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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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gewisse Ironie. Sie wollten mich loswerden, weil sie glaubten, ich wäre ein schlechter Polizist, und haben mich dazu verdonnert, neue Detectives auszubilden.«
    »Das nenne ich mal gutes Management«, sagte Kelly. »Aber ich glaube, in diesem Wahnsinn steckt Methode. Jeden anderen hätten sie nach South Central versetzt, um sich mit den Drogen-morden und Bandenkriegen zu befassen, aber sie ahnten, dass du selbst daran Gefallen finden würdest. Sie haben sich ausgerechnet, dass du mit größerer Wahrscheinlichkeit deine Kündigung einreichst, wenn du dich zu Tode langweilst.«
    »Stimmt, aber ich hab's ihnen gezeigt«, sagte Parker. »Also, was ist? Wirst du ein paar Anrufe für mich erledigen?«
    »Und wenn sich daraus etwas entwickelt…?«
    »Ich hab deine Telefonnummer. Und du kriegst eine Flasche Glenmorangie von mir.«
    »Ich melde mich.«
    »Danke.«
    Parker steckte sein Handy ein und ging zurück ins Café.
    »Die Nummer gehört zu einem Telefon mit Prepaid-Karte«, sagte Ruiz. »Lässt sich nicht verfolgen.«
    »Das Lieblingsspielzeug der Kriminellen«, erwiderte Parker. Jeder Drogendealer, jeder Schläger und Handtaschenräuber in dieser Stadt schleppte eines mit sich herum. Die Nummer wurde zusammen mit dem Telefon verkauft. Keine Unterlagen, keine Spuren. Er schnappte sich die Zeitung und machte sich auf den Weg zur Tür. »Wir gehen.«
    »Mit wem haben Sie gesprochen?«, fragte Ruiz, als sie wieder im Auto saßen.
    »Ich habe eine alte Freundin um einen Gefallen gebeten. Ich will wissen, wer diese Meldung geschrieben hat.«
    »Weil falsche Informationen darin stehen?«
    »Weil die Informationen möglicherweise nicht falsch sind. Wenn die Tochter die Leiche entdeckt hat…«
    »Dann ist sie eine Verdächtige.«
    »Das muss sowieso in Erwägung gezogen werden. Die meisten Morde werden im Familien- und Bekanntenkreis begangen. Man muss sich immer zuallererst die Familie vorknöpfen.«
    »Aber sie hat ein Alibi.«
    »Ich möchte, dass Sie das heute noch überprüfen. Sprechen Sie mit dem Maître und dem Kellner im Cicada. Ob sie da war, wann sie gekommen ist, wann sie wieder gegangen ist, was sie angehabt hat, hat sie mit jemandem gesprochen, hat sie das Telefon dort benutzt, hat sie zwischendurch für längere Zeit ihren Tisch verlassen und so fort.«
    »Aber wenn sie tatsächlich die Leiche entdeckt hat, woher weiß dann der Reporter davon und wir nicht?«
    »Eben das würde ich gerne herausfinden«, sagte Parker und ließ den Motor an. »Wahrscheinlich hat nur einer Blödsinn zusammengeschrieben. Irgendein kleiner Reporter bei der Times hat mit dem Scanner den Polizeifunk abgehört und sich ein paar Einzelheiten aus dritter Hand von einem der Leute am Tatort erzählen lassen, während sie zusammen ein Bier getrunken haben. Wer weiß? Die Hälfte von dem, was die Zeitungen drucken, ist Unsinn. Du stellst dich hin und diktierst dem Reporter Wort für Wort in die Feder, was vorgefallen ist, und am nächsten Tag steht dennoch irgendein Quatsch in der Zeitung.«
    »Ich schätze mal, darüber wissen Sie bestens Bescheid«, sagte Ruiz.
    Parker warf ihr einen Blick zu. »Darüber könnte ich ein Buch schreiben. Aber im Moment haben wir Besseres zu tun.«

15
    Nach Aussage der Pakistanerin, die seit drei Monaten Managerin dieser Filiale von Box- 4 -U war, gehörte das Postfach Nummer 501 einer Frau namens Allison Jennings, die sie nicht kannte. Das Postfach war 1994 von Ms. Jennings angemietet worden. Die Miete wurde jährlich mit einer Zahlungsanweisung bezahlt, die im Postfach lag. All das war in der Akte vermerkt worden, jedes Jahr in einer anderen Handschrift. Es schien, als würden viele Leute Box- 4 -U als Karrieresprungbrett nutzen.
    Box- 4 -U befand sich in einem schlauchartigen Ladenlokal zwischen einem libanesischen Imbiss und einer Wahrsagerin, die sich auf Tarot spezialisiert hatte. Die Postfächer bildeten einen Korridor von der Eingangstür bis ans Ende des langen schmalen Gangs, wo ein Schreibtisch stand und außerdem Regale, in denen sich Pakete, wattierte Umschläge, Klebebandrollen, Luftpolsterfolie und riesige Beutel mit Verpackungschips stapelten.
    Vom Schreibtisch aus war es nicht ganz einfach, hinter all dem Zeug die Postfächer im Blick zu behalten, wenn man wissen wollte, wer den Laden betrat und ihn verließ. Wahrscheinlich kamen die meisten der Leute, die ein Postfach gemietet hatten, ungesehen rein und raus. Solange sie pünktlich die Miete zahlte, interessierte sich auch niemand für

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