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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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ungeschoren davongekommen. Ohne ihn würde ich den Rentenmarkt nicht mehr unsicher machen.«
    Ich hatte Greg damals gern geholfen, auch wenn es ein ziemliches Risiko gewesen war. In vielen Unternehmen, und Harrison Brothers war da keine Ausnahme, herrscht heftige Konkurrenz unter den Tradern. Sie machen sich Ruhm und Tantiemen streitig. Ich sehe das anders: Der Markt ist schwierig genug, da braucht man jeden Freund, den man haben kann. Und umgekehrt hatte Greg mir auch so manches Mal aus der Patsche geholfen.
    »Greg ist der zweite Mensch, der Bondscape im Ernstfall ausprobiert hat«, sagte ich.
    »Tatsächlich? Und was halten Sie davon?« fragte Richard voller Interesse.
    »Oh, es ist großartig«, sagte Greg, »diese schnuckligen Gebäude und alles. Könnte den ganzen Tag damit spielen. Allerdings hätte ich einen Vorschlag.«
    »Ah, ja?«
    »Könnte man das Programm nicht so verändern, daß da ein hübscher weißer Strand ist, ein paar Palmen und ein oder zwei süße Strandhäschen? Ich bin sicher, das wäre viel aussagefähiger. Blond heißt kaufen, Brünett verkaufen, so was in der Art.«
    Richard lachte. »Da wäre noch viel Forschungsarbeit nötig.«
    »Sie können auf mich zählen.« Greg machte Platz, damit ein älterer Mann sich ein kleines Guinness an der Bar bestellen konnte. »Aber im Ernst, es hat gut geklappt. Ich hoffe nur, daß Sie das System noch nicht auf den Markt bringen.«
    »Ich denke, es wird noch mindestens ein halbes Jahr dauern, bis wir ein marktfähiges System anbieten können.«
    »Sehr schön.«
    Richard grinste. »Gefällt es Ihnen wirklich so gut?«
    Greg lächelte und nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Bierglas. »Was zum Teufel ist Virtuelle Realität eigentlich? Klar, Bondscape ist Virtuelle Realität. Aber was kann man damit sonst noch anfangen?«
    »Virtuelle Realität läßt sich für alles mögliche verwenden. Die meisten Anwendungen sind aber wirklichkeitsnäher als der Rentenmarkt.«
    »Zum Beispiel?«
    »In der Medizin. Chirurgen können virtuelle Operationen vornehmen, und Patienten, die sich von schweren Verletzungen erholen, können erst einmal in einer virtuellen Welt üben, bevor sie sich der realen stellen. Architekten können virtuelle Gebäude oder Küchen entwerfen und sich in ihnen bewegen, um zu sehen, ob sie wirklich so beschaffen sind, daß man darin leben und arbeiten kann. Ingenieure entwickeln virtuelle Prototypen – Motoren oder Autos – und stellen dann fest, ob sie sich warten lassen. Und schließlich gibt es noch eine Fülle von militärischen Anwendungen.«
    »Etwa für die Burschen, die mit diesen irren Helmen auf dem Schlachtfeld herumwanken?«
    »Nein«, Richard lächelte, »das ist der springende Punkt. Man braucht kein Schlachtfeld mehr. Vielmehr schafft man virtuelle Gefechtssituationen, in denen Soldaten Panzer bewegen und Piloten ihre Maschinen fliegen. Das ist viel einfacher und vor allem viel billiger.«
    »Und was ist mit diesen Spielhallengeräten, die ich neulich in einer Fernsehsendung gesehen habe?«
    »Das ist auch Virtuelle Realität. Tatsächlich ist der Unterhaltungssektor bislang wohl der erfolgreichste Anwendungsbereich von VR.«
    »Wahnsinn«, sagte Greg. »Und wie funktioniert das alles? Brauchen Sie riesige Computeranlagen?«
    »Keineswegs. Die meisten Systeme ähneln Bondscape. Um die virtuelle Welt zu erzeugen, braucht man einen Computer und eine spezielle Software. Außerdem eine Datenbrille mit zwei Bildschirmen, einem für jedes Auge, eingebauten Stereokopfhörern und einem Sensor, der feststellt, wohin Sie schauen. Wenn Sie sich nach links wenden, wird Ihnen das Bild, das Sie vor Augen haben, in der Perspektive gezeigt, die sich links von Ihnen in der virtuellen Welt darbietet. Mit speziellen Datenhandschuhen lassen sich auch passende Tastempfindungen hervorrufen. Wenn Sie durch Sicht-, Hör- und Berührungserlebnisse vollkommen in die computererzeugte virtuelle Welt eintauchen, dann leben Sie wirklich in dieser Realität.«
    »Super«, sagte Greg und nahm einen Schluck Bier. Dann hatte er einen Einfall. »Könnte man nicht auch hübsche Bekanntschaften mit dieser Ausrüstung machen?«
    »Perversling«, sagte ich.
    »Kein Stück! Da tut sich einfach ein weites Feld auf für all die armen amerikanischen Burschen, die bei den einheimischen Schönheiten nicht landen können.«
    »Sie haben vollkommen recht«, stimmte Richard zu. »Virtueller oder Cybersex birgt eine Fülle von Möglichkeiten, von denen die meisten

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