Tödliche Aktien
daß er dort das Wochenende zum Golfspielen verbracht hat.«
»Vielleicht ist das nur ein Vorwand gewesen. Ich könnte schwören, daß er eine Heidenangst hatte, Akama könnte was darüber herausfinden.«
Kerr schmunzelte. »Auch das haben wir überprüft. Er wollte die Sache geheimhalten, weil er nicht allein war. In seiner Begleitung befand sich die Frau eines seiner Kollegen. Das wäre ziemlich peinlich geworden.«
»Tatsächlich?« Ich dachte darüber nach. »Kaum wahrscheinlich, daß er seine Geliebte mitgenommen hat, wenn er vorgehabt hätte, jemanden umzubringen, oder?«
Kerr nickte. »Ich denke, er kommt nicht in Frage.«
»Und was ist mit David Baker? Haben Sie den gefunden?«
»Ja. In Boston. Er wohnt bei einem Freund, den er von Harvard her kennt. Sagt, er hätte unter enormem Streß gestanden. Der Verlust des Jobs hätte ihm schwer zu schaffen gemacht. Seine Frau berichtet, sie hätten sich häufig gestritten. Er hat ihr von der Abmachung mit Onada erzählt, und da ist ihr wohl der Kragen geplatzt. Doogie Fisher kann er unmöglich umgebracht haben. Und ich glaube, auch mit dem Tod Ihres Bruders hat er nichts zu tun.«
Ich seufzte und rieb mir die Augen.
»Hören Sie, Mr. Fairfax. Egal, wer für die Geschichte gestern verantwortlich ist, er wird es vermutlich noch mal probieren. In den nächsten Tagen lass’ ich Ihr Haus von einem meiner Männer beobachten, und Sergeant Cochrane bitte ich auch, die Augen offenzuhalten. Wir können Sie nicht ewig beschützen, aber wir werden tun, was wir können.«
»Danke«, sagte ich.
»So, und nun möchte ich nach Hause fahren.«
Rachel fehlte fast nichts. Zwei Tage lang blieb sie unter leichter Betäubung am Respirator, und zwei weitere Tage behielt man sie zur Beobachtung im Krankenhaus. Der Arzt versprach eine rasche und vollständige Besserung.
Ich war die Woche über damit beschäftigt, mich um das Projekt Plattform zu kümmern und mich ängstlich umzuschauen.
Das Projekt war so weit abgeschlossen, daß man es der Öffentlichkeit vorstellen konnte. Dazu hatten wir die SIGGRAPH vorgesehen, eine Messe, die Ende Juli in Florida stattfinden sollte. Kurz davor war der Beginn der Serienproduktion geplant. Bis dahin sollten die Entwicklungsarbeiten an den Bausteinen so weit abgeschlossen sein, daß die Herstellung in Singapur, Japan und Taiwan aufgenommen werden konnte. Kurz darauf würden auch die amerikanischen Zulieferer in die Produktion gehen. Im September wollten wir mit der Auslieferung des fertigen Produkts beginnen.
Und so aufmerksam ich mich auch umschaute, ich konnte nichts Verdächtiges entdecken. Doch sicher konnte ich nicht sein. Daher ließ ich alle erdenkliche Vorsicht walten.
Erneut fand ich eine Nachricht von Karens Mutter auf meinem Anrufbeantworter vor. »Mark, hier ist Daphne Chilcott. Ich mache mir wirklich Sorgen um Karen. Wir müssen über sie sprechen. Kommen Sie bitte so bald wie möglich in Godalming vorbei. Danke.«
Ich dachte nicht daran. Zum einen machte ich mir keine Sorgen um Karen, und zum anderen hörte ich nicht ungern, daß es ihr schlechtging.
Dann holte ich Rachel vom Krankenhaus ab und fuhr sie in ihre Wohnung in Glenrothes, damit sie ein paar Sachen zusammenpackte. Ich bestand darauf, daß sie bei mir wohnte. Obwohl sie aus Inch Lodge entführt worden war, glaubte ich fest, daß sie bei mir sicherer aufgehoben war, jetzt, wo die Polizei das Haus im Auge behielt. Außerdem hatte ich an allen Fenstern Schlösser anbringen lassen, denn ich wollte nicht, daß ihr noch einmal etwas passierte.
Wir saßen in der Küche und tranken Tee.
»Ich habe nachgedacht«, sagte Rachel.
»Ja?«
»Über Richards Tod. Und das Feuer im Bootsschuppen. Und Doogies Tod. Ich glaube, ich weiß jetzt, wie das alles zusammenhängt.«
»Wie denn?« fragte ich wie elektrisiert.
»Es muß irgendeine Information sein«, sagte sie. »Richard muß eine Information gehabt haben und wurde deswegen ermordet. Aber der Mörder hat einen Teil dieser Information zurückgelassen, daher mußte er den Bootsschuppen niederbrennen. Um sie zu vernichten.«
»Vielleicht«, sagte ich.
Rachel fuhr fort: »Dann hat Doogie diese Information entdeckt. Daraufhin wurde er ebenfalls umgebracht.«
»Okay«, sagte ich. »Aber warum hat man versucht, auch uns zu töten?«
»Weil auch wir diese Information besitzen.«
Ich dachte darüber nach. »Du könntest recht haben. Doch was für eine Information ist das?«
Rachel seufzte. »Ich weiß nicht. Auf jeden Fall
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