich hätte absichtlich ihr Bild verwischt. Sie schubste mich, und ich stolperte gegen Tess, die hinfiel und sich die Strümpfe aufriss und das Knie aufschlug. Maura sagte, es wäre alles meine Schuld, und sie würde es Mutter erzählen. Tess saß einfach nur da, mit bebender Unterlippe und blutendem Knie. Ich war so sauer, ich wollte Maura schütteln – ich wollte, dass sie diejenige war, die weinte, dass ihr Kleid zerrissen und mit Kreide und Blut beschmiert war.
    Ich spürte, wie meine Wut langsam zunahm, bis sie schließlich überkochte. Etwas setzte sich in mir in Bewegung und schoss aus meinen Fingerspitzen. Und plötzlich zerriss Mauras grünes Kleid. Weiße Kreidekreuze peitschten über ihren Rock. Blut spritzte. Zuerst dachte ich, dass es nur in meiner Vorstellung passierte, aber dann wurden Tess’ Augen ganz groß, und Maura fing an, wie verrückt zu schreien, und da wusste ich, dass sie es auch sehen konnten. Ich versprach ihnen Geschichten und Süßigkeiten, um sie zu bestechen. Ich gab zwar nicht viel auf die Predigten der Brüder, aber ich wusste trotzdem Bescheid über Hexen: Dass ihre magischen Kräfte von Persephones Hochzeit mit dem Teufel herrührten und dass Hexen schon falsch und böse geboren wurden.
    »War deine Mutter eine Hexe?« Rory streckt einen Arm über dem Kopf aus und lässt ihn über die Lehne baumeln, ihre Fingerspitzen berühren fast den Fußboden.
    Ich zupfe nervös an meinem blauen Rock. »Ja, das war sie.«
    »Und deine Schwestern?«, fragt Sachi.
    »Nein«, sage ich schnell. Mutter können die Brüder nichts mehr anhaben, aber meine Schwestern sind eine andere Sache. »Sie haben es sehr verständnisvoll aufgenommen, aber ich bin die Einzige.«
    »Dann kannst du aber von Glück sagen, dass wir dich gefunden haben.« Sachi lächelt mich gerissen an. »Meine magischen Kräfte stammen von der Seite meines Vaters. Er will nicht, dass irgendjemand es erfährt, aber seine Urgroßmutter war eine Hexe.«
    »Ich habe keine Ahnung, wo meine herkommen, aber mit Sicherheit nicht von meiner Mutter.«
    »Du bist ganz anders als sie«, sagt Sachi und tätschelt Rorys dunkles Haupt. »Du bist so viel stärker.«
    Rory schlägt ihre Hand weg, und Sachi seufzt. Anscheinend ist das eine Auseinandersetzung, die die beiden häufiger haben.
    »Was kannst du noch außer Illusionszauber, Cate?«, fragt Sachi.
    »Nichts, soweit ich weiß. Mutter hat mir nur sehr wenige Zaubersprüche beigebracht, bevor sie gestorben ist.« Ich greife nach einem Heidelbeer-Scone. Ganz gleichgültig, wie nett Sachi ist, ich werde ihr niemals von der Gedankenmagie erzählen.
    »Die Dinge zu bewegen, ist schwieriger. Es kostet viel mehr Kraft als Illusion.« Sachis Teetasse schwebt ein paar Zentimeter über dem Tisch und gleitet dann wieder hinunter auf die blaue Untertasse, wo sie sanft scheppernd landet.
    »Es ist nicht

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