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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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gehabt und sind nun von ihr enttäuscht. Auf jeden Fall scheinen sie ’ne Menge über Computer zu wissen. Sie schrecken auch nicht davor zurück, Gewalt anzuwenden, um ihre Ziele zu erreichen. Vor zwei Monaten wurden eine Reihe von Briefbomben an VR-Firmen in Großbritannien abgeschickt. Gott sei Dank haben sie keinen Schaden angerichtet. Wir gehen davon aus, daß Doogie oder einer seiner Spießgesellen dahintersteckt.«
    »Und Sie glauben, Doogie könnte auch was mit Richards Tod zu tun haben?«
    »Jedenfalls überprüfen wir das«, sagte Donaldson. »Sie können uns nichts über ihn sagen?«
    Ich schüttelte den Kopf. Nur zu gern hätte ich ihm geholfen. Ich wünschte, ich hätte besser zugehört, als Richard mir von BOWL erzählt hatte. Damals schien mir das alles so fremd; es hatte sowenig mit meinem Alltag zu tun.
    »Wir sind auch dem Verdacht Ihres Bruders nachgegangen, daß der Aktienkurs von FairSystems manipuliert worden sein könnte«, fuhr Donaldson fort. »Die Börsenaufsicht beschäftigt sich jetzt damit und hat sich auch an amerikanische Behörden gewandt.«
    »Tatsächlich? Und hat man was entdeckt?«
    »Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Aber um noch einmal auf den Abend zurückzukommen, an dem Ihr Bruder Sie gebeten hat, sich mit dem Aktienkurs von FairSystems zu befassen – haben Sie es getan?«
    »Ja, oder vielmehr Karen hat es getan.«
    »Karen Chilcott. Ihre Freundin?«
    »Ja.«
    »Und sie hat nichts entdeckt?«
    »Richtig. FairSystems ist so klein, daß die Aktien von einer einzigen Maklerfirma gehandelt werden, Wagner Phillips. Sie hat bei einem Freund nachgefragt, der dort arbeitet. Der wußte von nichts. Wir haben den Eindruck gewonnen, daß nichts Ungewöhnliches passiert.«
    »Aha«, sagte Donaldson. »Haben Sie selbst Geschäfte mit FairSystems-Aktien gemacht?«
    »Nein. Zumindest nicht, seit das Unternehmen an die Börse gegangen ist.«
    »Sie haben keine verkauft?«
    »Ich darf nicht. Zwei Jahre lang nicht.«
    »Kennen Sie sonst noch jemanden, der mit Aktien des Unternehmens zu tun hat?«
    »Nein, nur Karen. Und sie ist an die gleichen Auflagen gebunden wie ich.«
    »Und kennt sie irgend jemanden, der mit FairSystems-Aktien handelt?«
    »Natürlich nicht!«
    »Beruhigen Sie sich, Mr. Fairfax. Beantworten Sie nur meine Fragen!«
    »Ich will Ihnen unnötige Fragen ersparen«, sagte ich, und es gelang mir, mein Temperament zu zügeln. »Ich besitze überhaupt keine Insiderinformationen bezüglich FairSystems. Ich weiß praktisch nichts über das Unternehmen. Und gleiches gilt für Karen. Sie weiß sogar noch weniger als ich. Daher hätten wir niemandem etwas erzählen können, selbst wenn wir gewollt hätten. Und im übrigen, was hätten wir davon gehabt? Der Kurs ist nach unten gegangen und nicht nach oben. Wie hätten wir jemanden dazu bringen können, die Aktien zu kaufen? Wenn wir jemandem geraten hätten, Aktien zu kaufen, hätte er nur Geld verloren.«
    Ich blickte von Donaldson zu Kerr und wieder zu Donaldson. Seine grauen Augen ruhten unverwandt auf mir. Ich wußte, was ich gesagt hatte, war einleuchtend, und ich konnte ihm ansehen, daß er das auch fand.
    »In Ordnung, Mr. Fairfax. Aber wir werden vielleicht noch einige Nachforschungen anstellen müssen.«
    Ich entspannte mich. Er glaubte mir. Natürlich wollte ich ihnen helfen. In gewisser Weise freute es mich, daß er mir so unbequeme Fragen stellte. »Von mir aus gern«, erwiderte ich.
    »Vielen Dank für den Tee«, sagte er im Aufstehen. »Ach ja, fassen Sie bitte noch nichts im Bootsschuppen an. Da liegen viele technische Aufzeichnungen Ihres Bruders herum, die wir noch in dieser Woche mit Rachel Walker durchsehen wollen.«
    »In Ordnung«, sagte ich und begleitete sie hinaus. Ich konnte mir nichts vorstellen, was mich weniger reizte, als nochmals den Bootsschuppen zu betreten.
    SIEBEN
    Auf dem Weg nach Glenrothes scheuchte ich den BMW. Je mehr ich darüber nachdachte, desto unwahrscheinlicher erschien es mir, daß Donaldson mit seinem Verdacht auf Insidergeschäfte richtig lag. Für solche Geschäfte braucht man Insiderinformationen. Ich hatte keine gehabt, jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt nicht, als Richard angedeutet hatte, FairSystems stecke schon wieder in Liquiditätsschwierigkeiten. Aber das war wenige Tage vor seinem Tod gewesen. Und Karen hatte auch nicht mehr gewußt.
    Trotzdem war ich ein bißchen nervös. Im Wertpapierhandel ist der Ruf schon bei dem geringsten Verdacht auf krumme Geschäfte ruiniert.

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