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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Polizei.«
    »Sie hat schlampig gearbeitet.«
    »Ich habe mit dem Gedanken gespielt, die Veranstaltung abzusagen.«
    »Das hätten Sie tun sollen.«
    »Dann habe ich überlegt, ihn aufzufordern, eine Kevlarweste zu tragen.«
    »Das hätte nichts genutzt. Ich hätte auf seinen Kopf gezielt. Gestern war ein herrlicher Tag, Froelich. Wolkenlos, sonnig, windstill. Kühle Luft. Ideale Verhältnisse. Ich war kaum hundert Meter von ihm entfernt. Ich hätte ihm die Augen ausschießen können.«
    Sie starrte ihn an.
    »John Malkovich oder Edward Fox?«, fragte sie.
    »Ich hätte Armstrong erschossen und in den folgenden drei bis vier Sekunden auf möglichst viele andere Leute gezielt. Vor allem Cops, denke ich, aber auch Frauen und Kinder. Ich hätte versucht, sie nicht zu töten, sondern nur zu verwunden. Am besten durch Bauchschüsse. Das ist effektiver. Leute, die sich stark blutend auf dem Boden wälzen, hätten eine Massenpanik hervorgerufen und mir wahrscheinlich die Flucht ermöglicht. Ich wäre innerhalb von zehn Sekunden aus der Kirche gestürmt und in der benachbarten Wohnsiedlung untergetaucht. Neagley hat mit einem Auto bereitgestanden. Sie wäre losgefahren, als die Schüsse fielen. Also wäre ich vermutlich Edward Fox gewesen.«
    Froelich stand auf und ging ans Fenster. Stützte sich mit beiden Handflächen aufs Fensterbrett und starrte ins Freie.
    »Das ist eine Katastrophe«, sagte sie.
    Reacher schwieg.
    »Ich fürchte, ich habe Ihre Beharrlichkeit unterschätzt«, sagte sie. »Ich wusste nicht, dass das ein Guerillakrieg bis zum Letzten sein würde.«
    Reacher zuckte mit den Schultern. »Attentäter sind nicht unbedingt die liebenswürdigsten Menschen. Und sie bestimmen hier, nach welchen Regeln gespielt wird.«
    Froelich nickte. »Und ich wusste nicht, dass Sie Unterstützung von außen bekommen würden – vor allem nicht von einer Frau.«
    »Ich hab Sie gewissermaßen vorgewarnt«, erklärte Reacher, »und Ihnen gesagt, dass es nichts bringen würde, nach mir Ausschau zu halten. Sie können nicht erwarten, dass Attentäter ihre Absichten telefonisch ankündigen.«
    »Ja, ich weiß«, erwiderte sie. »Aber ich habe mir einen Einzeltäter vorgestellt, das ist alles.«
    »Es wird immer ein Team sein«, sagte Reacher. »Es gibt keine Einzeltäter.«
    Sie lächelte spöttisch.
    »Sie glauben dem Warren Report also nicht?«, fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Sie auch nicht«, antwortete er. »Kein Profi wird ihn jemals für wahr halten.«
    »Heute komme ich mir ganz und gar nicht wie ein Profi vor«, meinte sie.
    Neagley stand auf und setzte sich mit dem Rücken zur Scheibe neben Froelich auf die Fensterbank.
    »Kontext«, sagte sie. »Daran müssen Sie jetzt denken. In Wirklichkeit ist die Sache halb so schlimm. Reacher und ich waren Spezialisten der Criminal Investigation Division der U. S. Army. Wir sind auf allen möglichen Gebieten ausgebildet worden. Vor allem dazu, selbstständig zu denken und erfinderisch zu sein. Und rücksichtslos, versteht sich, und selbstbewusst. Härter als die Leute, für die wir zuständig waren – und manche von denen waren verdammt hart. Deshalb sind wir außergewöhnlich. So spezialisierte Leute wie wir … von denen gibt’s im ganzen Land vermutlich nicht mehr als zehntausend.«
    »Zehntausend sind eine Menge«, sagte Froelich.
    »Von zweihunderteinundachtzig Millionen? Und wie viele sind gegenwärtig im richtigen Alter, verfügbar und motiviert? Das ist ein statistisch unbedeutender Bruchteil der Bevölkerung. Machen Sie sich also keine Vorwürfe. Denn das, was Sie anstreben, ist ohnehin unmöglich. Als Politiker muss er diese öffentlichen Auftritte absolvieren. Wir hätten niemals auch nur im Traum daran gedacht, jemanden tun zu lassen, was Armstrong tut.«
    Froelich drehte sich um, schluckte einmal und nickte vage.
    »Danke«, sagte sie. »Dass Sie versucht haben, mich ein bisschen aufzumuntern. Aber ich muss über einiges nachdenken, nicht wahr?«
    »Schutzzonen«, sagte Reacher. »Erweitern Sie die Absperrungen auf einen Radius von einer halben Meile. Halten Sie die Öffentlichkeit von ihm fern, und sorgen Sie dafür, dass vier Agenten ständig Tuchfühlung mit ihm halten. Mehr können Sie nicht tun.«
    Froelich schüttelte den Kopf. »Keine Chance«, entgegnete sie. »Das würde als unangemessen gelten. Sogar als undemokratisch. Und in den kommenden drei Jahren wird’s viele solche Wochenenden geben. Nach drei Jahren wird alles noch viel schlimmer, weil sie

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