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Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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wir möglicherweise fähig sind. Warum wollte sie nicht, dass wir unser volles Potenzial entfalten?
    Weil sie es für falsch gehalten hat, sagt eine leise Stimme in mir, und ich beruhige mich wieder, denn so war es bestimmt. Sie wollte, dass wir ganz normale Mädchen sind, unauffällig und sicher.
    Aber das sind wir nicht. Und wenn ich Sachi und Rory so sehe – wie frei und furchtlos sie sind –, mache ich mir so meine Gedanken. Vielleicht hat Maura doch recht. Ich bin Mutters Beispiel gefolgt, weil ich kein anderes hatte. Ich dachte, um uns zu schützen, müssten wir unsere magischen Kräfte verstecken. Ich dachte, wir müssten die Magie für die Gefahr, in die sie uns bringt, hassen. Aber vielleicht muss das gar nicht so sein. Vielleicht können wir die Magie auch nutzen, um uns zu schützen. Denn weiß Gott, wir brauchen jetzt mehr denn je jedes erdenkliche Mittel zu unserem Schutz.
    John hält vor unserem Haus und hilft mir aus der Kutsche. Statt ins Haus zu gehen, steuere ich erst einmal den Garten an. Ich werde meine Schwestern um Entschuldigung bitten müssen. Ich hätte ihnen dabei helfen sollen, so viel wie möglich zu lernen, statt sie davon abzuhalten. Natürlich ist es wichtig, den Schein der Seriosität aufrechtzuerhalten. Sich anständig zu kleiden und bei den Nachbarn nicht unangenehm aufzufallen. Dabei kann Elena uns helfen – und auch Sachi. Aber wir könnten außerdem– solange wir dabei nur vorsichtig sind – auch ein paar neue Zaubersprüche lernen.
    Wir sind damit jetzt nicht mehr allein. Wir haben Sachi und Rory. Und Elena, die von der gesamten Schwesternschaft unterstützt wird. Der Gedanke tröstet mich.
    Es arbeitet in mir, während ich so durch den Garten spaziere. Die Entschuldigungen sind verworren – ich hasse es, zugeben zu müssen, wenn ich mit etwas falschgelegen habe –, aber der Plan an sich, voranzuschreiten, ist gut. Wenn ich Elena bitte, uns Zaubersprüche beizubringen, mit denen wir Dinge bewegen und uns heilen können, vielleicht sagt sie dann den Schwestern, dass wir bereit wären, zu kooperieren, und die Schwestern sind fürs Erste zufrieden mit unserem Fortschritt. Es ist keine dauerhafte Lösung – aber wir könnten etwas Zeit gewinnen, damit ich in der Zwischenzeit noch mehr über den letzten Teil der Prophezeiung erfahren kann. Damit ich herausfinden kann, ob wir der Schwesternschaft wirklich vertrauen können.
    Doch dann fällt mir auf einmal ein – ich habe gar nicht mehr besonders viel Zeit. Die frühe Oktobersonne ist noch warm, der Himmel leuchtend türkisblau mit lauter weißen Schäfchenwolken, trotzdem ist bereits Herbst, und der November steht kurz bevor. Wenn ich mich nicht bald entscheide, werden die Brüder mich zum Handeln zwingen.
    Ich bin so in Gedanken verloren, dass ich die Schmetterlinge gar nicht bemerke, bis sie direkt an meinem Gesicht vorbeifliegen.
    Blaue Schmetterlinge mit goldenen Flügeln. Rosafarbene Schmetterlinge mit orangefarbenen Punkten. Schmetterlinge mit Tigerstreifen und topasfarbenen Augen.
    Ich habe noch nie solche Schmetterlinge gesehen.
    Verblüfft bleibe ich stehen. Die Schmetterlinge kommen in einem unaufhörlichen Strom aus dem Rosengarten geflogen.
    Ich höre ein glucksendes Lachen und eile voran. Es ist Maura. Ich würde ihr Zuckerwattelachen überall erkennen. Aber – wenn die Schmetterlinge fortfliegen – seit wann beherrscht Maura Bewegungszauber?
    Ich stehle mich in der Hoffnung, sie zu überraschen, um die Hecke in den Rosengarten.
    Doch dann bin ich diejenige, die überrascht ist.
    Auf der Bank sitzt Elena Robichaud, mit einer dünnen Zigarette zwischen den Lippen. Sie bläst Ringe. Und jeder Ring, der aufsteigt, verwandelt sich in einen Schmetterling, der den anderen hinterherfliegt.
    Und Maura – Maura liegt in einem ihrer alten Kleider auf dem Rasen ausgestreckt und beobachtet Elena voller Bewunderung; ihre roten Haare glänzen in der Sonne.
    Elena sieht zu mir herüber. »Ah, Cate.« Sie zieht noch einmal an der Zigarette. Der Rauch verwandelt sich in einen Schmetterling mit samtigen, weinroten Flügeln. Elena nimmt die Zigarette aus dem Mund, lässt sie auf den Boden fallen und tritt sie mit dem Stiefel aus. »Maura und ich haben gerade Bewegungszauber geübt. Möchten Sie es auch einmal probieren?«
    Wut steigt in mir auf. All ihre schönen Worte von Freundschaft sind mir gleichgültig, ich mag diese Frau einfach nicht. Ich habe es nicht gern, wenn Maura mit ihr allein ist. Als wir noch klein waren, sah

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