Töchter des Windes: Roman (German Edition)
auf und tigerte wie eine übellaunige Katze in der Küche auf und ab. »Ich will so weitermachen wie bisher und Dad so in Erinnerung behalten, wie er für mich immer war. Ich will mir keine Gedanken über eine Frau machen, mit der er vor einer Ewigkeit ins Bett gegangen ist. Ich will nicht daran denken, daß es irgendwo noch einen erwachsenen Bruder oder eine erwachsene Schwester von uns gibt. Du bist meine Schwester«, sagte sie in leidenschaftlichem Ton. »Du bist meine Familie. Ich sage mir, irgendwo, irgendwo hat diese Amanda für sich und ihr Kind ein eigenes Leben eingerichtet, und keiner der beiden würde es uns danken, kämen wir plötzlich hereingeschneit. Ich will die Sache vergessen, ich will, daß sie nicht geschehen ist. Das ist es, was ich will, Brianna.«
Sie hielt inne, lehnte sich mit dem Rücken an die Arbeitsplatte und stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. »Das ist es, was ich will«, wiederholte sie, »aber es ist nicht das, was mir als das richtige erscheint. Er hat ihren Namen ausgesprochen – fast das Letzte, was er in seinem Leben gesagt hat, war ihr Name. Sie hat ein Recht darauf, es zu erfahren. Und ich habe ein Recht darauf, sie dafür zu verfluchen.«
»Setz dich, Maggie. Eine derartige Aufregung ist bestimmt nicht gut für dich.«
»Aber ich bin nun mal aufgeregt. Genau wie du. Nur, daß wir verschiedene Methoden haben, damit umzugehen.«
Als Brianna abermals den Mund öffnete, um etwas zu sagen, schüttelte Maggie den Kopf. »Ich brauche mich nicht zu setzen. Wenn sich das Baby bisher noch nicht an mein Temperament gewöhnt hat, wird es langsam Zeit, daß es das tut.« Trotzdem atmete sie ein paarmal beruhigend ein und aus. »Wir müssen einen Detektiv oder so beauftragen, am besten in New York. Das ist es doch, was du willst, oder?«
»Ich denke, daß es erforderlich ist«, setzte Brianna vorsichtig an. »Unseretwegen. Dads wegen. Was meinst du, welches die beste Vorgehensweise ist?«
»Rogan kennt eine Menge Leute, die er anrufen kann. Zum Telefonieren hat er wirklich Talent.« Da sie sehen konnte, daß Brianna ein wenig Ermutigung brauchte, lächelte sie. »Das wird noch der leichteste Teil der Übung sein. Wie lange es dauern wird, bis wir auch nur eine Spur von ihnen haben, weiß ich nicht. Und was wir machen sollen, falls wir tatsächlich eine Spur finden und ihnen eines Tages gegenüberstehen, weiß nur der liebe Gott allein. Es ist durchaus möglich, daß diese Amanda verheiratet ist, ein Dutzend Kinder hat und ein glückliches Leben führt.«
»Das habe ich mir auch schon überlegt. Aber zumindest müssen wir herausfinden, ob es so ist, nicht wahr?«
»Das müssen wir wohl.« Maggie trat vor ihre Schwester und strich ihr sanft über das Gesicht. »Mach dir keine solchen Sorgen, Brie.«
»Mache ich nicht, wenn du es auch bleiben läßt.«
»Abgemacht.« Wie zur Besiegelung dieses Versprechens küßte Maggie ihre Schwester auf die Stirn. »Und jetzt sorgst du wohl besser dafür, daß dein fauler Ami was zwischen die Zähne bekommt. Ich habe meinen Ofen angestellt und eine Menge zu tun.«
»Aber daß du mir nichts Schweres trägst.«
Auf dem Weg zur Tür drehte sich Maggie noch einmal grinsend um. »Ich kenne meine Grenzen.«
»Tust du nicht, Margaret Mary«, rief Brianna, doch in diesem Augenblick krachte bereits die Tür hinter ihrer Schwester ins Schloß. Einen Moment lang stand sie gedankenverloren neben dem Küchentisch, bis Con mit dem Schwanz auf den Boden zu klopfen begann, was sie aus ihren Überlegungen aufschrecken ließ. »Du willst raus, nicht wahr? Also gut. Lauf los und sieh nach, was Murphy so treibt.«
Sobald sie die Tür öffnete, schoß Con an ihr vorbei und sprang mit einem fröhlichen Bellen in Richtung der Felder davon. Sie schloß die Tür vor der feuchten Luft und dachte nach. Es war bereits nach zehn, und sie hatte eine Menge zu tun. Wenn Gray nicht zum Frühstück herunterkam, brächte sie es ihm eben hinauf.
Ein Blick auf die auf dem Tisch liegende Speisekarte zauberte ein erneutes Lächeln auf ihr Gesicht, und summend stellte sie die zubereiteten Köstlichkeiten auf einem Tablett zurecht und trug dieses gut gelaunt die Treppe hinauf. Beim Anblick seiner geschlossenen Zimmertür allerdings zögerte sie. Sie klopfte leise an, bekam keine Antwort und nagte nachdenklich an ihrer Unterlippe herum. Vielleicht war er krank. Besorgt klopfte sie ein zweites Mal und rief seinen Namen.
Sie meinte, ein Stöhnen zu hören, nahm das Tablett in
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