Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
Vom Netzwerk:
langsam die Angst in mir hoch. Ich wollte sie nicht verlieren.
    Schließlich seufzte sie tief. Ihre Schultern entspannten sich, und sie wandte sich mir mit einem mühsamen Lächeln zu.
    »Oh, Mark, es tut mir so leid, daß ich dich da wieder hineinziehe. Du warst wirklich gut zu mir.« Leicht berührte sie mein Gesicht. »Und er ist ein Scheißkerl. Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich an ihm gefunden habe.«
    Sie schlang die Arme um meinen Hals und küßte mich.
    Eine halbe Stunde später – die Dämmerung kroch langsam über unsere nackten Körper auf dem Wohnzimmerfußboden – spielte ich mit dem Gedanken, ihr zu sagen, daß ich sie liebte. Von Liebe war zwischen uns nie die Rede gewesen. Aber es war eine Bezeichnung, die das Gefühl der Zuneigung, das mich in diesem Moment überwältigte, ziemlich genau traf. Dennoch hatte ich Angst. Wovor eigentlich? Nicht so sehr vor einer Zurückweisung. Eher vor jenem Teil von Karen, den ich noch nicht kannte, auf den ich heute abend aber einen flüchtigen Blick getan hatte. Wie auch immer, ich wollte diesen Augenblick nicht aufs Spiel setzen.
    Träge bewegte sie sich. »Was hast du, Mark?«
    »Nichts.«
    DREI
    Am nächsten Morgen war ich schon um Viertel nach sieben mit einer Tasse Kaffee und einem Croissant an meinem Arbeitsplatz. Es überraschte mich nicht, daß ich trotz der frühen Stunde beileibe nicht der einzige war. Heute morgen gab es für uns alle viel zu tun.
    Äußerst gespannt schaltete ich den Computer an. Auf dem großen, hellgrauen Bildschirm konnte ich von Reuters und Telerate Kurse aller Art abrufen und sie auf vielfältige Weise abbilden lassen. Daneben stand das kompakte Bloomberg-Gerät, das die möglichen Beziehungen der Werte zueinander graphisch darstellen konnte. Als sich die Buchstaben und Zahlen auf den Bildschirmen stabilisierten, sah ich mir erst mal an, was sich über Nacht auf dem Markt getan hatte.
    In New York hatte er sich den Nachmittag über ganz gut gehalten, war aber in Tokio wieder ins Trudeln geraten. Die Renault, die ich gestern gekauft hatte, hatte niedriger eröffnet, so daß ich an dem Abschluß etwas verloren hatte. Aber es war noch früh am Tag. Auch Gregs Achtprozentige von 2021 notierten etwas schwächer.
    Ich sah zu ihm hinüber. Gerade hatte er den Hörer aufgelegt und füllte jetzt einen Orderzettel aus, um den Abschluß festzuhalten. »Tut mir leid wegen der Anleihen, die du gestern gekauft hast, Greg«, rief ich hinüber.
    Er wandte sich mir zu und grinste. »Wieso? Wir haben Schlußverkauf! Sie sind noch ’n Viertelpunkt billiger geworden, da hab’ ich noch mal fünfzig gekauft.«
    Der Bursche hatte Nerven wie Drahtseile. Auf lange Sicht machten wir ähnliche Profite, aber meine Gewinne kamen in gleichmäßigen monatlichen Beträgen herein, während er sie mit spektakulären Coups holte, aber ebenso spektakuläre Flops landete.
    Als Ed erschien, war er überrascht, mich so früh zu sehen. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, die durch die dicken Brillengläser noch größer aussahen.
    »Nicht geschlafen?« fragte ich.
    Verlegen sah er mich an. »Nicht viel. Ich hab’ mit Tokio telefoniert.«
    Die moderne Technik gibt uns die Möglichkeit, vierundzwanzig Stunden am Tag mit dem Markt Kontakt zu halten. Allerdings sorgt die Müdigkeit dafür, daß jeder, der versucht, mitten in der Nacht Geschäfte abzuschließen, Fehler begeht. Deswegen ziehe ich in der Regel einen gesunden Schlaf vor und lasse den Markt nachts seine eigenen wundersamen Wege gehen.
    Bob Forrester kam herüber. »Na, wie hat sich die Maschine gemacht?« fragte er mit einer Kopfbewegung in Richtung Bondscape-Computer auf meinem Schreibtisch.
    Die Frage war nicht fair, und er wußte das. »Das läßt sich noch nicht sagen«, meinte ich. »Aber in unseren Positionen steckt ’ne Menge drin. Wir kriegen unser Geld zurück. Da bin ich sicher.«
    »Das sollten wir auch. Sie sind Trader, mein Junge. Ich möchte nicht, daß Sie Ihre Zeit mit teurem Schnickschnack vergeuden. Sie können ihn bis zum Ende der nächsten Woche hierbehalten, aber wenn Sie dann noch keine Ergebnisse vorzuweisen haben, verschwindet er wieder aus dem Saal. Verstanden?«
    Das war deutlich. Als er fort war, wandte ich mich an Ed. »Okay, schmeißen wir das Ding an. Irgendwo müssen wir zwei Millionen Dollar herkriegen. Jetzt brauchen wir nur noch herauszufinden, wo.«
    Wir setzten jeder eine der kleinen Datenbrillen auf und tauchten in die Computerwelt ein. Vor uns lag die

Weitere Kostenlose Bücher