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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Fragen?« sagte David, offenbar gern bereit, seine Talente noch nachdrücklicher ins Licht zu rücken.
    »Nein, vielen Dank. Sie waren sehr freundlich«, sagte ich. »Haben Sie einen Ausdruck der Präsentation?«
    »Bitte sehr.« David schob mir einen zu. »Kann ich Ihnen jetzt vielleicht die Fabrik zeigen?« Er machte eine höfliche Geste in Richtung Tür, und Rachel stand auf, um zu gehen.
    Smarte Verkäufer gibt es nicht nur in der Computerwelt. Die haben wir auch an den Rentenmärkten. Ich wollte nicht, daß mein Eindruck von FairSystems völlig von David Baker bestimmt wurde.
    »Einen Augenblick«, sagte ich. »Ich würde noch gern mit Rachel sprechen. Kann sie mich nicht herumführen?«
    David runzelte die Stirn. »Rachel ist für den gesamten technischen Ablauf zuständig. Sie hat im Moment viel zu tun. Nicht wahr, Rachel?«
    Beide wandten wir uns ihr zu.
    Sie musterte mich. Hinter der runden Brille sah ich braune, intelligente Augen. Offenbar wurde ich einer Art Einschätzung unterzogen, und es verursachte mir Unbehagen, daß ich keine Ahnung hatte, zu welchem Ergebnis sie kam.
    Schließlich sagte sie: »Nein, das ist schon in Ordnung, David. Ich spreche gern mit Mark.«
    Wir blickten David an. Er schwieg, überlegte offenbar, wie er mich den Nachmittag über mit Beschlag belegen konnte, und schickte sich schließlich ins Unvermeidliche. »Sehr schön«, sagte er. »Schauen Sie doch bei mir vorbei, Mark, wenn Sie fertig sind. Okay?« Mit einem Lächeln verließ er den Raum.
    Rachel drückte ihre Zigarette aus. Aufrecht in ihrem Stuhl sitzend, machte sie einen konzentrierten und gleichzeitig lockeren Eindruck. »Was möchten Sie hören?«
    Ich schätzte, daß sie ungefähr in meinem Alter war, hatte aber doch das Gefühl, einer anderen Welt anzugehören. Wie David war ich ein bißchen overdressed in meinem City-Anzug, während sie einen weiten Pullover über schwarzen Leggings trug. Sie war ungeschminkt und mußte sich ständig die ungebärdigen Haare aus dem Gesicht streichen. Man hatte mir berichtet, sie sei eine Koryphäe auf ihrem Gebiet, und wenn ich in ihre Augen blickte, hatte ich schon das Empfinden, eine verdammt intelligente Person vor mir zu haben. Daher scheute ich mich, ihr irgendwelche Fragen über FairSystems zu stellen, aus Angst, sie könnten zu unbedarft sein.
    Schließlich riß ich mich zusammen.
    »Eine eindrucksvolle Präsentation«, sagte ich.
    »Tja, David ist ein guter Verkäufer«, sagte sie.
    Sie hielt inne, als wollte sie noch etwas hinzufügen. Ich wartete. Sie zündete sich eine neue Zigarette an und blies den Rauch auf die gleiche abschätzige Art zur Decke, wie sie es während Davids Präsentation getan hatte. »Schade, daß er noch nicht mal einen Taschenrechner programmieren kann, geschweige denn einen Computer.«
    Ich beugte mich vor. »Nun, was das betrifft«, sagte ich langsam und nachdrücklich, »ich kann auch keinen Computer programmieren, aber ich bin sehr interessiert an FairSystems und seiner Zukunft, und ich bin lernfähig. Also erzählen Sie mir ein bißchen über die Firma.«
    Rachel grinste. Es war ein überraschend offenes, herzliches Lächeln, dauerte aber nur einen kurzen Augenblick. »Tut mir leid. Manchmal geht er mir auf den Geist. Das ist nicht seine Schuld. Wir sind einfach zu verschieden. Möchten Sie sich ein bißchen umsehen?«
    »Ja, gern.«
    »Ich zeige Ihnen zuerst die Montagebereiche. Die meisten Bauteile beziehen wir von anderen Herstellern. Hier fügen wir sie dann zu einem von uns entwickelten System zusammen.«
    Wir gingen die Treppe wieder hinunter und betraten die große Halle, die mir schon auf dem Weg nach oben aufgefallen war. Es gab keine erkennbare Fertigungsstraße. Vom Stadium der Fließbandproduktion war FairSystems noch weit entfernt. Die Herstellung war wohl in Gruppenarbeit organisiert. Für einen Außenstehenden schienen junge Männer und einige junge Frauen nur herumzuschlendern und hier und da an den Elektronikteilen und Verkleidungen herumzubasteln. Rachel erläuterte mir die einzelnen Fertigungsschritte. Im ersten Abschnitt wurden die Leiterplatten montiert, jede ein faszinierendes Kunstwerk, eine winzige, lebendige Stadt mit Straßen, Brücken und Gebäuden auf hellgrünem Untergrund. Doch die eigentliche Rechenleistung steckte nicht in den Leiterplatten, sondern in den kleinen integrierten Schaltkreisen, den »Chips«, dünnen Siliziumplättchen, die Millionen von Transistoren enthielten – sie lieferten eine höhere

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