Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
sich die Tastatur verbog.
    Schließlich hatte er den Krimi tatsächlich verkauft. Für einen Apfel und ein Ei. Aber nichts, was er zuvor, und nichts, was er hinterher jemals geschrieben hatte, hatte dieselbe Bedeutung für ihn gehabt.
    Nun, zehn Jahre später, konnte er leben, wie es ihm gefiel, und seiner Meinung nach hatte er sein Leben durchaus gut gewählt.
    Er füllte das kochende Wasser in die Kanne und schob sich einen Löffel Pudding in den Mund. Als sein Blick auf die Tür zu Briannas Zimmer fiel, durch deren Spalt ein schmaler Lichtstreifen in die Küche drang, lächelte er.
    Auch Brianna hatte er gewählt.
    Entschlossen stellte er die Kanne und zwei Tassen auf ein Tablett, trat an ihre Tür und klopfte an.
    »Herein.«
    Züchtig wie eine Nonne in ihrem Flanellnachthemd und Hausschuhen, das Haar in einem losen Zopf über die Schulter gelegt, saß sie über ihren kleinen Schreibtisch gebeugt.
    Gray schluckte, da ihm bei ihrem Anblick das Wasser im Mund zusammenlief, und sagte: »Ich habe bei dir noch Licht gesehen. Möchtest du vielleicht einen Tee?«
    »Das wäre nett. Ich habe nur noch ein paar Schreibarbeiten hinter mich gebracht.«
    Der Hund, der neben ihren Füßen zusammengerollt gewesen war, erhob sich, trottete zu Gray und rieb sich vertrauensselig an seinem Bein. »Genau wie ich.« Er stellte das Tablett ab und fuhr Con liebevoll durch das dichte Fell. »Und immer wieder stelle ich fest, wie hungrig mich das Morden macht.«
    »Dann hast du also heute jemanden umgebracht?«
    »Auf die brutalste Weise, die man sich vorstellen kann.« Er sprach in so genußvollem Ton, daß sie zu lachen begann.
    »Vielleicht ist es gerade das, was dich zu einem insgesamt so gelassenen Menschen macht«, überlegte sie. »All diese Morde, mit denen du deine dunklen Triebe ausleben kannst. Hast du
jemals . . .« Sie unterbrach sich und zuckte mit der Schulter, als er ihr eine Tasse gab.
    »Frag nur. Bisher hast du mir selten genug eine Frage bezüglich meiner Arbeit gestellt.«
    »Weil ich mir vorstellen kann, daß das sonst jeder tut.«
    »Stimmt«. Er machte es sich in einem ihrer Sessel bequem. »Aber es stört mich nicht.«
    »Tja, ich frage mich, ob du jemals einen Menschen, den du kennst, als Vorbild für eine deiner Figuren nimmst — und diese dann sterben läßt.«
    »Da war mal dieser rotzfreche französische Kellner in Dijon. Ihn habe ich erdrosselt.«
    »Oh.« Sie rieb sich den Hals. »Und was war das für ein Gefühl?«
    »Für ihn oder für mich?«
    »Für dich.«
    »Es war mir eine große Befriedigung.« Er schob einen weiteren Löffel Pudding in seinen Mund. »Soll ich jemanden für dich umbringen, Brie? Wenn ja, kein Problem.«
    »Im Augenblick nicht, vielen Dank.« Sie bewegte sich, woraufhin ein paar ihrer Papiere auf den Boden flatterten.
    »Du brauchst eine Schreibmaschine«, erklärte er, während er ihr beim Aufsammeln behilflich war. »Oder besser noch, einen Computer. Auf diese Weise würdest du eine Menge Zeit sparen, wenn du Geschäftsbriefe schreibst.«
    »Nicht, solange ich auf der Tastatur jeden Buchstaben einzeln suchen muß.« Als er einen ihrer Briefe las, zog sie amüsiert eine Braue hoch. »Ich schätze, es ist nicht besonders interessant.«
    »Hmm. Oh, tut mir leid, ist eine dumme Angewohnheit von mir. Was ist Triquarter Mining?«
    »Irgendein Unternehmen, in das Dad investiert haben muß. Ich habe die Aktie zwischen seinen anderen Sachen auf dem Dachboden entdeckt. Ich habe ihnen vor ein paar Wochen geschrieben«,
fügte sie leicht verärgert hinzu, »aber keine Antwort gekriegt. Also versuche ich es noch einmal.«
    »Zehntausend Anteile.« Gray spitzte die Lippen und sah sie an. »Nicht gerade eine Kleinigkeit.«
    »Ich schätze, doch. Du hast meinen Vater nicht gebannt — er hatte ständig irgendwelche Geldgeschäfte im Kopf, von denen kein einziges lukrativ gewesen ist. Aber trotzdem denke ich, daß die Sache erledigt werden muß.« Sie streckte eine Hand nach der Aktie aus. »Das hier ist nur eine Kopie. Das Original wahrt Rogan für mich auf.«
    »Du solltest ihn bitten, daß er die Angelegenheit für dich untersucht.«
    »Ich möchte ihn im Augenblick nicht damit belasten, denn schließlich hat er bereits mit der neuen Galerie und mit Maggie alle Hände voll zu tun.«
    Er gab ihr das Blatt zurück. »Selbst wenn es pro Anteil nur einen Dollar gäbe, wäre das schon eine hübsche Stange Geld.«
    »Es würde mich überraschen, wäre ein Anteil auch nur mehr als einen Penny wert.

Weitere Kostenlose Bücher