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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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mein Ernst.«
    »Dann bleib hier. Ich gehe jede Wette ein, dass sie innerhalb einer Stunde zurückkommt.«
    Neagley lächelte. »Wozu, um dich einzuladen, mit ihr auszugehen?«
    Reacher schüttelte den Kopf. »Nein, um uns zu erzählen, welches Problem sie wirklich hat.«

4
     
    Froelich ging zu ihrem Suburban. Warf die Schnellhefter achtlos auf den Beifahrersitz. Ließ den Motor an und blieb mit dem rechten Fuß auf dem Bremspedal. Holte das Handy aus ihrer Umhängetasche, tippte Stuyvesants Privatnummer Ziffer für Ziffer ein, hielt dann mit dem Zeigefinger auf der Ruftaste inne. Froelich sah durch die Windschutzscheibe, kämpfte mit sich, blickte auf das Handy hinunter und wieder auf die Straße hinaus. Dann klappte sie das Handy zu und ließ es auf die Schnellhefter fallen. Legte den Gang ein, trat das Gaspedal durch und fuhr mit laut quietschenden Reifen an. Wendete auf der Straße, bog rechts ab und fuhr in ihr Büro.
    Der Zimmerkellner kam zurück, um das Kaffeetablett zu holen. Reacher schlüpfte aus seiner Jacke und hängte sie in den Kleiderschrank. Dann zog er das T-Shirt aus dem Hosenbund seiner Jeans.
    »Bist du zur Wahl gegangen?«, fragte Neagley.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bin nirgendwo als Wähler registriert. Warst du wählen?«
    »Klar«, sagte sie. »Ich wähle immer.«
    »Hast du für Armstrong gestimmt?«
    »Niemand stimmt für den Vizepräsidenten. Außer vielleicht seine Angehörigen.«
    »Aber hast du seine Partei gewählt?«
    Sie nickte. »Ja. Hättest du’s auch getan?«
    »Ich glaube schon«, antwortete er. »Hattest du früher jemals was von Armstrong gehört?«
    »Eigentlich nicht«, sagte sie. »Ich meine, ich interessiere mich für Politik, aber ich gehöre nicht zu den Leuten, die alle hundert Senatoren aufzählen können.«
    »Würdest du für ein politisches Amt kandidieren?«
    »Niemals! Ich halte mich lieber im Hintergrund, Reacher. Ich war Sergeant, und das bleibe ich im Innersten mein Leben lang. Darum wollte ich auch nie Officer werden.«
    »Du hättest das Zeug dazu gehabt.«
    Sie zuckte mit den Schultern und lächelte. »Schon möglich. Aber ich hatte nicht den Wunsch danach. Und weißt du was? Sergeants haben viel Macht. Mehr, als ihr Jungs jemals gewusst habt.«
    »Hey, ich hab’s gewusst«, sagte er. »Glaub mir, ich hab’s gewusst.«
    »Sie kommt nicht zurück, das steht fest. Wir sitzen hier rum, quatschen und vergeuden Zeit, und ich verpasse alle möglichen Flüge.«
    »Sie kommt zurück.«
    Froelich parkte in der Tiefgarage und fuhr nach oben. Die Abteilung Personenschutz hatte immer Dienst, aber die Sonntage waren trotzdem irgendwie anders. Die Leute zogen sich anders an, auf den Korridoren war es ruhiger, die Telefone klingelten weniger. Manche Leute verbrachten den Tag zu Hause. Wie zum Beispiel Stuyvesant. Sie schloss ihre Bürotür, setzte sich an den Schreibtisch und zog eine Schublade auf. Nahm die Dinge heraus, die sie brauchte, und steckte sie in einen großen braunen Umschlag. Dann schlug sie den Schnellhefter mit Reachers Spesenabrechnung auf, notierte sich die Endsumme und schaltete dann den Aktenvernichter ein. Steckte den ganzen Ordnerinhalt Blatt für Blatt hinein und ließ dann den Abschlussbericht mit den Empfehlungen und die Farbfotos Stück für Stück folgen. Zuletzt schob sie noch die Schnellhefter hinein und wirbelte die langen gekräuselten Streifen im Abfallbehälter durcheinander, bis sie völlig unkenntlich waren. Anschließend schaltete sie das Gerät aus, nahm den Umschlag und fuhr wieder in die Tiefgarage hinunter.
    Reacher sah ihren Wagen vom Fenster des Hotelzimmers aus. Er kam um die Ecke und wurde langsamer. Auf der Straße herrschte praktisch kein Verkehr. Später Nachmittag an einem Novembersonntag in Washington. Die Touristen befanden sich in ihren Hotels und machten sich für den Abend fein. Die Einheimischen waren zu Hause, lasen ihre Zeitung, sahen sich Football im Fernsehen an, schrieben Schecks für Rechnungen aus oder erledigten Hausarbeiten. Draußen wurde es allmählich dunkel. Die ersten Straßenlampen flammten auf. Der schwarze Suburban fuhr mit Licht. Er wendete in weitem Bogen über beide Fahrbahnen und hielt auf dem für Taxis reservierten Standplatz.
    »Sie ist wieder da«, sagte Reacher.
    Neagley gesellte sich zu ihm ans Fenster. »Wir können ihr nicht helfen.«
    »Vielleicht will sie keine Hilfe.«
    »Wozu wäre sie dann zurückgekommen?«
    »Keine Ahnung«, entgegnete er. »Zweifel klären? Eine

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