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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Bestätigung einholen? Vielleicht will sie nur mit uns reden. Du weißt schon: Ein geteiltes Problem ist ein halbes Problem.«
    »Weshalb mit uns reden?«
    »Weil wir sie nicht eingestellt haben und sie nicht entlassen können. Und wir sind keine Konkurrenten um ihren Job. Du weißt, wie diese Organisationen funktionieren.«
    » Darf sie überhaupt mit uns reden?«
    »Hast du nie mit jemandem geredet, mit dem du nicht hättest reden dürfen?«
    Neagley verzog das Gesicht. »Manchmal. Zum Beispiel mit dir.«
    »Und ich hab mit dir geredet, was schlimmer war, weil du kein Officer warst.«
    »Aber ich hatte das Zeug dazu.«
    »Stimmt«, sagte er und sah wieder nach unten. »Jetzt sitzt sie einfach da.«
    »Mit ihrem Handy. Sie ruft jemanden an.«
    Das Telefon im Zimmer klingelte.
    »Offenbar uns«, bemerkte Reacher.
    Er nahm den Hörer ab.
    »Wir sind noch da«, sagte er.
    Dann hörte er kurz zu.
    »Okay«, sagte er.
    »Kommt sie rauf?«, fragte Neagley. Er nickte und ging wieder zum Fenster. Froelich stieg gerade aus dem Wagen. Sie trug einen Umschlag unter dem Arm, überquerte rasch den Gehsteig und kam außer Sicht. Zwei Minuten später hörten sie das entfernte Klingelzeichen eines Aufzugs, der im zwölften Stock hielt. Kurz darauf wurde an ihre Tür geklopft. Reacher öffnete. Froelich trat ein und blieb mitten im Zimmer stehen. Sie sah erst flüchtig zu Neagley und dann zu Reacher hinüber.
    »Kann ich Sie kurz unter vier Augen sprechen?«, fragte sie ihn.
    »Nicht nötig«, sagte er. »Die Antwort lautet ja.«
    »Sie kennen die Frage doch gar nicht.«
    »Sie vertrauen mir, weil Sie Joe vertraut haben und Joe mir vertraut hat, damit schließt sich der Kreis. Jetzt wollen Sie wissen, ob ich Neagley vertraue, damit auch dieser Kreis geschlossen ist, und die Antwort lautet ja. Ich vertraue ihr rückhaltlos, also können Sie’s auch tun.«
    »Okay«, sagte Froelich. »Ich denke, das war die Frage.«
    »Ziehen Sie also die Jacke aus, und machen Sie’s sich bequem. Möchten Sie noch einen Kaffee?«
    Froelich streifte ihre Jacke ab und warf sie auf eins der Betten, kam an den Tisch und legte den braunen Umschlag darauf.
    »Ja, Kaffee wäre schön«, erwiderte sie.
    Reacher rief den Zimmerservice an und bestellte eine große Kanne mit drei Tassen.
    »Ich hab Ihnen bisher nur die halbe Wahrheit gesagt«, begann Froelich.
    »Hab ich mir gedacht«, entgegnete Reacher.
    Froelich nickte entschuldigend, nahm den Umschlag vom Tisch, öffnete die Verschlussklappe und zog eine Klarsichthülle heraus. In der Hülle steckte etwas.
    »Dies ist ein Foto von etwas, das mit der Post gekommen ist«, sagte sie.
    Sie ließ es auf den Tisch fallen. Reacher und Neagley rückten ihre Stühle näher heran, um es sich anzusehen. In der Klarsichthülle, ein Standardprodukt aus dem Bürobedarfshandel, steckte ein achtzehn mal vierundzwanzig Zentimeter großes Farbfoto eines einzelnen Blatts Schreibmaschinenpapier. Auf einer Holzunterlage neben dem weißen Blatt lag ein Holzlineal, das die Größenverhältnisse erkennen ließ. Das Blatt schien normale Briefgröße zu haben. Ungefähr drei Zentimeter oberhalb der Blattmitte standen drei Wörter: Sie werden sterben. Die großen Buchstaben waren gestochen scharf, offenbar nach einer Computervorlage gedruckt.
    Im Zimmer herrschte Schweigen.
    »Wann ist das gekommen?«, fragte Reacher.
    »Am Montag nach der Wahl«, antwortete Froelich. »Als gewöhnlicher Brief.«
    »An Armstrong adressiert?«
    Froelich nickte. »An den Senat. Aber er hat’s noch nicht gesehen. Wir öffnen alle für unsere Schützlinge eingehenden Sendungen und geben weiter, was wir für geeignet halten. Das hier ist uns als nicht geeignet erschienen. Was halten Sie davon?«
    »Dazu gibt’s zweierlei zu sagen, denke ich. Erstens stimmt die Aussage.«
    »Nicht, wenn ich’s verhindern kann.«
    »Haben Sie das Geheimnis der Unsterblichkeit entdeckt? Jeder muss sterben, Froelich. Ich, Sie, wir alle. Vielleicht erst mit hundert, aber wir werden nicht ewig leben. Deshalb ist das im Prinzip eine Tatsachenbehauptung. Eine zutreffende Vorhersage, nicht nur eine Drohung.«
    »Was eine Frage aufwirft«, sagte Neagley. »Ist der Absender clever genug, um seine Aussage absichtlich so formuliert zu haben?«
    »Aus welchem Grund?«
    »Um nicht angeklagt werden zu können, wenn Sie ihn oder sie aufspüren? Um behaupten zu können, hey, das war keine Drohung, sondern eine Tatsachenbehauptung. Lässt das Ergebnis der Spurensicherung einen Schluss

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