Töchter des Windes: Roman (German Edition)
Viel mehr hat er selbst bestimmt nicht dafür bezahlt. Aber wahrscheinlich gibt es das Unternehmen nicht mehr.«
»Dann hättest du deinen ersten Brief zurückgekriegt.«
Sie lächelte. »Du bist doch inzwischen lange genug hier, um mit der irischen Post vertraut zu sein. Ich denke . . .« Als plötzlich der Hund zu knurren begann, blickten sie beide auf. »Con?«
Statt einer Reaktion knurrte der Hund ein zweites Mal und sträubte sogar sein Nackenhaar.
Mit zwei Schritten war Gray am Fenster, doch außer Nebel war draußen nichts zu sehen.
»Verdammte Brühe«, murmelte er. »Am besten gehe ich mal raus und sehe mich im Garten um. Nein«, sagte er, als sie sich ebenfalls erhob. »Draußen ist es dunkel, kalt und feucht, und du bleibst hier.«
»Ich bin sicher, daß da draußen niemand ist.«
»Das finden wir gleich heraus. Auf geht’s, Con.« Er schnippte mit den Fingern, und zu Briannas Überraschung reagierte der Hund sofort, indem er sich von seinem Platz erhob.
In einer der Küchenschubladen bewahrte sie eine Taschenlampe auf, mit der sich Gray bewaffnete, ehe er das Haus verließ. Der Hund sah ihm zögernd nach, doch als Gray murmelte: »Na los«, sprang er ebenfalls in den Garten hinaus.
Innerhalb von Sekunden verschwand das Tier in der Dunkelheit.
Der Strahl der Taschenlampe wurde vom Nebel verzerrt, so daß Gray nur langsam vorwärtskam. Er spähte angestrengt in die Finsternis und spitzte die Ohren, doch aus welcher Richtung und welcher Entfernung Cons Bellen kam, war ungewiß.
Unter Briannas Fenster hielt er an und richtete den Strahl der Taschenlampe auf das Blumenbeet. Zwischen den winterharten Pflanzen war ein einzelner Fußabdruck zu sehen.
Ein ziemlich kleiner Abdruck, dachte Gray, als er in die Hocke ging, um ihn sich genauer anzusehen. Beinahe klein genug, um von einem Kinderschuh zu sein. Vielleicht war das die Lösung — irgendwelche Kinder hatten sich einen Spaß gemacht. Aber als er weiterging, drang das Dröhnen eines Motors an sein Ohr. Fluchend beschleunigte er seinen Schritt, und mit einem Mal schoß Con aus dem Nebel auf ihn zu.
»Und, kein Glück gehabt?« Mitfühlend strich Gray dem Hund über den Kopf und starrte ins Dunkel. »Tja, ich fürchte, ich weiß, was das alles zu bedeuten hat. Also los, gehen wir ins Haus zurück.«
Brianna kaute vor Ungeduld an den Fingernägeln, als er wieder in die Küche kam. »Du warst aber lange weg.«
»Ich habe nur eine Runde ums Haus gemacht.« Er legte die Taschenlampe auf den Tisch und fuhr sich durch das feuchte Haar. »Vielleicht hat es etwas mit dem Einbruch zu tun.«
»Weshalb denn das? Offenbar hast du doch niemanden entdeckt.«
»Weil ich zu langsam war. Aber mir fällt noch eine mögliche Erklärung ein.« Er vergrub die Hände in den Taschen seiner Jeans. »Das Ganze könnte etwas mit mir zu tun haben.«
»Mit dir? Wieso?«
»So etwas ist mir schon ein paarmal passiert. Irgendein allzu begeisterter Fan findet meine Adresse heraus. Manchmal kommen die Typen vorbei und tun so, als wären sie alte Freunde von mir — und manchmal folgen sie mir einfach lautlos wie ein Schatten nach. Hin und wieder brechen sie sogar ein, auf der Suche nach irgendwelchen Souvenirs.«
»Aber das ist ja grauenhaft.«
»Es ist ärgerlich, aber ziemlich harmlos. Eine besonders wagemutige Frau hat sogar mal die Tür zu meinem Hotelzimmer im Pariser Ritz aufgebrochen, sich splitternackt ausgezogen und zu mir ins Bett gelegt.« Ein schiefes Grinsen umspielte seinen Mund. »Was ziemlich . . .peinlich war.«
»Peinlich«, wiederholte Brianna und klappte mit einiger Mühe den Mund wieder zu. »Was — nein, ich denke lieber nicht darüber nach, was du getan hast.«
»Ich habe den Wachdienst angerufen.« Seine Augen blitzten belustigt auf. »Dem, was ich für meine Leserschaft tue, sind gewisse Grenzen gesetzt. Aber um auf die heutige Geschichte zurückzukommen — es können irgendwelche Kinder gewesen sein, aber falls einer meiner ergebenen Fans dafür verantwortlich ist, dann sehe ich mich vielleicht besser nach einer anderen Bleibe um.«
»O nein.« Briannas Beschützerinstinkt war geweckt. »Niemand hat das Recht, derart in deine Intimsphäre einzudringen, und auf keinen Fall ziehst du deswegen hier aus.« Sie stieß einen Seufzer aus. »Weißt du, ich denke nicht, daß es nur an deinen Geschichten liegt. Oh, sie faszinieren die Leute — es wirkt alles so echt, und immer siegt das Heldentum über die
Gier und das Leid und die Gewalt. Aber ich
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