Tödliche Aspekte Kommissarin Julia Sanders 2. Fall (Krimis aus Schleswig-Holstein) (German Edition)
Schusters heran und zog die Stirn kraus.
„Das sieht nach einer Ruptur der Aorta
aus. Sie ist demnach innerlich verblutet. Das ist die Todesursache. Alle
anderen inneren Organe scheinen in Ordnung zu sein.“ Kolb entnahm entsprechende
Gewebeproben und gab dem Assistenten ein Zeichen.
„Die Proben hier müssen gleich in die
Toxikologie“, meinte Kolb zu dem Assistenten. Daraufhin nahm er das
Diktiergerät und begann: „Es handelt sich bei der toten Frau um Bea Schuster,
26 Jahre alt. Sie hat eine Ruptur der Aorta davongetragen, die die eigentliche
Todesursache darstellt. Frakturen des Beckens und beider Schienbeine, außerdem
diverse Schnittverletzungen im Gesicht, an Armen und Beinen sind zusätzlich zu
finden. Alle Verletzungen sind auf den Aufprall der Cessna zurückzuführen.
Toxikologische Gewebeproben wurden dem Labor übergeben.“ Kolb nickte Ronald
Rungel zu, worauf dieser mit den Proben von Urin, Blut und Gewebe den Raum
verließ. Nach eingehender Untersuchung und Feststellung, dass Bea Schuster eine
an sich gesunde junge Frau war, wurden die Organe in den Körper zurückgelegt
und der Leichnam verschlossen. Ob sich giftige Substanzen in Ihrem Körper
befanden, würde die Laboruntersuchung ergeben. Derselbe Vorgang wiederholte
sich bei Dr. Kummer.
„Sehen Sie sich das einmal an Herr
Kollege“, begann Dr. Kührer. „Leberzirrhose im fortgeschrittenen Stadium. Auch
ohne Flugzeugabsturz hätte der Mann nicht mehr lange gelebt.“ Thomas Kolb
beugte sich interessiert über den Leichnam und schüttelte den Kopf.
„Dass es immer wieder Menschen gibt, die
sich zu Tode saufen.“ Die Rechtsmediziner stellten bei Dr. Kummer überdies eine
Schädelfraktur fest, ebenfalls Schienbeinbrüche, einen Kieferbruch und diverse
Schnittverletzungen. „Ich frage mich, wieso der Mann eine Schädelfraktur hat
und die Frau diese schwerste innere Verletzung.“ Dr. Kührer sah ihn nachdenklich
an.
„Möglicherweise war der Mann bereits
tot, als die Cessna abstürzte, und saß nicht mehr aufrecht in seinem Sitz.“ Thomas
Kolb nickte.
„Vielleicht haben Sie recht Herr
Kollege. Wenn die Laboruntersuchungen abgeschlossen sind, macht uns das
hoffentlich schlauer.“ Kührer nickte.
„Halten Sie mich bitte auf dem
Laufenden.“ Kolb nickte ihm zu. Die Proben wurden ebenfalls von Ronald Rungel zur
eingehenden Untersuchung ins Labor gebracht. Thomas Kolb hielt auch diese
Fakten im Diktiergerät fest. Die beiden Toten wurden mit weißen Laken bedeckt
und erhielten jeweils einen Platz in den Kühlboxen. Als Kolb die letzte Klappe
geschlossen hatte, murmelte er:
„Arme Teufel“, und schüttelte den Kopf.
Ob der Pilot vergiftet wurde, würde sich zeigen. Wenige Minuten später öffnete
sich die Tür, und Staatsanwalt Hector Prätorius stand im Raum. Der
Rechtsmediziner erstattete Bericht und öffnete die beiden Klappen der
Kühlboxen. Prätorius sah sich das Gesicht der jungen Frau an und meinte:
„Noch so jung. Haben Sie einen Verdacht,
warum die Maschine abgestürzt ist?“ Kolb zog das Laken über den Kopf der Toten
und schloss die Klappe der Box.
„Äußerliche
Gewalteinwirkungen sind bei beiden Toten, außer denen, die durch den Aufprall
der Maschine entstanden sind, nicht festzustellen. Wir führen noch
toxikologische Untersuchungen durch, ob vielleicht eine Vergiftung des Piloten
zu dem Absturz geführt hat. Möglich ist auch ein Vogelschlag. Wäre nicht das
erste Mal, dass ein Vogel in die Triebwerke eines Flugzeuges gelangt. Den
medizinischen Bericht erhalten Sie morgen.“ Prätorius nickte und verabschiedete
sich. Wenig später meldete sich der Rechtsmediziner auf dem Handy von Julia.
Sofort bemerkte er, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Er war von Natur aus kein
besonders einfühlsamer Mann, doch in diesem Fall war es anders. Julia erzählte
ihm, dass ihr Vater am Morgen für immer eingeschlafen sei, und Kolb versprach,
für sie da zu sein, wann immer sie seinen Beistand brauchte.
Kapitel 5
Julia
hatte sich zwei Tage Urlaub genommen, um die Formalitäten für die Trauerfeier
zu erledigen, die bereits drei Tage später stattfand. Sie war froh darüber, sie
musste Abstand gewinnen. Ihren Knöchel spürte sie kaum noch. Anscheinend war
alles wieder in Ordnung. Der Brief, den die Ärztin ihr gegeben hatte, lag noch
immer unberührt auf ihrem Wohnzimmertisch zu Hause, wo sie ihn platziert hatte,
als sie aus dem Hospiz kam. Sie hatte bisher nicht den Mut gefunden, ihn zu
lesen.
Es wurde eine schöne Feier in
Weitere Kostenlose Bücher