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Tödliche Beute

Tödliche Beute

Titel: Tödliche Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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und Kichern lag. Dann konnte er nicht länger an sich halten und brach in schallendes Gelächter aus. »Tut mir Leid«, sagte er, »aber ich würde Toonook nicht unbedingt als
Gentleman
bezeichnen. Toonook ist der Inuit-Name eines bösen Geistes. Er gilt als Schöpfer und Zerstörer.«
    »Sie meinen, Toonook ist ein
mythologischer
Name?«
    »Genau. Die Inuit sagen, er lebe in Wasser, Erde und Luft. Immer wenn es ein unerwartetes Geräusch gibt, zum Beispiel wenn das Eis unter den Füßen knackt, dann ist das Toonook auf der Suche nach einem Opfer. Und wenn der Wind heult wie ein Rudel hungriger Wölfe, ist das ebenfalls Toonook.«
    Austin war verwirrt. Therri hatte ihm Toonook als den Eigentümer von Oceanus genannt. »Jetzt ist mir klar, weshalb Sie lachen mussten«, sagte Kurt mit verlegenem Lächeln. »Da habe ich wohl etwas falsch verstanden.«
    »Bei den Inuit gibt es diesbezüglich keine Missverständnisse«, erwiderte Gieason. »Wenn sie allein unterwegs sind, halten sie unablässig nach Toonook Ausschau und fuchteln mit ihrem Knochenmesser durch die Luft, um ihn in Schach zu halten.«
    Austin blickte an Gieason vorbei. »Etwa wie die Klinge dort in dem Schaukasten?«
    Gieason klopfte vor dem kunstvoll geschnitzten weißen Messer an die Scheibe. »Das ist ein sehr seltenes und ungewöhnliches Stück.«
    »Inwiefern?«
    »Die meisten Messer der Inuit waren Werkzeuge, mit denen die Jagdbeute gehäutet wurde. Diese Waffe hier sollte nur einem einzigen Zweck dienen: andere Menschen zu töten.«
    »Komisch«, sagte Austin. »Ich dachte immer, die Eskimos seien ein friedliches und gutmütiges Volk.«
    »So ist es auch. Sie leben dicht gedrängt in einer rauen und schwierigen Umgebung, wo jede Gereiztheit leicht zu Handgreiflichkeiten führen könnte. Die Inuit wissen, dass Kooperation überlebenswichtig ist, und so haben sie zahlreiche Rituale und Bräuche zum Abbau von Aggressionen entwickelt.«
    »Dieses Messer sieht aber mächtig aggressiv aus.«
    Gleason nickte zustimmend. »Die Inuit unterliegen den gleichen dunklen Regungen wie der Rest der Menschheit.
    Diese Waffe wurde von den Angehörigen eines Stammes gefertigt, der ziemlich aus der friedlichen Art geschlagen war. Wir glauben, dass diese Leute in prähistorischer Zeit aus Sibirien eingewandert sind und sich im nördlichen Quebec angesiedelt haben. Sie neigten zu Vergewaltigungen, Plünderungen, Menschenopfern … höchst unerfreulich. Vor vielen Jahren haben die anderen Gemeinschaften sich zusammengetan und den Stamm vertrieben. Er hieß bei ihnen ›Kiolya‹.«
    »Das sagt mir nichts.«
    »So nennen die Inuit das Nordlicht, das ihnen als Inbegriff des Bösen gilt. Den wirklichen Namen der Kiolya kennt niemand mehr.«
    »Was ist aus ihnen geworden?«
    »Sie wurden in ganz Kanada verstreut. Viele kamen schließlich in die Städte, wo ihre Nachfahren kriminelle Unternehmungen gründeten. Hauptsächlich ging es um Auftragsmorde und Erpressungen. Einige behielten die alten Stammesbräuche bei, zum Beispiel vertikale Tätowierungen auf den Wangen, bis sie erkannten, dass die Polizei sie auf diese Weise leicht identifizieren konnte.«
    »Ich bin neugierig. Wie kommt es zu einer solchen Ausstellung?«
    »Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. In diesem Fall ist eine von Oceanus beauftragte Werbeagentur an das Museum herangetreten und hat gefragt, ob wir Interesse hätten. Es hieß, den Sponsoren wäre sehr daran gelegen, die Kultur der Inuit einem breiteren Publikum nahe zu bringen, und daher würden sie nicht nur die Organisation, sondern auch sämtliche Kosten übernehmen. Tja, da konnten wir nicht widerstehen. Es ist eine faszinierende Ausstellung, finden Sie nicht auch?«
    Austin starrte das Kiolya-Messer an, das exakt der Waffe entsprach, mit der man ihm auf dem Gelände der färöischen Fischzucht die Brust aufgeschlitzt hatte. Und er dachte an die senkrechten Tätowierungen auf dem Gesicht des Messerschwingers. »Ja, faszinierend«, sagte er.
    »Mit Toonook kann ich leider nicht dienen, aber soll ich Sie stattdessen mit dem Abgesandten von Oceanus bekannt machen?«
    »Er ist hier?«
    »Ich habe noch vor ein paar Minuten im Dioramenraum mit ihm gesprochen. Folgen Sie mir.«
    Das Licht im Dioramenraum war gedämpft worden, um die arktische Nacht nachzuempfinden. Laser projizierten das Flackern des Nordlichts an die Decke. Vor der lebensgroßen Nachbildung einer Robbenjagd stand ganz allein ein großer muskulöser Mann mit kahlem Kopf.
    Seine Augen wurden

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