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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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über FairSystems?« begann er.
    »Nicht viel. Richard hat mir ein bißchen erzählt. Ich habe das Plazierungsdokument gelesen, aber das ist schon einige Monate her. Und ich habe eines Ihrer Systeme benutzt.«
    »Bondscape, nicht wahr?«
    »Ja. Ich war beeindruckt.«
    »Es ist wirklich gut«, stellte Rachel sachlich fest.
    »Aber Sie können davon ausgehen, daß ich sehr wenig weiß.« Das entsprach den Tatsachen. Ich wünschte, ich hätte ein bißchen besser zugehört, als mir Richard damals von seinem Unternehmen und der Virtuellen Realität erzählt hatte. Jetzt war ich ganz Ohr.
    »Gut, dann lassen Sie mich ein bißchen ausholen«, sagte David. Er betätigte eine Fernbedienung, und hinter ihm auf dem Bildschirm erschienen Dias. Die Präsentation war sehr professionell. Er sprach über FairSystems’ Geschichte, seinen Markt, seine Produkte, die Marktchancen der Virtuellen Realität und die Unternehmensstrategie. Ich ließ mir keines seiner Worte entgehen.
    Daß dieser Mann mit seinem sorgfältig gebügelten Baumwollhemd, den Manschettenknöpfen und der Hermès-Krawatte mich, einen achtundzwanzigjährigen Trader, mit einer hochoffiziellen Präsentation beehrte, mochte absurd erscheinen, war es aber keineswegs. Immerhin war ich jetzt der größte Aktionär von FairSystems. Mit meiner Hälfte von Richards vierzig Prozent und den bereits vorhandenen 3,75 Prozent waren es fast vierundzwanzig Prozent. Also war ich wichtig für das Unternehmen und damit auch für David, und so erklärte sich die Vorzugsbehandlung. Er machte das ausgezeichnet.
    Als er fertig war, fragte er lächelnd: »Noch Fragen?«
    »Ja«, sagte ich. »Sie haben sehr schön dargelegt, wie vielfältig die Anwendungsmöglichkeiten für Virtuelle Realität sind, und FairSystems scheint die meisten Anwendungssysteme zu produzieren. Trotzdem beläuft sich der Absatz nur auf, wieviel waren es? Drei Millionen Pfund? Da stellt sich doch die Frage, ob der Markt wirklich so groß ist.«
    »Ganz bestimmt ist er das«, sagte David. »Im Augenblick gibt nur das US-Verteidigungsministerium größere Beträge für VR aus. Es folgen die Geräte, die in Spielhallen stehen. Doch das wird sich ändern. Sobald man die Systeme zu einem vernünftigen Preis bekommt …« Er machte eine Kunstpause und warf Rachel einen vielsagenden Blick zu. »… und die Leute sich an das Prinzip gewöhnt haben, läßt sich der Umfang des gesamten Marktes überhaupt nicht mehr abschätzen. Aber er wird sich sicherlich im Bereich von vielen Milliarden bewegen.« Noch einmal zeigte er das virtuelle Bild eines Frankfurter Bürogebäudes, das ich schon während der Präsentation gesehen hatte. »Es ist allemal billiger, ein virtuelles Gebäude zu bauen, es zu erproben und zu verbessern, statt ein wirkliches hinzustellen und mit den Fehlern zu leben.«
    Ich nickte. Das leuchtete ein.
    »Noch etwas?«
    Ich hatte hundert Fragen zur geschäftlichen Seite auf dem Herzen, aber im Augenblick schien es mir wichtiger, etwas über die Menschen in Erfahrung zu bringen, die hier arbeiteten. »Ja. Könnten Sie mir etwas von sich erzählen? Wie sind Sie zu FairSystems gekommen?«
    Davids Gesicht wurde ernst; seine Karriere hatte große Bedeutung für ihn.
    »Natürlich. Ich habe Betriebswirtschaft studiert und dann einige Jahre am Managementprogramm von IBM teilgenommen.«
    »Im Verkauf?« warf ich dazwischen.
    David lächelte. »Klar, an vorderster Front. Ich habe an die Händler verkauft. Ich war aber auch zuständig für die Entwicklung von Marktstrategien, Projektdurchführungen, die Zusammenarbeit von Produktion und Marketing, die Mittelzuweisung an die einzelnen Unternehmensbereiche und andere Führungsaufgaben allgemeiner Art.«
    Das waren böhmische Dörfer für mich. Jedenfalls kam er aus dem Verkauf.
    »Aber ich hatte das Gefühl, daß IBM mich nicht weiterbrachte. Ich wußte nun, wie es in einem solchen Unternehmen zuging, deshalb ging ich an eine Business School. Harvard.« Pause, damit der Name auf mich wirken konnte. »Ich wollte schon immer Unternehmer werden. Deshalb bin ich zu FairSystems gegangen, als ich Harvard verließ. Ich habe eine Ader fürs Unternehmerische, fürs Geldverdienen. Richard und ich waren ein gutes Team. Natürlich hinterläßt er eine schmerzliche Lücke, aber ich kann diese Firma trotzdem noch weit bringen.«
    Mit hörbarem Ausatmen ließ Rachel eine Rauchwolke zur Decke aufsteigen. David und ich wandten den Kopf. Sie sah uns ausdruckslos an.
    »Noch irgendwelche

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