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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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Norman Crowne versuchte, das Recht zu kaufen, und klagte nun noch lauter, dass ihm das offensichtlich gelungen sei.
    Der Hamburger kam. Jace biss hinein, ohne den Blick vom Fernseher zu wenden. Der Richter hätte dem Antrag der Verteidigung stattgeben sollen, dachte er. Die Beweiskraft von solchen Geschichten aus Coles Vergangenheit war geringer als die Gefahr, dass sie zur Voreingenommenheit der Geschworenen führten.
    Cole war demnach ein Versager wegen der Drogen, wegen des Geldes und der Frauen – na und? Nichts davon deutete auf Gewaltbereitschaft hin. Er hatte bislang noch nie versucht, jemanden umzubringen. In der Presse war nichts davon erwähnt worden, dass Cole seine Frau geschlagen hatte. Nichts ließ auf ein eskalierendes Gewaltverhalten schließen. Jace dachte, wenn Cole jemals Hand an Tricia gelegt hätte, dann hätte ihn sich Norman Crowne vorgeknöpft, und binnen kürzester Zeit hätte jeder in
    L.A. davon gewusst.
    Aber es war zugunsten der Staatsanwaltschaft entschieden worden, und wenn das darauf schließen ließ, wie der übrige Prozess laufen würde, konnte Martin Gorman einpacken.
    Gorman hatte möglicherweise Recht. Die Politik in Los Angeles stand eindeutig unter dem Einfluss von Norman Crowne, dem praktisch unbegrenzte Geldmittel zur Verfügung standen.
    Jace dachte an den Abend zurück, an dem er die Sendung bei Lenny abgeholt hatte. Im Fernsehen lief gerade ein Bericht über den Fall Cole, und Lenny hatte zu ihm gesagt: »Martin setzt in einem abgekarteten Spiel gegen die Bank. Nur Geld zählt. Daran musst du immer denken.«
    Er fragte sich, ob Lenny über solche Dinge Bescheid wusste, weil er Insiderinformationen hatte oder weil er ein Angeber war, der sich selbst gerne überzeugen wollte, dass er eine wichtigere Rolle in einem Drama spielte, als er es tat und jemals tun würde. Vielleicht beides.
    Über andere Insiderinformationen verfügte Lenny allerdings mit Sicherheit. Nämlich über die Leute auf den Negativen, die Jace an seinen Bauch geklebt mit sich herumtrug. Und was da zufällig in seinen Besitz geraten war, was diese Negative bedeuteten, war den betreffenden Leuten eine Menge wert – oder warum sollte man sich sonst die Mühe machen, sie zu erpressen?
    Anwälte wie Lenny hatten keine bedeutenden Mandanten. In seiner Kartei befanden sich keine Berühmtheiten und keine Millionäre. Wenn er also die Leute auf den Negativen nicht verteidigte, woher wusste er dann, womit sie sich erpressen ließen?
    Die einzige Möglichkeit schien darin zu bestehen, dass ihm jemand, ein Mandant, etwas verraten hatte und ihn in die Lage versetzt hatte, dieses Wissen gegen einen Dritten zu verwenden.
    Wieder ein Schnitt zu Giradello. Er sah nicht so aus, als würde er sich so leicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Mit dem sollte man sich besser nicht anlegen. Wenn Rob Cole auch nur für einen Cent Grips besaß, sollte er ihn dazu benutzen herauszufinden, wie er den Staatsanwalt meiden konnte. Eine Absprache treffen. Sich in seiner Zelle aufhängen. Irgendetwas.
    Giradello zog für den Gerichtssaal bestimmt keine Samthandschuhe an. Und er ging seinem Gegner direkt an die Kehle. Er würde aus Rob Cole Hackfleisch machen, vielleicht sogar seine eigene politische Karriere auf den blutigen Resten errichten. Wenn er Cole festnagelte, dann konnte er sich der ewigen Dankbarkeit von Norman Crowne sicher sein.
    Crowne und sein Sohn wurden um einen Kommentar zu der Entscheidung des Gerichts gebeten. Der alte Mann war ruhig und würdevoll. Der Sohn Phillip dagegen ließ seinen Gefühlen freien Lauf. Begeisterung über die Entscheidung, dann eine Trauermiene wegen seiner Schwester, dann Wut über Cole, dann wieder die Trauermiene. Diese öffentliche Zurschaustellung kam Jace seltsam vor. Er fragte sich, ob der Filius irgendetwas damit bezweckte.
    »Ich finde, die sollten Cole in Ruhe lassen«, sagte eine Frau an einem Tisch in der Nähe, eine Wasserstoffblonde in einem trägerlosen Top, unter dem sich ihre Speckröllchen wie unter einer Wurstpelle abzeichneten.
    »Du willst doch nur ins Bett mit ihm, Adele.« Das kam von einem Typen mit beginnender Glatze, der seine Klamotten schon so lange trug, dass sie wieder in Mode waren.
    »Na und? Er ist jedenfalls viel schnuckliger als du.«
    »Er ist auch viel schnuckliger als du. Ich hab gehört, dass er schwul ist. Ich sag dir eins, ich habe die Nase voll von diesen Promis, die denken, dass sie mit einem Mord davonkommen. Ich hoffe, dass der Staatsanwalt ihn auf

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