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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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Fingerabdrücke genommen, Haare aus dem Abfluss des Waschbeckens gefischt, aber keine Spur Blut gefunden. Wenn der Killer Blut von Lenny Lowell abbekommen haben sollte, dann war er klug genug gewesen, es nicht hier abzuwaschen.
    Dann kam das Arbeitszimmer von Lowell. Ein angenehm großer Raum, jetzt voll von Papieren, den Resten von Fingerabdruckpulver und Klebebandstreifen, die die Fundorte von Beweisstücken auf dem Teppich kennzeichneten. Von der Blutlache, die in den Teppich gesickert war, war kaum noch etwas zu sehen (ein weiteres Verkaufsargument für den Teppichhersteller: bringt große Blutflecken zum Verschwinden!). Die Schubladen des Aktenschranks und des Schreibtischs waren herausgezogen worden.
    »Das ist unerlaubtes Betreten des Tatorts«, sagte Parker.
    Abby Lowell, die hinter dem Schreibtisch ihres Vaters saß, zuckte erschreckt zusammen und schlug sich ein Knie an, als sie gleich darauf aus einem Fluchtreflex heraus in die Höhe fuhr.
    »Mein Gott, Sie haben mich zu Tode erschreckt«, fuhr sie ihn an und drückte eine Hand gegen die Brust, als wolle sie verhindern, dass ihr Herz heraussprang.
    »Ich darf Sie wohl fragen, was Sie hier tun, Ms. Lowell«, sagte Parker und zog sich einen Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtischs heran. Die Lehne war voller Blutflecken.
    »Treffen Sie vielleicht die Vorbereitungen für die Beerdigung?«, fragte sie und strich ihren Kaschmirpulli glatt, während sie ihre Haltung wiederzugewinnen versuchte. »Wissen Sie, wo mein Vater seine Lebensversicherungspolice aufbewahrte? Werden Sie die Versicherung für mich anrufen? Und was ist mit dem Testament? Ich bin sicher, dass er eines hinterlassen hat, aber ich habe keinen blassen Schimmer, wo es stecken könnte. Ich weiß nicht, ob er erdbestattet oder verbrannt werden wollte. Können Sie mir bei all dem helfen, Detective Parker?«
    Parker schüttelte den Kopf. »Nein, das kann ich nicht. Aber wenn Sie mich angerufen hätten, hätte ich mich hier mit Ihnen getroffen und Ihnen beim Suchen geholfen. Ich hätte gewusst, was Sie angefasst und verrückt haben. Ich hätte gewusst, ob Sie neben dem Testament oder der Lebensversicherung Ihres Vaters noch etwas anderes eingesteckt haben.«
    »Wollen Sie mich hier etwa beschuldigen?«, fragte sie, straffte die Schultern und hob eine schwarze, fein geschwungene Augenbraue.
    »Nein. Ich wollte es nur gesagt haben. So verfährt man an einem Tatort, Ms. Lowell. Ich kann keine Rücksicht darauf nehmen, dass das Opfer Ihr Vater ist. Es ändert nichts daran, wenn Sie meinen, dass Sie ein Recht dazu haben, in sein Büro einzudringen. Meine Aufgabe ist klar definiert. Seit dem Augenblick, in dem Ihr Vater seinen letzten Atemzug gemacht hat, bin ich verantwortlich für ihn. Ich bin sein Beschützer.«
    »Zu dumm, dass Sie nicht hier waren, um ihn davor zu schützen, ermordet zu werden. Wenn ich ›Sie‹ sage, meine ich übrigens nicht Sie persönlich, sondern das LAPD.«
    »Wir können nicht vorhersehen, wann und wo ein Verbrechen begangen wird«, sagte Parker. »Wenn dem so wäre, hätte ich keinen Job mehr. Und offen gestanden, hätten Sie eher die Voraussetzungen gehabt, Ihren Vater zu beschützen, als wir. Sie kannten seine Gewohnheiten, Sie kannten seine Freunde, möglicherweise kannten Sie auch seine Feinde. Vielleicht wussten Sie, dass er in irgendeine Sache verwickelt war, die ihn das Leben kosten könnte.«
    Sie sah ihn ungläubig an. »Wollen Sie damit etwa sagen, es war mein Fehler, dass irgendein Einbrecher in das Büro meines Vaters eingedrungen ist und ihn ermordet hat? Das ist doch nicht zu fassen. Wie kann man nur so gefühllos sein?«
    »Das wollen Sie sicher nicht wissen«, sagte Parker. Er nahm seinen Hut ab und schlug die Beine übereinander, um es sich bequem zu machen. »Sie erschienen mir gestern Abend auch nicht gerade als ein Ausbund an Sensibilität, wenn ich das mal so sagen darf, auch wenn Sie das wahrscheinlich nicht gerne hören. Sie betreten einen Raum, in dem Ihr Vater gerade für seine letzte große Fotosession posiert, und scheinen sich mehr darüber aufzuregen, dass sich deswegen Ihre Verabredung zum Essen zerschlagen hat.«
    »Wie kommen Sie denn darauf? Weil ich nicht weinend zusammengebrochen bin? Weil ich keinen hysterischen Anfall bekommen habe?«, fragte sie. »Ich habe keinen Hang zur Hysterie, Detective. Und ich weine nur, wenn ich allein bin. Sie wissen nichts von meiner Beziehung zu meinem Vater.«
    »Dann klären Sie mich doch auf. Standen Sie

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