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Töchter des Schweigens

Töchter des Schweigens

Titel: Töchter des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: barcelo
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Manolo ließ sich hinter seinem Schreibtisch nieder wie ein König auf seinem Thron.
    »Ich vermute mal«, begann Candela in vollkommen neutralem Ton, »du bist fest davon überzeugt, niemand weiß, dass du an dem Abend, an dem Lena starb, in ihrer Wohnung warst. Stimmt’s?«
    Manolo presste die Lippen zusammen.
    »Quatsch!«
    »Das hätte ich an deiner Stelle auch gesagt, mach dir nichts draus. Allerdings weiß ich, dass du dort warst, so gegen Viertel nach sieben, und das heißt, dass Lena bei deinem Eintreffen bereits tot war. Lass mich ausreden«, schnitt sie Manolo das Wort ab, als er zu einem Einspruch ansetzen wollte. »Du bist in ihre Wohnung gegangen, hast sie in der Badewanne gefunden, und statt die Polizei zu alarmieren, hast du die Flucht ergriffen, ohne irgendjemandem etwas zu sagen. Zuvor aber hattest du noch die Eingebung, ein kleines Andenken an deinen Besuch zu hinterlassen: einen Zigarettenstummel der Marke, die Rita raucht. Und dann hast du im Vorbeigehen auch noch die Rasierklinge mitgenommen, die du im Bad gefunden hast.«
    Manolo stieß ein gekünsteltes Lachen aus.
    »Du hast wirklich eine blühende Fantasie! Warum sollte ich so was Blödes tun?«
    »Das weiß ich nicht, und es interessiert mich auch nicht, aber fantasieren wir doch noch ein bisschen weiter: Vielleicht dachtest du ja, du könntest Rita auf diese Weise dazu bewegen, bei dir Schutz zu suchen. Erst sorgst du dafür, dass die Polizei ihr einen gehörigen Schrecken einjagt und sie verdächtigt, ihre Freundin umgebracht zu haben, und dann trittst du auf den Plan und rettest sie mit Hilfe deiner Beziehungen aus dem Schlamassel. Und damit schuldet sie dir einen Gefallen. Oder es war reine Bosheit, nur um sie in Schwierigkeiten zu bringen. Oder einer deiner typischen geschmacklosen Scherze. Aber wie gesagt, ich weiß es nicht und muss es auch nicht wissen.«
    »Du bist nicht ganz dicht, Candela. Du hast nichts in der Hand.«
    »Die Polizei hat alle möglichen Fingerabdrücke gefunden, ist aber bisher noch nicht auf die Idee gekommen, sie mit deinen zu vergleichen. Das lässt sich natürlich nachholen. Außerdem bin ich Augenzeugin. Was bedeutet, falls du es noch nicht kapiert hast, dass ich gesehen habe, wie du um vierzehn Minuten nach sieben Lenas Haus betreten hast.«
    »Das heißt, du warst also auch dort. Hast du das der Polizei gesagt?« Manolo hatte sich wieder etwas entspannt und lächelte höhnisch.
    »Noch nicht. Aber ich werde es tun, sobald ich dieses Büro verlassen habe.«
    »Du bluffst.«
    »Schon möglich. Aber um sicherzugehen, wirst du die Partie zu Ende spielen müssen. Und kannst auch verlieren, logisch.«
    Manolo begann, mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte zu trommeln, als könnte er bei dem Rhythmus besser nachdenken.
    »Candela, Candela … mach keinen Scheiß. Das hat doch weder Hand noch Fuß. Willst du mich etwa beschuldigen, Lena getötet zu haben?«
    »Ganz und gar nicht. Ich bin davon überzeugt, dass sie bei deiner Ankunft schon tot war. Und du hast bestimmt einiges angefasst. Ich nehme nicht an, dass du Handschuhe dabeihattest, oder? Schließlich war es ja nicht geplant. Aber die Polizei weiß nicht, dass du vor Rita in der Wohnung warst, und ich werde es ihr sagen.«
    »Warum?«
    Candelas theatralische Miene drückte übertriebenes Erstaunen aus.
    »Weil ich eine gute Staatsbürgerin bin und obendrein Rechtsanwältin.« Sie beugte sich zu Manolo hinüber, der noch immer hinter seinem Schreibtisch verschanzt war, und fuhr in verändertem Ton fort: »Und weil es mir maßlos stinkt, dass du versucht hast, Marga einen Mord in die Schuhe zu schieben.«
    »Die werden dir kein Wort glauben.»
    »Die Möglichkeit besteht durchaus. Aber David war persönlich mit Lena befreundet, Gerardo ist ein guter Bekannter von Teresa, und wir alle wollen endlich Klarheit. Je mehr Informationen sie also zu dem Fall haben, desto schneller können sie ihn abschließen.«
    Manolo sah Candela nachdenklich an. Er kannte sie schon seit seiner Kindheit, und wenn er auch nie viel mit ihr zu tun gehabt hatte, so wusste er doch, dass sie ein harter Knochen war und keine leeren Drohungen ausstieß. Er war in erster Linie Kaufmann. Er hatte sich immer für einen ausgezeichneten Verkäufer gehalten und war in seinem ganzen Leben noch nie in eine Situation geraten, aus der es nicht einen Ausweg gegeben hätte, wenn der Preis stimmte.
    »Hören wir auf mit den dummen Spielchen. Sag, worauf du hinauswillst.«
    »Langsam verstehen wir

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