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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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den elektrischen Stuhl bringt.«
    »Das machen sie doch schon lange nicht mehr, du Penner. Heute machen sie's mit der Nadel. Tödliche Injektion.«
    »Das ist doch Kinderkram. Als sie den Leuten früher noch die Drähte angelegt haben, wussten die wenigstens vorher schon, dass es richtig wehtun würde.«
    »Das ist brutal, so etwas macht man doch nicht!«
    »Wen interessiert das schon? Solche Schweinekerle sitzen auf dem elektrischen Stuhl, weil sie das Kind oder die Frau von jemandem umgebracht haben. Warum sollten wir es ihnen da leicht machen?«
    Jace hörte ihnen nicht mehr zu. Rob Cole war ihm im Grunde völlig egal. Der Typ war ein Versager. Er konnte nicht schauspielern, und dann lief er auch noch dauernd in diesen lächerlichen Bowlinghemden rum.
    Er verputzte den Hamburger, ließ sich von seinem Barhocker gleiten und ging nach draußen zu einem Münztelefon. Er warf eine Münze ein und wählte Abby Lowells Telefonnummer. Sie nahm nach dem dritten Klingeln ab.
    »Hallo?«
    »Ms. Lowell. Sie kennen mich, ich war gestern in Ihrer Wohnung.«
    Stille. Dann schließlich ein unsicheres »Ja?«.
    »In meinem Besitz befindet sich etwas, von dem ich glaube, dass Sie es gerne hätten. Ein Umschlag mit ein paar Negativen darin.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Hören Sie, ich habe keine Lust, irgendwelche Spielchen zu spielen«, sagte Jace. »Ich habe die Negative, mit denen Ihr Vater irgendjemanden erpresst hat.«
    Sie erwiderte nichts, aber ihr Schweigen war viel sagend.
    »Ich will sie nicht haben«, sagte Jace. »Sie bringen mir nichts als Schwierigkeiten.«
    »Wie kommen Sie auf die Idee, dass ich sie haben will?«, fragte sie.
    »Vielleicht wollen Sie sie ja wirklich nicht. Vielleicht sollte ich sie einfach der Polizei übergeben?«
    Stille.
    »Sie sind irgendjemandem viel Geld wert. Ich gebe Ihnen die erste Chance.«
    Wieder Schweigen. Schließlich sagte sie: »Wie viel?«
    »Zehntausend.«
    »Das ist eine Menge Geld.«
    »Nein, ist es nicht. Aber ich möchte aus dieser Geschichte raus, und so viel will ich dafür.«
    Jace wartete.
    »Wo und wann?«
    »Wir treffen uns am Pershing Square, um Viertel nach fünf. Kommen Sie allein.«
    Jace hängte ein und stand da, starrte in die Luft. Die Sonne brannte auf dieses langweilige Viertel mit seinem banalen Alltagsleben herunter. Autos fuhren vorbei. Leute liefen über den Bürgersteig. Auf den Schildern in den Schaufenstern wurde in zwei Sprachen für Billigangebote geworben.
    Er hatte eben alles in die Wege geleitet, um eine Erpressung zu begehen.
    Wenn Abby Lowell an der Erpressertätigkeit ihres Vaters beteiligt war, dann würde sie zahlen, um die Negative zurückzubekommen und sein Schweigen zu erkaufen. Wenn er seine Karten richtig ausspielte, konnte er das Geld nehmen – als Unterstützung für Etas Familie und vielleicht eine kleine Rücklage für sich und Tyler, falls sie die Stadt verlassen mussten. Danach konnte er den Cops einen Hinweis auf Abby geben; durch sie konnten die Cops den Jäger erwischen, und damit wäre alles zu Ende. Hoffte er.
    Alles, was er brauchte, war ein bisschen Glück.
    Lenny Lowells Stimme hallte in seinem Kopf wider: Gut zu sein ist gut, Glück zu haben ist besser, mein Junge!

34
    Tyler lief direkt zum Fischmarkt, nachdem er Detective Parker entkommen war. Er fand Madame Chen in ihrem Büro, wo sie leise vor sich hin weinte. Als sie ihn durch die Tür lugen sah, tupfte sie sich rasch die Augen mit einem Taschentuch ab und riss sich zusammen. Tyler hatte sie noch nie weinen sehen. Seine Angst wuchs dadurch nur noch mehr.
    »Sind Sie krank?«, fragte er und schob sich langsam weiter ins Zimmer.
    »Mir geht es gut, meine kleine Maus. Ein Moment der Schwäche zeigt uns nur, wie stark wir eigentlich sind.«
    »Jace ist weg«, sagte Tyler.
    »Ich weiß. Wir haben gestern Abend lange miteinander gesprochen.«
    Tyler sagte ihr nicht, dass er das meiste davon in seinem Versteck in der Besenkammer gehört hatte. Er wusste, dass Madame Chen es missbilligte, wenn man lauschte.
    »Ich habe ihn gebeten, nicht zu gehen«, sagte Madame Chen. »Aber er meinte, es wäre besser so. Er will uns beschützen und seine Probleme allein lösen.«
    »Ich finde das nicht besser«, sagte Tyler. Er kletterte auf den Stuhl mit der geraden Lehne neben dem Schreibtisch und zog die Knie an die Brust. »Was, wenn er nicht mehr zurückkommt?«
    »Er wird um deinetwillen zurückkommen.«
    »Nicht, wenn etwas Schlimmes passiert und er stirbt oder ins

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