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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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für den sich niemand als seine lieben Anverwandten interessieren sollte«, sagte Parker, als sie am Häuschen des Parkwächters vorbeigingen. »Da frage ich mich, warum das Raub- und Morddezernat und Tony Giradello ihre Fühler nach dem Fall ausstrecken.«
    Kelly holte Luft, als wolle sie zu einer Antwort anheben, aber es kam kein Wort über ihre Lippen. Parker meinte zu hören, wie sich in ihrem Kopf Rädchen drehten wie im Laufwerk einer Schweizer Uhr. »Seltsam. Bist du sicher?«
    »Zwei Typen vom Raub und Mord tauchten gestern Abend am Tatort auf. Kyle und sein Partner. Haben sich ungeheuer wichtig gemacht.«
    »Aber sie haben den Fall nicht übernommen?«
    Parker schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe sie ein bisschen in die Enge getrieben, und da haben sie den Schwanz eingezogen. Ich verstehe das alles nicht. Was wollten sie dort überhaupt, wenn sie nicht vorhatten, sich den Fall sofort unter den Nagel zu reißen? Und ich meine direkt am Tatort, was nicht gerade ihrem üblichen Modus Operandi entspricht.«
    Normalerweise schickte das zuständige Revier seine Leute, um den Schauplatz eines Mordes zu sichern und die ersten Ermittlungen aufzunehmen. Wenn ein Fall allerdings bedeutend genug oder schlimm genug oder publicityträchtig genug war und das Raub- und Morddezernat entschied, den Fall zu übernehmen, dann setzten sie sich in Bewegung und übernahmen das Kommando. Meistens hielten sie als Allererstes eine Pressekonferenz ab.
    »Keine Fanfaren«, sagte Parker. »Keine Trompeten, keine Vorwarnung, keine Presse außer diesem Zeilenschinder Caldrovics…«
    »Der seine Quelle für eine unbedeutende Story über einen unbedeutenden Anwalt nicht preisgeben will.«
    »Und jetzt erfahre ich, dass ebendiese Spitzenkräfte aus dem Raub- und Morddezernat Giradello mitten auf einer Wahlkampfparty Bericht erstattet haben.«
    Kelly schüttelte den Kopf. »Dabei kann es um alles Mögliche gegangen sein. Sie bereiten sich auf den Prozess gegen Cole vor. Nur weil du paranoid bist…«
    »Warum sollte dabei mein Name fallen?«
    Kelly sah ihn erstaunt an, als sei ihr in diesem Gespräch bisher etwas entgangen. »Du hast doch gar nichts mit den Ermittlungen in Zusammenhang mit dem Mord an Tricia Cole zu tun.«
    »Nein, eben. Das hat keiner von uns aus dem Fußvolk. Die Leiche wurde von der Tochter entdeckt, die Norman Crowne anrief. Das Haupt der Familie Crowne hat den Chef höchstpersönlich angerufen. Und der Chef hat seine Leute aus dem Raubund Morddezernat losgeschickt.«
    »Ich weiß«, sagte Kelly. »Ich war dabei. Es war meine Story, ist meine Story. Warum also sollte Giradello mit den Cops vom Raub- und Morddezernat über dich sprechen?«
    »Der einzige gemeinsame Nenner zwischen Bradley Kyle und mir ist Lenny Lowell«, sagte Parker und vermied es tunlichst zu erwähnen, dass in diesem Gespräch auch der Name seines Hauptverdächtigen gefallen war.
    Es war eine Sache, einen Köder vor Kellys Nase baumeln zu lassen, ihr die ganze Geschichte auf dem Präsentierteller zu servieren, war jedoch eine andere. Parker würde seinen Fall nicht gefährden, indem er zu viel ausplauderte. Dazu hatte er als Cop schon vor langer Zeit einen gesunden Widerwillen gegen Journalisten entwickelt. Aber er mochte Kelly, und er schuldete ihr etwas, und ein so ehrenwerter Charakter war er nicht, dass er sie nicht auf Bradley Kyle und Tony Giradello hetzen würde. Für Parker war es ein Arrangement, aus dem sie beide ihren Vorteil ziehen konnten.
    »Aber warum sollte sich Giradello für deine Leiche interessieren?«
    »Das ist die große Frage, Andi«, sagte Parker und fischte den Parkschein aus seiner Manteltasche, um ihn dem Parkplatzwächter zu reichen. »Warum fragst du nicht jemanden, der dir darauf eine Antwort geben kann?«
    Kelly reichte ihren Parkschein weiter. »Um es dann dir zu erzählen?«
    »Symbiose, meine Liebe«, sagte Parker. »In der Zwischenzeit werden wir deinen Kumpel fragen, ob er heimlich mit Bradley Kyle befreundet ist.«
    Kelly sah ihn erstaunt an. »Wir?«
    »Na ja, ich weiß ja nicht einmal, wie er aussieht. Du dagegen schon.«
    »Ich bin nicht seine Mutter, verdammt noch mal. Woher soll ich wissen, wo er sich gerade herumtreibt?«
    »Du betreibst doch investigativen Journalismus. Wo würdest du zuerst suchen, wenn du einen jungen, arroganten Reporter finden willst?«
    Ein tiefer Seufzer. Parkers Chrysler wurde vorgefahren. »Vielleicht kann ich die Nummer seines Pagers bekommen.«
    »Vielleicht kannst du noch etwas

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