Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)
hat, wie ich mit Paul getändelt habe?
Vier Häuserblöcke weiter steht in einer kleinen Seitenstraße mit klapprigen Reihenhäusern Sachi Ishida vor dem Vorgarten der Elliotts. Sie dreht eine rote Rose zwischen Daumen und Zeigefinger. Rory sitzt kichernd auf dem schmiedeeisernen Tor, das vor und zurück schwingt.
»Cate Cahill!«, verkündet Sachi. »Auf die wir die ganze Zeit gewartet haben.«
»Wir hatten schon Angst, Sie würden kneifen.« Rory springt vomTor. »Wir haben gehört, dass Sie ein ungezogenes Mädchen sind.«
Ich bleibe wie versteinert auf dem leeren Bürgersteig stehen. Ich habe gezaubert und Lügen erzählt. Ich habe verbotene Bücher gelesen. Ich habe einen Mann geküsst, und es hat mir gefallen. Aber Sachi Ishida kann davon doch nichts wissen, oder?
Ihr durchtriebener Blick beunruhigt mich mehr als alle Brüder zusammengenommen. Es war leicht, ihrem Vater etwas vorzumachen, aber Sachi sieht mich an, als hätte sie alle meine Gedanken aufgespürt und die Geheimnisse meines schlechten Herzens entdeckt.
Rory hält mir das Tor auf. Ich zögere, und sie lacht – ein schrilles, schneidendes Lachen. Mir fällt auf, dass sie die gleichen Augen hat wie ihre Cousine Brenna. Nicht so leer , aber trotzdem auch nicht ganz richtig .
Ich trete in den Vorgarten, der mit Unkraut und Löwenzahn übersät ist.
»Wir müssen reden, Miss Cahill«, sagt Sachi. »Oh, autsch!« Sie verzieht das Gesicht und wirft die Rose auf den Boden. Ein Tropfen Blut bildet sich auf ihrem Zeigefinger.
Rory dreht sich weg und rümpft die Nase. »Bah!«
»Benimm dich nicht wie ein Kleinkind«, schnauzt Sachi. Ich hätte erwartet, dass sie ein Taschentuch hervorholt, stattdessen macht sie eine Faust und presst die Finger zusammen. Einen Moment später hält sie die Hand hoch und betrachtet sie.
Kein Blut. Kein Einstich. Kein Zeichen, dass da überhaupt etwas war.
Sachi Ishida hat gerade gezaubert.
Hier im Vorgarten. Direkt vor Rory und mir.
Hat sie sich selbst geheilt? Ich habe noch nie von so einer Art von Magie gehört.
Sachi lächelt. Sie ist bildschön in ihrem rosa Kleid, jede Rüsche ist von Spitze eingefasst. »Wie gesagt, Miss Cahill, ich denke, es ist Zeit, dass wir miteinander reden. Ich glaube, wir haben mehr gemeinsam, als wir dachten.«
Ich werde sehr ruhig. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
Sachi Ishida, eine Hexe? Mit ihrem Vater, der Ratsvorsitzender ist? Das kann nicht sein.
Aber es gibt keine andere Erklärung für das, was ich gerade gesehen habe.
»Rorys Mutter ist unpässlich. Wir werden ungestört sein«, erklärt Sachi und geht die Veranda hinauf. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
Von Nahem sieht das Haus der Elliotts noch klappriger aus als von der Straße. Die blauen Leisten um die Fenster sind rissig, und die Farbe blättert ab. Eine Diele der Veranda ist zerbrochen, und die anderen fühlen sich so an, als würden sie auch jeden Moment nachgeben. Auf einmal habe ich Mitleid mit Rory.
Das beliebteste Mädchen der Stadt tritt ein, ohne zu klopfen, und hängt seinen Mantel mit einer Selbstverständlichkeit auf, als wäre es hier zu Hause. Das Wohnzimmer der Elliotts ist nicht prachtvoll und modisch wie das von Mrs Ishida. Es ist sauber, aber die Einrichtung ist ziemlich abgenutzt. Die Teppiche sind teilweise durchgewetzt, und die gestreifte Tapete ist ausgeblichen und altmodisch. Trotzdem scheint es hier gemütlicher zu sein als bei den Ishidas.
Sachi sitzt auf einem klobigen braunen Ledersessel. Ich setze mich auf den Sessel ihr gegenüber. Sie läutet nach dem Hausmädchen und schickt sie nach Tee und Scones, während Rory das Zimmer aufräumt und wie ein leuchtender gelber Schmetterling hin und her flitzt.
Meine Gedanken überschlagen sich immer noch. Sachi schien immer so korrekt, und Bruder Ishida ist die Strenge in Person. Es ist schwer vorstellbar, dass direkt vor seiner Nase irgendeine Art von Magie möglich sein soll.
»Wir haben dich beobachtet«, sagt Sachi schließlich.
Ich springe auf und erwarte, dass jeden Augenblick Männer in dunklen Mänteln in den Raum stürmen.
»Rory und ich haben dich beobachtet «, klärt sie mich auf. »Himmel, bist du schreckhaft. Setz dich hin.«
Der abgenutzte Ledersessel, auf dem ich eben noch gesessen habe, schießt vor und trifft mich in den Kniekehlen.
Sie hat den Sessel bewegt. Er stand einen halben Meter hinter mir. Sie hat ihn bewegt .
Ich setze mich nicht. Ich schreite vorwärts, bis ich über ihr zum Stehen
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