Tödliche Beute
sein strahlendes Lächeln auf. »Du hast Recht, das war unfair von mir. Wir können Bear über Funk zurückrufen und dich von hier wegbringen lassen.«
»Niemals, Ryan.«
Mercer hatte ihre Rucksäcke gepackt, schnallte sich nun einen Pistolengürtel um und reichte einen anderen an Ryan weiter. Therri wollte keine Waffe. Sie luden die Ausrüstung in das Schlauchboot, stießen es vom Ufer ab und starteten den Motor, der mit leisem Summen zu laufen begann. Langsam, aber stetig nahmen sie Fahrt auf. Auch nachdem sie die Rinne passiert und den größeren See erreicht hatten, hielten sie sich weiterhin dicht am Ufer.
Ryan orientierte sich anhand einer topographischen Landkarte, auf der gemäß den von Ben gelieferten Informationen mehrere Punkte markiert waren. Dann hielt er den Außenborder an und suchte mit seinem Fernglas das gegenüberliegende Seeufer ab. Er konnte einen Pier und mehrere Boote erkennen, aber kein Gebäude, das zu Nighthawks Schilderung passte.
»Komisch, ich sehe gar keine Kuppel. Ben hat gesagt, sie reiche bis über die Bäume.«
»Was machen wir jetzt?«, fragte Therri.
»Wir fahren zu Bens Dorf und warten dort ab. Dann überqueren wir den See, hinterlassen an ein paar geeigneten Stellen unsere Visitenkarten und stellen die Zeitzünder auf den späten Vormittag, wenn wir schon längst wieder auf dem Rückweg sind.«
Sie fuhren weiter. Als die Sonne hinter den Bäumen versank, entdeckten sie die Lichtung und das Dutzend Häuser, aus denen Bens Dorf bestand. Es herrschte eine fast totenähnliche Stille, nur untermalt von dem leisen Rauschen der Bäume und dem Plätschern vereinzelter Wellen. Fünfzig Meter vor dem Ufer hielten sie an und suchten mit einem Restlichtverstärker das Dorf ab. Als sie dort nichts Auffälliges feststellen konnten, steuerten sie in direkter Linie auf das Ufer zu und gingen an Land.
Ryan war vorsichtig und bestand darauf, dass sie die Häuser und den Laden überprüften. Das Dorf war menschenleer, genau wie Ben es beschrieben hatte. Sie machten sich etwas zu essen. Als sie fertig waren, herrschte vollkommene Dunkelheit, abgesehen von einem blauschwarzen Schimmer auf dem Wasser und ein paar Lichtpunkten am anderen Ufer. Sie hielten nacheinander Wache, während die jeweils anderen beiden schliefen.
Gegen Mitternacht machten sie sich für ihren Einsatz bereit, schoben das Boot ins Wasser und fuhren los.
Auf halber Strecke hob Ryan das Fernglas an die Augen.
»Unglaublich!«, sagte er.
Der Himmel vor ihnen war erhellt. Ryan reichte das Fernglas an Therri weiter, aber sie konnte sogar mit bloßem Auge erkennen, dass sich über den Bäumen eine schwach leuchtende grünblaue Kuppel aufwölbte, als habe sie sich aus dem Nichts materialisiert.
Ryan wies Mercer an, nicht zu dicht neben der Anlage zu landen. Einige Minuten später erreichten sie das Ufer, zogen das Boot aus dem Wasser und tarnten es mit ein paar Ästen. Dann gingen sie in Richtung Pier, bogen etwa hundert Meter vorher landeinwärts ab und erreichten den Weg, an dem entlang Ben und Josh Green zu dem Luftschiffhangar vorgestoßen waren. Die breite Schneise, von der Ben erzählt hatte, war mittlerweile ebenfalls planiert und asphaltiert worden.
Ryan und die anderen suchten nach einem ganz bestimmten Gebäude und wurden schnell fündig: eine Halle, aus der das Summen von Pumpen ertönte. Mercer öffnete die Vorhängeschlösser mit einem kleinen Schneidbrenner.
Im Innern standen überall große Glasbecken, es roch durchdringend nach Fisch, und man hörte die Geräusche zahlreicher Aggregate. Der Raum war nur schwach beleuchtet, aber man konnte hinter dem Glas große bleiche Schemen erkennen. Mercer machte sich sofort an die Arbeit und platzierte die Sprengsätze an mehreren strategischen Punkten. Das leicht formbare C4 ließ sich problemlos um Pumpen und Elektrokabel legen und würde dort beträchtlichen Schaden anrichten. Was vom Sprengstoff übrig blieb, heftete er an die Außenseiten der Tanks.
Sie beeilten sich und hatten binnen einer halben Stunde sämtliche Ladungen gelegt, scharf gemacht und die Zeitzünder eingestellt. Vom Personal der Anlage waren nur in weiter Ferne ein paar Leute herumgelaufen, aber Ryan wollte sein Glück nicht überstrapazieren. Auch auf dem Rückweg zum Boot begegnete ihnen keine Menschenseele. Ryan fühlte sich ein wenig unbehaglich, wischte die Anwandlung aber beiseite. Falls alles nach Plan verlief, würde Bear sie kurz vor dem großen Knall abholen.
Leider verlief nicht
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