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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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Besseres tun«, sagte Parker, als Kellys Auto hinter seinem abgestellt wurde. »Wohin gehen die jungen Gorillas denn heutzutage zum Saufen und um sich auf die Brust zu trommeln?«
    Sie traten beide an die Fahrertür ihres Autos.
    »Wenn du ihn umbringst«, sagte Kelly, »krieg ich die Exklusiv-Story.«
    Die einzigen Menschen, von denen Parker wusste, dass sie so viel tranken wie Cops, waren Schreiberlinge, alle Arten von Schreiberlingen. Drehbuchautoren, Romanschriftsteller, Journalisten. Sie versammelten sich in der nächstgelegenen Kneipe, tauschten sich über ihre Nöte aus und bedauerten sich gegenseitig. So einsam Schreiberlinge von Natur aus waren, so teilten sie doch bestimmte Probleme und Sorgen bei ihrer Arbeit. Und egal welchen Berufs, ein unglücklicher Mensch sucht immer Gesellschaft.
    Die Bar, in die ihn Kelly führte, war eine dieser Uralt-Pinten in Downtown, die sich seit den Dreißigern wahrscheinlich kaum verändert hatten. Außer dass in den vergangenen Zeiten die Luft mit Zigarettenrauch geschwängert und die Gäste überwiegend männlichen Geschlechts gewesen waren. Im neuen Jahrtausend war es praktisch in ganz L.A. verboten zu rauchen und Frauen gingen überallhin, wohin sie wollten.
    Kelly schnappte sich zwei Barhocker am vorderen Ende der Theke, von wo aus sie einen guten Blick auf den Raum und die Eingangstür hatten und gleichzeitig nicht mitten in der Menge saßen.
    »Zu den Zeiten, als dein Hut noch en vogue war«, sagte sie, »hätte es hier von zigarrekauenden Zeitungsleuten gewimmelt. Und heute, wo es wieder in Mode ist, Frank Sinatra zu hören und Cocktails zu trinken, ist die Bar überlaufen von jungen Angestellten, die auf eine Affäre aus sind.«
    »Die Welt rast in einem Affenzahn auf den Abgrund zu«, bemerkte Parker.
    Er bestellte einen Tonic und Lime für sich. Kelly bestellte den besten Scotch, den sie hatten, dann sah sie Parker fragend an: »Das geht doch auch auf deine Rechnung, oder? Ich zähle das hier noch zu unserem Rendezvous.«
    »Wir haben nicht wirklich ein Rendezvous.«
    »Du willst etwas von mir, und du hast mich zum Essen eingeladen in der Hoffnung, es zu bekommen«, sagte sie. »Wo besteht da der Unterschied zu einem Rendezvous?«
    »Es kommt kein Sex hinterher.«
    »Ja ja, sag es mir, nur ins Gesicht, danke« sagte sie und tat so, als schmollte sie. »Du bist wirklich brutal. Wenigstens sind die Kerle, mit denen ich sonst ausgehe, zu feige, um die Wahrheit zu sagen. Das hat etwas für sich.«
    Parker kicherte. »Du schaffst es immer noch, Andi. Ich hatte das beinahe vergessen. Damals bei diesem Campus-Mord, der mich meine Karriere gekostet hat, warst du der einzige Mensch, der mich zum Lachen brachte.«
    »Ich weiß nicht genau, wie ich das jetzt verstehen soll.«
    »Als Kompliment.« Er wandte ihr sein Gesicht zu und wurde ernst. »Du hast dich damals mir gegenüber sehr anständig verhalten. Ich weiß nicht, ob ich dir jemals dafür gedankt habe.«
    Sie errötete leicht, sah weg, nahm einen Schluck von ihrem Scotch und fing mit der Zungenspitze einen Tropfen auf, der an ihrer Oberlippe hing.
    »Die Wahrheit zu sagen ist mein Job«, meinte sie. »Man muss mir nicht auf die Schulter klopfen, wenn ich das tue, was richtig ist.«
    »Und doch… Du hast damals für mich Partei ergriffen, als das nicht gerade angesagt war. Das hat mir viel bedeutet.«
    Kelly zuckte mit den Achseln, aber Parker wusste, dass sie zu der Zeit viel Kritik hatte einstecken müssen.
    »Ich sehe Caldrovics nicht«, sagte sie. »Aber der Haufen an dem Tisch dahinten in der Ecke gehört zu der Clique, mit der er oft unterwegs ist. Diese widerlich jungen, erlebnishungrigen Menschen«, sagte sie mit Abscheu in der Stimme. »Ich habe Jeans, die so alt sind wie sie.«
    »Du bist nicht alt«, sagte er spöttelnd. »Wenn du alt bist, bin ich auch alt. Und das lass ich mir nicht unterstellen.«
    »Du tust dich damit ja auch leicht. Ein erotischer Mann ist ein erotischer Mann, bis er inkontinent wird und ein Hörrohr braucht, um etwas zu verstehen. Sieh dir Sean Connery an. Dem Kerl wachsen mehr Haare aus den Ohren als auf dem Kopf, und die Frauen träumen dennoch von ihm. Wenn in dieser Stadt eine Frau die vierzig überschreitet, wird sie aus der Herde ausgestoßen.«
    »Versuchst du etwa, mir ein Kompliment zu entlocken, Kelly?«
    Sie sah ihn finster an. »Nein, ich press es aus dir raus, verdammt noch mal. Was ist mit dir los? Bist du schwer von Begriff? Hat die Ausbildung von jungen Detectives bei

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