Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
Vom Netzwerk:
den Jeans und dem T-Shirt, die ich am Abend zuvor ausgezogen hatte. Tintenschwarzes Wasser schwappte gegen die Autofenster. Durch die Belüftungsschlitze des Armaturenbretts schoß das Wasser in dickem Strahl und gurgelte um meine Beine.
    Schon ging es mir bis zu den Knien und stieg rasch weiter.
    Im Beifahrersitz saß eine zusammengesunkene Frauengestalt. Das dunkle Haar kannte ich: Rachel.
    Rasch! Ich griff nach dem Verschluß des Sicherheitsgurtes neben mir. Nur mühsam konnte ich die Arme bewegen – das Chloroform oder was immer mich betäubt hatte, wirkte noch nach. Verzweifelt hantierte ich am Verschluß. Das Wasser bedeckte bereits die Fingerknöchel. Endlich ein Klicken, und ich konnte den Sicherheitsgurt abstreifen. Bei Rachels Sicherheitsgurt ging es schneller. Ich wuchtete mich aus dem Fahrersitz und beugte mich zu ihr hinüber.
    Ich schüttelte sie. »Aufwachen!« Keine Reaktion. »Wach auf!«
    Unerbittlich strömte das Wasser ins Wageninnere. Vornüber gekippt, lag das Auto in einem Gewässer, das wie ein Fluß aussah. Das Heck ragte noch heraus, während der vordere Teil rasch vollief.
    Rachel ließ sich nicht aufwecken. Daher stemmte ich den Fuß gegen das Armaturenbrett, zog sie aus dem Sitz und stieß sie auf die Hinterbank. Dann kroch ich auch nach hinten. Der Wagen schlingerte, doch offenbar hingen die Hinterräder irgendwo fest, denn er blieb in seiner kopflastigen Lage.
    Im hinteren Teil war es noch trocken, obwohl sich der Wagen schon weitgehend unter Wasser befand. Draußen stand das Wasser bis zur halben Höhe der Heckscheibe. Durch den verbleibenden Ausschnitt konnte ich die Silhouette einer steilen Uferböschung vor einem Sternenhimmel erkennen.
    Viel Zeit blieb uns nicht mehr!
    Ich lag auf dem Sitz, hatte die Beine gegen die Lehne des Fahrersitzes gestemmt und einen Arm um Rachels Brust geschlungen. Noch ein tiefer Atemzug, dann zog ich am Griff der hinteren Tür und drückte.
    Sie rührte sich nicht. Der Wasserdruck hielt sie verschlossen. Ich stemmte die Schulter gegen die Tür und drückte erneut. Nur einen winzigen Spaltbreit mußte sie sich öffnen. Den Rest würde das eindringende Wasser erledigen. Aber sie gab keinen Millimeter nach. Die Fenster kamen nicht in Frage. Sie wurden durch einen elektrischen Fensterheber betätigt, der längst unter Wasser war.
    Der Vordersitz war jetzt völlig überflutet, und schon wieder kletterte das Wasser an meinen Beinen hoch. Noch ein paar Minuten, und das ganze Auto würde vollgelaufen sein. Ich kroch auf die obere Kante des Rücksitzes, so daß sich mein Gesicht gegen die Heckscheibe preßte, und zog Rachel mit mir. Da meine Muskeln den Befehlen des Gehirns nur widerwillig gehorchten, war das sehr mühsam. Das Wasser bedeckte mittlerweile den Rücksitz, auf dem ich kniete. Lange konnte das nicht mehr gutgehen.
    Ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Das war nicht leicht. Ich wußte nicht, ob das Chloroform oder die Panik daran schuld war, aber ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Tief atmete ich durch, um mich zu beruhigen.
    Das Wasser reichte mir mittlerweile bis zu den Oberschenkeln.
    Die Heckscheibe herausschlagen! Natürlich. Sie war jetzt ganz aus dem Wasser aufgetaucht und gab den Blick auf einen Nachthimmel mit Vollmond frei.
    Ich versuchte, die Heckscheibe mit dem Ellenbogen einzuschlagen. Vergeblich. Ich schlug heftiger. Nichts. Ich stieß die flachen Hände gegen die Scheibe, hämmerte mit den Fäusten. Schließlich drosch ich mit wildem Armschwung auf sie ein. Ich probierte es sogar mit Kopfstößen. Alles ohne Erfolg.
    Die Panik wuchs, und immer aussichtsloser machte ich mich an der Scheibe zu schaffen. Doch es gelang mir einfach nicht, über Alternativen nachzudenken. Ich konnte nicht mehr klar denken.
    Jetzt reichte mir das Wasser bis zur Brust. Immerhin hatte ich den Eindruck, daß es nicht mehr stieg. Offenbar hatte es das Niveau des Wassers draußen erreicht. Nur die Spitze des Autohecks ragte noch hinaus. Ich hörte mit der sinnlosen Hampelei auf, um Luft zu sparen.
    Ganz still lag ich, hielt die bewußtlose Rachel im Arm und versuchte, langsam und gleichmäßig zu atmen.
    Die Kälte drang mir bis auf die Knochen.
    Plötzlich spürte ich einen heftigen Ruck, und der Wagen legte sich auf die Seite. Durch das Fenster konnte ich erkennen, daß ein langer starker Ast gegen das Auto stieß. Der Uferrand war sehr nah – nur ein oder zwei Meter entfernt. Zwei dunkle Gestalten hielten den Ast und bemühten sich, den Wagen von

Weitere Kostenlose Bücher