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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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dem Hindernis freizubekommen, auf dem die Hinterräder ruhten. Der Wagen ruckte, blieb aber in seiner Position. Erneut stießen sie mit dem Ast zu, diesmal schien sich das Gewicht des Autos etwas zu verlagern.
    Ihre Gesichter konnte ich nur als blasse Flecken ausmachen. Riesig wirkten die beiden.
    Nichts konnte ich tun – nichts, als Rachel festzuhalten, mich an eine sinnlose Hoffnung zu klammern und untätig zuzusehen, wie das Auto mit jedem Stoß einen Zentimeter weiterrutschte.
    Plötzlich waren die beiden Männer verschwunden. Ich spürte eine Woge der Erleichterung. Doch gleich darauf waren sie mit einer Bohle zurück, länger und stabiler als der Ast, mit dem sie es vorher versucht hatten.
    Damit fanden sie einen Ansatzpunkt am Wagenheck, und einer von ihnen stemmte sich mit aller Kraft gegen das andere Ende.
    Tief holte ich Luft, als das Auto unter Wasser glitt. Es drehte sich, und ich verlor alle Orientierung. Tiefe Finsternis war rings um mich her. Noch immer hielt ich Rachel unter einem Arm gefaßt, aber mit einer Hand konnte ich nicht herausfinden, wo ich mich befand. Also ließ ich sie los. Ich fühlte nach der Tür und fand den Griff. Die Tür ließ sich öffnen. Natürlich! Das Wasser im Wageninneren hatte für einen Druckausgleich gesorgt. Ich glitt aus dem Auto. Noch immer wußte ich nicht, wo oben war, daher strampelte ich wild mit den Füßen umher, bis ich den Grund spürte. Dann stieß ich mich ab.
    Ich tauchte auf und schnappte nach Luft. Die beiden Gestalten sah ich mit dem Rücken zu mir die Böschung hochklettern. Sie hatten mich nicht gesehen.
    Ein paarmal atmete ich tief durch, dann tauchte ich wieder zum Auto hinab. Rasch hatte ich die offene Tür erreicht und griff hinein. Keine Rachel!
    Noch einmal hinein in die tödliche Falle? Bei dem Gedanken schauderte mir, außerdem ging mir die Luft aus. Trotzdem zog ich mich in das wassergefüllte Fahrzeug hinein und tastete umher. Wo war sie? Schließlich spürte ich ihr Haar unter den Fingern. Ich zog daran. Sie saß fest. Jeden Augenblick mußten mir die Lungen platzen. Warum nicht auftauchen, Luft holen und wieder tauchen? Weil sie bis dahin tot sein würde! Also kroch ich noch weiter hinein. Mein Brust fühlte sich an, als hätte eine Boa constrictor sie im Würgegriff. In meinen Ohren dröhnte es.
    Ihr Pullover hatte sich an der Handbremse verfangen. Ich riß ihn los, griff in ihr Haar und stieß uns beide zum Auto hinaus. Prustend durchbrach ich die Wasseroberfläche, Rachel im Arm. Ich blickte zur Uferböschung. Fast hatten die beiden den oberen Rand erreicht. Wenn sie oben waren, würden sie sich umdrehen, das wußte ich. Suchend sah ich mich um. Es war kein Fluß, sondern ein Loch – einer dieser typischen schottischen Seen. Hinter uns war ein Ufer, das wohl zu einer Insel gehörte, mit Büschen, die bis zum Wasser hinabreichten. Keine zehn Meter entfernt. Ich schwamm auf dem Rücken, versuchte, kein Geräusch zu machen und Rachels Kopf über Wasser zu halten. Leicht war es nicht, weil unsere Kleidung schwer war und ich meine Schuhe noch anhatte, aber ich schaffte es.
    Ich zog sie genau in dem Augenblick unter die Büsche, als die beiden Männer oben auf der Böschung ankamen und sich umdrehten, um auf die schwarze Wasserfläche hinabzusehen, auf der sich eben noch das Auto befunden hatte. Sie wechselten ein paar Worte und verschwanden.
    Daraufhin faßte ich Rachel unter den Achseln und zog sie aufs Ufer. So vorsichtig wie möglich legte ich sie auf den Rücken und sah auf sie hinab. Reglos lag sie im feuchten Gras. Ich durfte keine Zeit verlieren. Theoretisch wußte ich, wie jeder Autofahrer, was bei einer Mund-zu-Mund-Beatmung zu tun ist, aber ich hatte es noch nie an einem lebenden Menschen ausprobiert. Zumindest hoffte ich, daß sie noch lebte. Ich hatte keine Ahnung, wie lange jemand Wasser in den Lungen haben kann, ohne zu sterben.
    Also tastete ich nach der Halsschlagader. Zweifellos war ein schwacher Puls zu spüren. Hastig machte ich mich an die Arbeit.
    Aus ihrem Mund tröpfelte etwas Wasser. Ich versuchte, ihr meinen Atem einzublasen und das Wasser mit den Händen aus der Lunge zu pressen. Keine Reaktion. Ich blies und drückte heftiger. Plötzlich spürte ich, daß sich die Brust unter mir von allein bewegte. Rachel hustete, und aus ihrem Mund ergoß sich ein Schwall Wasser. Rasch und flach setzte ihre Atmung ein. Ihre Lider flatterten.
    Ich empfand unendliche Erleichterung. Dem Himmel sei Dank, sie lebte!
    Ein paar Minuten

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