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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Helm abnehmen können, selbst wenn er es gewollt hätte. Hätten sie versucht, etwas zu sagen, hätte es niemand in der virtuellen Welt gehört. Ich warf einen Blick auf den kleinen Videoschirm. Die gleiche betroffene Reglosigkeit in Palo Alto.
    Noch ein tiefer Atemzug, und ich zog mir die Brille wieder über die Augen. Zu meiner Erleichterung befanden wir uns wieder im Flur und folgten Richard.
    »Nun war Doogie zwar zum Schweigen gebracht, aber damit waren Ihre Schwierigkeiten noch nicht vorbei. Mein Bruder war Ihnen auf der Spur. Sie versuchten ihn abzuschrecken, indem Sie ihm eins über den Kopf zogen und eine Warnung per E-Mail schickten. Aber das hatte keinen Erfolg. Als die SEC Mark und Rachel die Liste aushändigte, die sie mir zugeschickt hatte, wußten Sie, daß es nur noch eine Frage der Zeit war, bevor sie die Verbindung zu Ihren Aufsichtsratsposten entdeckten. Daraufhin heuerten Sie zwei Gorillas an, um sich die beiden Störenfriede endgültig vom Halse zu schaffen.«
    Rachel und ich hatten beschlossen, unser Erlebnis im Loch nicht darzustellen. Das mußte ich wahrlich nicht noch einmal durchleben.
    »Kommen wir auf den Mord an mir zurück. Ich weiß, daß Sie damals nicht in Schottland waren, aber ich denke, Sie möchten wissen, wie es war. Hier entlang!«
    Er öffnete eine weitere Tür, die vom Flur abging, und plötzlich fanden wir uns in Richards Bootsschuppen wieder. Ich erblickte das bekannte Durcheinander von Computerzubehör. Wir hörten Regen und rhythmisches Wellengeräusch von draußen.
    Richard stand vor uns. »An diesem Tag hat mich jemand besucht. Ich ließ ihn herein und habe mit ihm gesprochen. Vielleicht war es jemand, den ich kannte. Vielleicht waren es mehrere. Vielleicht haben sie gesagt, sie hätten eine Nachricht von Ihnen.
    Jedenfalls nahm ich sie mit nach draußen in den Bootsschuppen, um ihnen etwas zu zeigen.« Er begab sich an die Stelle in der Nähe der Tür, an der ich seinen Leichnam gefunden hatte. Scheinbar endlos stand er so da. »Kommen Sie näher«, sagte er. Langsam, unendlich langsam näherten wir uns, bis Richards Gesicht nur noch dreißig Zentimeter entfernt war.
    »Nun wollen wir sterben, Walter – diesmal gemeinsam.«
    Plötzlich veränderte sich das Bild. Jetzt befand sich ein Gesicht vor uns, ein Gesicht ohne erkennbare Züge. Das Gesicht des geheimnisvollen Mörders.
    Langsam beugte sich der Mörder hinunter und ergriff eine Axt. Dann hob er sie über unseren Kopf und ließ sie dort schweben. Unser Blick erfaßte das Blatt, grau und scharf. Winzige Holzteilchen klebten an der Schneide. Schließlich schoß sie auf uns herab. Ich zuckte zusammen, als der virtuelle Kontakt erfolgte. Von Sorenson hörte ich einen Schrei. Wieder wurde die Axt gehoben, jetzt tröpfelte Blut von ihrem Blatt, und wieder fuhr sie herab. Ein erneuter Schrei.
    Ich schob die Brille hoch und blickte auf den Videoschirm. Sorenson hatte seinen Helm umklammert und schrie. In regelmäßigen Abständen wurde der Helm von heftigen, ruckartigen Bewegungen erschüttert. Wir hatten ihn mit einer kolbenartigen Vorrichtung versehen, die mit jedem Schlag in der virtuellen Welt real auf Sorensons Stirn herabfuhr. Dabei hatten wir sie so eingestellt, daß sie ihm weh tat, aber nicht bewußtlos schlug. Die Wirkung mußte entsetzlich sein.
    »Er hat die Augen geschlossen«, sagte Rachel. Mit Sensoren in seinem Helm konnte sie Sorensons Augenbewegungen erfassen. Natürlich beeinträchtigte es die Wirkung unserer virtuellen Inszenierung, wenn er die Augen geschlossen hielt.
    »Gib ihm die Dröhnung!« sagte ich.
    »In Ordnung«, sagte Rachel. »Ich schalte alle anderen Kopfhörer ab. Auf geht’s!«
    Aus den Lautsprechern neben Rachels Computer drang ein Kreischen, das einem das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    »Das ist noch leise«, sagte Rachel. »In seinen Kopfhörern ist es unvergleichlich viel lauter.«
    Das Geräusch war das Ergebnis jahrelanger Forschungsarbeiten, die man bei FairSystems durchgeführt hatte, um zu ermitteln, welche Geräusche nicht erzeugt werden dürfen, will man VR-Benutzern körperliche und psychische Probleme ersparen. Dieses Geräusch war schwer zu beschreiben. Ein sehr hoher Ton, eine Mischung aus Babygeschrei und Fingernägeln auf einer Wandtafel.
    Zehn Sekunden hielt es an, dann trat Stille ein. In Sorensons Welt flüsterte Richard: »Öffnen Sie die Augen.«
    »Er hat sie noch immer geschlossen. Geben wir ihm ein bißchen mehr Stoff«, sagte Rachel, und das grauenhafte

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