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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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nahm.«
    Wieder machte David eine Pause, zog an seiner Zigarette und griff nach seinem Glas.
    »Und?« fragte Gray gespannt. »Hat er das Mädchen geheiratet?«
    »Nein, hat er nicht. Noch am selben Tag lief sie mit einem umherziehenden Kesselflicker davon. Aber dafür fuhr der Bauer in jenem Herbst die beste Getreideernte seines Lebens ein.«
    Während die Umsitzenden in dröhnendes Gelächter ausbrachen, schüttelte Gray fassungslos den Kopf. Er hatte sich selbst immer als professionellen Lügner gesehen, aber hier traf er auf echte Konkurrenz. Unter dem Lachen der anderen nahm er sein Glas und gesellte sich zu Murphy, der am hinteren Ende des Raumes saß.
    »Davey kann einem jeden Tag der Woche eine andere Geschichte erzählen«, sagte Murphy und strich mit sanften Händen über die Knöpfe seines Akkordeons.
    »Ich denke, meine Agentin bräuchte ihm nur fünf Minuten zuzuhören, und schon hätte er einen Vertrag. Und, hast du irgendwas rausgekriegt?«
    »Nein, das heißt, nichts, was uns weiterhilft. Mrs. Leery meinte, sie hätte vielleicht an dem Tag, an dem ihr die Schwierigkeiten hattet, einen Wagen vorbeifahren sehen. Sie meint, er wäre grün gewesen, aber da sie nicht weiter drauf geachtet hat, kann sie es nicht beschwören.«
    »Gestern abend ist schon wieder jemand ums Haus geschlichen. Bei dem Nebel habe ich ihn natürlich nicht erwischt.« Bei der Erinnerung schüttelte Gray erbost den Kopf. »Aber er war so nah, daß er einen Fußabdruck in Briannas Blumenbeet hinterlassen hat. Vielleicht haben uns auch nur irgendwelche Kinder einen Streich gespielt.« Nachdenklich nippte Gray an seinem Bier. »Hat irgend jemand nach mir gefragt?«
    »Es vergeht kein Tag, an dem nicht über dich gesprochen wird«, war Murphys trockene Erwiderung.
    »Tja, so ist es nun mal, wenn man eine Berühmtheit ist. Nein, ich meine, hat ein Fremder nach mir gefragt?«
    »Nicht, daß ich wüßte. Aber am besten fragst du drüben im Postamt nach. Warum?«
    »Ich denke, vielleicht war es einfach ein übereifriger Fan. So etwas ist mir schon ein paarmal passiert. Andererseits . . .« Er zuckte mit den Schultern. »Mein Hirn funktioniert immer dergestalt, daß es aus jeder Mücke einen Elefanten macht.«
    »Es stehen mindestens ein Dutzend Männer bereit, um euch behilflich zu sein, falls irgend jemand dir oder Brie Schwierigkeiten macht.«
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und, flankiert von Rogan und Maggie, kam Brianna herein. Mit hochgezogenen Brauen wandte sich Murphy an Gray. »Und mindestens
ein Dutzend Männer stehen bereit, um dich vor den Altar zu zerren, wenn du das Glitzern in deinen Augen bei ihrem Anblick nicht wenigstens ein bißchen unterdrückst.«
    »Welches Glitzern?« Gray griff erneut nach seinem Bier und sah Murphy grinsend an. »Ich gucke doch nur.«
    »Und wie du guckst. Ich bin ein wilder Wanderer«, sang Murphy plötzlich los, »und bin fast allzeit bereit. Ich bin ein wilder Wanderer, und trinke alle Zeit. Und wenn ich trinke, frag ich mich, wann ist meine Liebe endlich für mich bereit.«
    »Immerhin ist mein Glas noch halb voll«, murmelte Gray und erhob sich, um zu Brianna hinüberzugehen. »Ich dachte, du hättest noch ein paar Näharbeiten zu erledigen.«
    »Hatte ich auch.«
    »Wir haben sie so lange beschwatzt, bis sie schließlich mitgekommen ist«, erklärte Maggie und setzte sich seufzend auf einen Stuhl.
    »Wir haben sie davon überzeugt, daß es hier viel netter ist als alleine zu Hause«, verbesserte Rogan. »Und Brie, trinkst du auch ein Bier?«
    »Sehr gern.«
    »Einen Tee für Maggie, Tim«, setzte Rogan an und grinste, als seine Frau das Gesicht verzog. »Ein Harp für Brie und ein Guiness für mich. Wie steht’s mit dir, Gray, noch ein Bier?«
    »Das hier reicht mir.« Gray lehnte sich an die Theke. »Ich erinnere mich noch allzugut an das letzte Mal, als ich mit dir zusammen dem Alkohol verfallen bin.«
    »Apropos Onkel Niall«, mischte Maggie sich ein. »Er und seine Braut sehen sich gerade Kreta an. Spiel etwas Nettes für uns, Murphy, ja?«
    Folgsam intonierte Murphy »Whiskey in the Jar«, woraufhin Maggie fröhlich mit den Füßen zu wippen begann.
    Als Gray den Text des Liedes vernahm, schüttelte er verständnislos den Kopf. »Warum nur singt ihr Iren ständig über den Krieg?«
    »Tun wir das?« Maggie lächelte, nippte an ihrem Tee und stimmte begeistert in den Refrain des Liedes ein.
    »Manchmal geht es auch um Verrat oder Tod, aber meistens um Krieg.«
    »Ach ja?«

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