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Töchter des Schweigens

Töchter des Schweigens

Titel: Töchter des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elia Barceló
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Mädchen entgegensehen. Sie hofft, dass sie genügend Filme gekauft hat.
    Eine halbe Stunde später erscheinen auch Magda – in Violett und bestickt mit Sternchen aus winzigen Spiegeln –, Candela – gelbe Rüschenbluse und weiter schwarzer Rock –, César – ganz in Schwarz mit hellem Sakko, originell und beeindruckend wie immer –, Javier, Paco, Chimo – todschick – und die beiden besten Freunde ihres Bruders Tony, Juanma und Tomás, die Marga kaum eines Blickes würdigt, weil sie schon über zwanzig und somit außerhalb ihrer Sphäre sind.
    Auf dem Beistelltisch unter der Laube sind bunt verpackte Geschenke aufgebaut, und Marga macht zum Andenken ein Foto davon.
    Ihre Eltern und ihre Tante plaudern und lachen mit den anderen und amüsieren sich offenbar königlich. Sie kennen sie alle schon seit der Grundschule, sie kennen ihre Eltern, sie fühlen sich verjüngt, umringt von diesen jungen Leuten, die bis vor Kurzem noch Kinder waren und nun bereits in die Welt der Erwachsenen eintreten. Sie hört sie von Militärdiensten, Rückstellungen, Studienfächern, Studentenwohnheimen, Fachhochschulen und Führerscheinen reden.
    César kommt an den Tisch mit einem Päckchen, das eindeutig eine Schallplatte enthält, und als er es ablegt, sagt er, ohne Marga dabei anzusehen: »Auch das bist du, Rita.«
    Er ist der Einzige, der sie Rita nennt, und nur, wenn niemand zuhört. Wegen Rita Hayworth, sagt er, weil es ein Name mit Kraft und Charakter ist. Wie sie, sagt er.
    »Wer?«
    »Diese Frau mit dem schrillen Overall und den Ohrgehängen. Das ist keine Maske. Es ist einer deiner Avatare.«
    Der kryptische César und seine wunderliche Ausdrucksweise.
    »Du und ich, wir sind anders, das weißt du«, setzt er hinzu. »Alles Gute!« Er nimmt sie sacht in die Arme und streift ihre Lippen mit den seinen.
    Marga sieht aus dem Augenwinkel, dass dies Manolo nicht entgangen ist, und befreit sich eilig aus der Umarmung, womit sie sich einen spöttischen Blick von César einhandelt.
    »Diese bescheuerten Machos …«, hört sie ihn noch murmeln, bevor sie sich wieder der Gruppe anschließt, die sich bereits mit Getränken versorgt.
    Margas Vater räuspert sich lautstark. Nach und nach merken alle, dass er etwas sagen möchte, und es wird still.
    »Kinder, da wir Marga versprechen mussten, dass wir uns verziehen, wenn alles bereit ist …« – Buhrufe und Gekicher –, »und das ist es ja jetzt, möchte ich mit euch auf Marga und ihre achtzehn Jahre anstoßen. Zuvor aber, liebe Tochter, haben deine Mutter, dein Bruder und ich ein Geschenk für dich.«
    »Noch eins?«, entfährt es Marga. »Zusätzlich zur Party?«
    »Noch eins«, ihr Vater nickt. »Deine Tante Dora hält es für unsinnig und hat dir deshalb etwas anderes gekauft, aber wir haben uns gedacht, du könntest es vielleicht gebrauchen. Es ist nicht genau das, was du dir gewünscht hast, aber so was Ähnliches, denke ich. Komm schon, mach’s auf! Das quadratische dort in dem gestreiften Papier.«
    Marga greift mit zitternden Fingern nach dem unerwarteten Geschenk, und als sie sieht, dass es mit der typischen Gewissenhaftigkeit ihres Vaters verpackt ist, verliert sie die Geduld und reißt mit beiden Händen das Papier ab.
    Ihre Freunde sehen ihre Miene und halten den Atem an. Noch wissen sie nicht, was es ist, aber offensichtlich traut Marga ihren Augen nicht.
    »Was ist es? Was ist es denn?«, fragt Carmen und hüpft von einem Bein aufs andere.
    »Mach’s nicht so spannend, Margarita«, sagt Candela im perfekten Fräulein-Rottenmeier-Ton. »Nimm die Hand von deinem Busen, und sag uns endlich, was drin ist.«
    Marga dreht sich zu ihrer Familie um, die ihr lächelnd und voller Stolz zuschaut. Sie kann sie kaum erkennen, weil ihre Augen in Tränen schwimmen.
    »Es ist eine Super-8-Kamera!«, sagt sie heiser. »Eine Filmkamera!«
    »Wir haben gedacht, vielleicht solltest du lieber eine Filmkamera haben, um uns der Nachwelt zu erhalten, und hörst dann auf, uns wegen der Nikon zu nerven«, sagt ihre Mutter und eilt auf sie zu, um sie zu umarmen. »Gefällt sie dir?«
    »Wahnsinnig, Mama, wahnsinnig! Das ist unglaublich! Ich werde gleich mal sehen, ob ich damit klarkomme und ein bisschen von dem Fest aufnehmen kann.«
    »Und mit wem soll ich dann tanzen?«, erkundigt sich Manolo leicht gereizt. Er weiß, dass Marga durchaus imstande ist, sich während der gesamten Party mit ihrer Kamera zu beschäftigen, statt sich um die Gäste zu kümmern und bis in den frühen Morgen

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