Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
Vom Netzwerk:
Rechenleistung, als für die erste bemannte Mondlandung erforderlich gewesen war.
    Es folgte ein Abschnitt, in dem aus Minileiterplatten und winzigen Flüssigkristalldisplays, den LCDs, die Datenbrillen zusammengebaut wurden. Daran schloß sich der Montagebereich für die Computer an und schließlich die komplizierten Testgeräte, mit denen überprüft wurde, ob das ganze System auch funktionierte. Der übliche Lärm einer Maschinenhalle war nicht zu hören, nur das allgegenwärtige Geplärre eines Radios.
    Ich lernte Jock, den Produktionsleiter, kennen, einen vierzigjährigen Mann, der auf mich den Eindruck machte, als hätte er schon so manche Fabrikhalle gesehen. Er wirkte intelligent und tüchtig.
    »Der Standort Glenrothes hat den Vorteil, daß wir hochqualifizierte Leute kriegen können«, sagte Rachel. »Hier gibt es Familien, die ausnahmslos in der Elektronikindustrie arbeiten, und durch die Rezession sind einige sehr gute Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Sie sind zuverlässig und fleißig.
    Sehen Sie mal hier«, fuhr sie fort und wies auf eine Ansammlung elektronischer Geräte: einen normal aussehenden Computer, eine Datenbrille, nicht größer als eine Sonnenbrille, einen Datenhandschuh und eine Maus. Alles trug das orangefarbene Logo von FairSystems.
    »Das ist unser neuestes System. Wie Sie sehen können, stammen viele Teilelemente von anderen Herstellern.« Sie versetzte dem grauen Plastikgehäuse des Computers einen Klaps. »Das hier ist ein ganz normaler IBM-PC. Er nimmt die Daten von der Brille, dem Handschuh und der Maus entgegen, führt die Millionen Rechenoperationen aus, die erforderlich sind, um eine virtuelle Welt zu erzeugen, und übermittelt die Ergebnisse wieder an die peripheren Geräte. Diesen Vorgang muß er zwanzigmal pro Sekunde wiederholen.«
    »Hört sich ja gewaltig an.« Ich nahm eine der Datenbrillen in die Hand. Das gleiche Modell hatte ich bei Bondscape verwendet. Es war federleicht.
    »Eine Entwicklung von uns«, sagte Rachel. »Wir nennen sie ›Virtuelle Brille‹. Aber auch hier stammen die Bauteile wieder von anderen Herstellern. Die LCDs, die die Bilder für jedes Auge erzeugen, bekommen wir von Horiguchi Electronics in Japan. Das Tonsystem stellt Crystal River in Kalifornien her, und dies hier«, sie zeigte auf einen kleinen schwarzen Kunststoffwürfel, der in die Datenbrille eingelassen war, »ist ein Kopf-Tracking-System, das aufzeichnet, wohin der Benutzer blickt. Das beziehen wir von einem Unternehmen, das Polhemus heißt und seinen Sitz in Vermont hat.«
    Dann zeigte sie mir den Datenhandschuh und eine 3-D-Maus, die nicht gerade eine täuschend ähnliche Nachbildung des Nagetiers war, sondern eine kleine Plastikvorrichtung, die sich bequem in die Hand fügte und dazu diente, auf Dinge in der virtuellen Welt zu zeigen.
    »So, dann lassen Sie uns in die Softwareabteilung gehen.«
    Auf dem Weg zur Treppe sahen wir durch eine offene Tür in eine Küche hinein. An dem Tisch in der Mitte saßen drei oder vier Leute und unterhielten sich, wobei sie Hamburger aus Polystyrolbehältern aßen. Was mich aber wirklich beeindruckte, das waren die außergewöhnlichen Automaten an der Wand. Da konnte man einfach alles bekommen: heiße und kalte Getränke aller Art, Schokolade, Chips und Pommes, sogar Hot dogs und Hamburger.
    Rachel bemerkte meinen erstaunten Blick. »Ein Ernährungswissenschaftler würde einen Herzanfall kriegen, wenn er sähe, wovon manche Leute hier leben. Aber das hält sie die Nacht über fit. Für mich ist das alles Schrott«, sagte sie und zog die Nase kraus.
    »Was hält Sie denn nachts fit?« fragte ich und erntete dafür einen Blick, der mich als verrückt, pervers oder beides einstufte. Sie stieg die Treppe hoch.
    Die Softwareabteilung befand sich in einem Raum, der etwa halb so groß wie die Montagehalle war. Rund fünfzehn schwarze Schreibtische standen dort, jeder mit einem Computer ausgerüstet, vor dem ein Programmierer saß. Daß das moderne Büro tatsächlich ohne Papier auskommt, ließ sich nicht gerade behaupten – Papier lag massenweise herum: Ausdrucke, Zeitungen, Frühstückspapier, Ausschnitte, Fotografien und Dutzende von selbstklebenden Notizzetteln. Doch die Programmierer beachteten die Papierberge nicht, in denen sie saßen, sondern starrten hochkonzentriert auf ihre Bildschirme. Das eindrucksvolle Bild wurde etwas verdorben durch eine Gruppe, die sich am Ende des Raums laut lachend bemühte, einen Becher auf einem Aktenschrank

Weitere Kostenlose Bücher