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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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seine. Wir konnten Tage oder Wochen verhandeln, oder wir konnten es jetzt zum Abschluß bringen.
    »Fünfundzwanzig Prozent zum gegenwärtigen Kurs. Plus Vorzugsaktien für zwei Millionen Dollar plus zwei Sitzen im Aufsichtsrat. Ich werde besser schlafen, wenn ich weiß, daß Sie ein bißchen Geld auf der Bank haben.«
    Ich zögerte und dachte nach.
    »Eine Minute haben Sie Zeit, sich zu entscheiden, oder wir gehen alle nach Hause«, sagte Jenson, und ich wußte, daß er meinte, was er sagte.
    Die Minute nutzte ich. Bei sechs Dollar pro Aktie mußte Jenson für seine fünfundzwanzig Prozent weitere vier Millionen Dollar in die Firma stecken. Dazu die zwei Millionen Dollar in Vorzugsaktien, das machte sechs Millionen. Damit kam FairSystems erst mal eine Weile über die Runden. Und wenn das Projekt Plattform klappte, dann würde FairSystems’ Aktienkurs in die Höhe schießen. Das Unternehmen würde unabhängig bleiben, und Richards Traum würde in Erfüllung gehen.
    Doch angesichts feindlich gesinnter Kleinaktionäre konnte ich in Zukunft eine Mehrheit der Stimmen nur noch mit Jensons Unterstützung bekommen. Ich mußte ihm vertrauen.
    Allerdings hatte er mich schon einmal reingelegt – als er sich weigerte, die laut Plattform-Vertrag fällige Vorauszahlung zu leisten.
    Ich dachte an Richards Ermordung. An Hartman, der von seinem New Yorker Büro aus versuchte, an den Besitzverhältnissen von FairSystems zu drehen. An David, der sich hinter meinem Rücken mit Onada verbündet hatte. Wem, zum Teufel, konnte ich noch vertrauen?
    Ich betrachtete den rundlichen Mann, der mit gekreuzten Beinen vor mir saß. Was er wollte, war klar. Seinem Unternehmen zu möglichst großem Erfolg verhelfen. Und das konnte er nur zusammen mit FairSystems erreichen. Ob es mir nun gefiel oder nicht, wir saßen in einem Boot.
    »Abgemacht.«
    Ich beugte mich vor und reichte ihm die Hand.
    Er lächelte, ergriff sie und sah mir direkt in die Augen. »Ich habe das Gefühl, daß Sie ein guter Partner sein werden«, sagte er. »Und offen gesagt, Rachel, wir brauchen Ihre Kenntnisse dringend. Meine Leute sind da auf ein paar Probleme gestoßen, die sie gern mit Ihnen besprechen würden.«
    Am Samstag morgen kehrten wir erschöpft nach Schottland zurück. Ich setzte Rachel in ihrer Wohnung ab und fuhr nach Kirkhaven zurück, nur noch getrieben von dem Wunsch nach einem Bad und ein paar Stunden Schlaf. Auf dem Anrufbeantworter war eine Nachricht von Daphne, Karens Mutter. Ich sollte sie zurückrufen. Ich dachte nicht im Traum daran. Es gab wahrlich keinen Grund, jemals wieder mit ihr zu sprechen. Bei dem Gedanken lächelte ich.
    Während ich in der Wanne lag und mich langsam entspannte, ließ ich die beiden vergangenen Tage noch einmal Revue passieren. Rachels Erwartungen in bezug auf das Projekt Plattform teilte ich mittlerweile. Es sah so aus, als sei FairSystems endlich aus dem Schneider.
    Aber ich wußte auch, daß deswegen noch lange nicht alles in Ordnung war. Ganz und gar nicht. Noch immer hatte ich keine Ahnung, was an dem Tag von Richards Ermordung passiert war. Und ich hatte das höchst unangenehme Gefühl, daß sein Mörder, wer es auch sein mochte, gewillt war, auch mich umzubringen.
    Ein paar Minuten lang begab ich mich im Geiste wieder auf Mördersuche, aber ich war viel zu erschöpft. Ein fruchtloses Unterfangen.
    Erst spät am Nachmittag fuhr ich ins Werk. Rachel war natürlich schon seit Stunden da und arbeitete. Es war erstaunlich, was sich in den drei Tagen unserer Abwesenheit angesammelt hatte.
    Um sieben ging ich in ihr Büro. Keith und Andy saßen an ihren Computern. »Schön, was man da über Plattform hört, Chef«, rief Keith mir zu, als ich vorbeiging. »Gut gemacht!«
    »Danke«, sagte ich und klopfte an Rachels Tür.
    »Herein.«
    Mir wurde warm ums Herz, als sie mich anlächelte.
    »Wie geht’s dir?« fragte ich.
    »Gut, aber es gibt ’ne Menge zu tun. Und was ist mit dir?«
    »Kaputt.«
    Einen Augenblick schwiegen wir. »Ich möchte dich nicht von wichtigen Arbeiten abhalten oder von anderen Dingen«, sagte ich schließlich, »aber hättest du nicht Lust, heute abend mit mir nach Kirkhaven zu kommen?«
    Rachel lächelte. »Klar hab’ ich Lust. Fahren wir!«
    Wir stiegen in den BMW und verließen den Firmenparkplatz. Nachdem ich die Verkehrskreisel hinter mich gebracht hatte, fädelte ich mich auf die Straße nach Osten ein, nach Kirkhaven.
    Im Rückspiegel überprüfte ich, was für Autos hinter uns fuhren. Eine

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