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Töchter des Schweigens

Töchter des Schweigens

Titel: Töchter des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elia Barceló
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könne mit diesem und jenem reden, damit man dich aus der Sache heraushält?«
    Rita nickt, die anderen sehen sie verdutzt an.
    »Ich verstehe nicht viel von Polizeiarbeit«, mischt sich Teresa ein, »aber die müssen doch Fingerabdrücke genommen haben? Wie sollen sie eine solche Geschichte glauben, wenn sie keine Spur von Manolo in Lenas Wohnung gefunden haben?«
    »Die werden sie aber finden«, erklärt Candela. »Manolo hat Lena erst vor Kurzem besucht, stimmt’s, Ana?«
    »Das hat mir seine Tochter Vanessa erzählt. Dass Manolo vor einiger Zeit, kurz bevor du kamst, Rita, auf einmal angefangen hat, Lena zu besuchen, und das arme Ding nicht wusste, wie sie ihn abwimmeln sollte.«
    »Manolo ist ein Arschloch. Und ich weiß, wovon ich rede!« Carmen stürzt das Bier in einem Zug runter, als wäre sie am Verdursten. »Er hat schon fast jede Frau im Ort angebaggert.«
    »Also, was meint ihr?«, beharrt Candela.
    »Ich halte es für eine absolute Schweinerei«, sagt Sole, die sich bisher noch gar nicht geäußert hat, »zuerst Lena etwas zu unterstellen, was sie nicht getan hat, und dann auch noch Manolo einer Sache zu bezichtigen, die dermaßen an den Haaren herbeigezogen ist.«
    »Es ist eine Schweinerei«, bekräftigt Ana mit Betonung auf dem »ist«. »Und obendrein ein weiteres schmutziges Geheimnis, das ich vor David hätte.«
    »Aber es rettet uns allen den Arsch«, fasst Candela zusammen, was jede weiß, sich jedoch nicht eingestehen will. »Ich bin dafür. Wenn sie es schlucken …«
    »Vor allem müssen wir uns einig sein, was wir sagen, und zusammenhalten.« Teresa scheint den Vorschlag akzeptiert zu haben, zumindest im Augenblick.
    »Als wären wir das nicht gewohnt …« Candela langt nach Ritas Zigarettenpackung und bedient sich. Teresa wirft ihr einen tadelnden Blick zu, und sie zuckt mit den Schultern und lächelt, bis ihre Freundin sich geschlagen gibt und woanders hinsieht.
    »Und wer hängt der Katze die Schelle um?«, fragt Ana.
    »Du natürlich«, erwidert Carmen.
    »Ich?«
    »Schläft hier sonst noch jemand mit einem Polizisten?« Carmen lässt den Blick durch die Runde schweifen und tut, als suchte sie nach einer Alternative.
    »Ich schlafe nicht mit einem Polizisten. Ich schlafe mit David, meinem Mann.«
    »Verzeih, meine Liebe. Ich habe nicht bedacht, dass man bei dir jedes Wort auf die Goldwaage legen muss. Wenn du möchtest, versuche ich es …« Allmählich merkt man Carmen den Alkohol an, und die Frauen wechseln besorgte Blicke. »Vor ein paar Jahren hätte es geklappt. Aber wenn ich mich anstrenge …, vielleicht …«
    »Ich übernehme das«, sagt Teresa kurz entschlossen. »Ich gehe zu Gerardo und sage ihm, ich hätte über die Sache nachgedacht, und dabei wäre mir diese Idee gekommen. Auf die ganz bescheidene Tour … Mal sehen, was er davon hält. Schließlich geht es darum, die Polizei abzulenken, oder nicht?«
    »Wäre es nicht besser, wir würden alle zusammen hingehen und endlich alles beichten, was in jenem Sommer geschehen ist?«, fragt Sole, die eine Zeit lang in Schweigen versunken war. Alle sehen sie an, als sei sie übergeschnappt. »Reden hilft manchmal«, bekräftigt sie. »Ein Geständnis reinigt, meint mein Therapeut.«
    »Du lieber Himmel, die heilige Marisol von Havanna!« Carmen bricht in schallendes Gelächter aus. »Nach dreißig Jahren als Diplomatengattin», sagt sie, vom Schluckauf geschüttelt, »erinnert sie sich mit einem Mal wieder an die Beichte, die Buße und die Vergebung der Sünden … Haben sie uns das im Gymnasium nicht auch schon eingeredet? Bei diesen … wie hieß das … geistlichen Exerzitien? Sprituellen Auszeiten? Oder sagst du das nur, weil du sowieso Immunität genießt?«
    Sole steigen Tränen in die Augen, ohne dass sie hätte sagen können, warum. So hat schon lange niemand mehr mit ihr gesprochen, und sie weiß sich nicht zu wehren.
    »Nein, Sole«, sagt Rita und nimmt ihre Hand. »Ich halte das für keine gute Idee, obwohl wir uns möglicherweise kurzfristig ein wenig besser fühlen würden, als wäre eine Last von uns genommen. Aber denk an die Konsequenzen … Mit dem Leben, das wir derzeit führen, wäre es vorbei. Unsere Pläne, unser guter Ruf … die, die ihr Kinder habt … was würdet ihr ihnen sagen?«
    »Wir waren doch selbst noch Kinder«, sagt Sole sehr leise. »Es liegt mehr als dreißig Jahre zurück … und wir hatten Gründe.«
    »Der Grund, den wir dafür hatten, entlastet uns nicht«, fällt ihr Candela schneidend

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