Tödliche Beute
Umgebung gelebt, in der alle von seiner Vergangenheit wussten, und war daher leichtsinnig geworden. Als er seine Maschine auftankte, erzählte er beiläufig von seinem Job für die SOS. Er konnte nicht wissen, dass scharfe Ohren ihn dabei belauschten und unfreundliche Blicke seinen Start ins Landesinnere verfolgten.
Nun tauchte vor ihnen plötzlich der See auf. Therri sah im Schein der Nachmittagssonne Wasser glitzern.
Sekunden später sackte das Flugzeug nach unten, als sei es in ein Luftloch gefallen. Therris Herz pochte ihr bis zum Hals, aber dann richtete die Maschine sich wieder aus, schwebte auf einer schrägen Bahn hinab und überflog ein kurzes Stück des Sees, bevor die Schwimmer ins Wasser eintauchten und das Flugzeug über die Oberfläche glitt.
Bear steuerte in Richtung Ufer. Als die Maschine sich einem von steilen Böschungen abgeschirmten und nur wenige Meter breiten Bereich näherte, stieg er aus dem Cockpit auf den Schwimmer und sprang mit den Füßen voran ins hüfthohe Wasser. Er befestigte das Halteseil an einer Strebe des Flugzeugs, nahm das andere Ende über die Schulter und zog die Maschine so dicht wie möglich ans Ufer. Dort vertäute er sie an einem Baumstumpf und half seinen Passagieren dann, ein großes und mehrere kleine Pakete zu entladen. Sie öffneten die Verschnürung des größten Bündels und bliesen es mittels einer Kohlendioxidpatrone schnell zu einem etwa zweieinhalb Meter langen Schlauchboot auf. Bear stemmte die Hände in die Seiten und verfolgte interessiert, wie Ryan die Funktion eines fast lautlosen, elektrisch betriebenen Außenbordmotors testete.
»Ich komme morgen zurück«, sagte er. »Für den Notfall haben Sie das Funkgerät. Passen Sie auf sich auf.«
Das Flugzeug fuhr zum Ende des Sees, hob auf der langen Startgeraden ab und kehrte dorthin zurück, woher sie gekommen waren. Therri ging zu Ryan und Mercer, die den Rest der Ausrüstung überprüften. Mercer wickelte einen Block C4-Sprengstoff aus und untersuchte die Zünder.
»Genau wie in der guten alten Zeit«, sagte er lächelnd.
»Bist du sicher, dass du es hinbekommst, Chuck?«
»Du redest mit dem Kerl, der praktisch eigenhändig einen isländischen Walfänger versenkt hat.«
»Das liegt eine ganze Weile zurück. Wir sind inzwischen deutlich älter.«
Mercer fingerte an einem Zünder herum. »Es ist nicht besonders schwierig, einen Knopf zu drücken«, sagte er.
»Ich bin diesen Mistkerlen für unser Schiff noch etwas schuldig.« Mercer hatte vor Wut geschäumt, als er erfuhr, dass die Schiffe von Oceanus in demselben Dock auf den Shetland-Inseln gewartet wurden, in dem vermutlich die
Sea Sentinel
sabotiert worden war.
»Und wir dürfen Josh nicht vergessen«, sagte Ryan.
»Ich habe Josh nicht vergessen. Aber gibt es wirklich keinen anderen Weg?«, fragte Therri.
»Ich wünschte, es gäbe einen«, erwiderte Ryan. »Jetzt wird’s ernst.«
»Ich bestreite ja gar nicht, dass etwas unternommen werden muss, aber doch nicht mit allen Mitteln. Was ist mit Bens Angehörigen? Ihr riskiert deren Leben.«
»Wir dürfen uns nicht von unserem vordringlichen Ziel abbringen lassen. Unsere Kontakte in Senator Grahams Umfeld haben uns mitgeteilt, dass Oceanus die in Neuseeland zum Stillstand gebrachten Experimente fortsetzt. Wir müssen dieser Verderbtheit ein Ende bereiten, bevor sie entfesselt wird.«
»
Verderbtheit?
Du machst mir Angst, Marcus. Du redest wie ein biblischer Prophet.«
Ryan wurde rot, blieb jedoch entschlossen. »Ich habe nicht die Absicht, Bens Familie zu Schaden kommen zu lassen. Oceanus wird viel zu beschäftigt mit unseren kleinen Mitbringseln sein, um an andere Dinge zu denken.
Und sobald wir hier fertig sind, geben wir ohnehin den Behörden Bescheid.«
»Um Bens Leute zu töten, reicht ein Mann mit einem Schnellfeuergewehr. Warum holen wir nicht gleich Hilfe?«
»Weil es Zeit erfordern würde, und die haben wir nicht.
Denk nur mal an die nötigen Durchsuchungsbefehle und den juristischen Dienstweg. Bis die Mounties beschließen, ihre Ermittlungen aufzunehmen, könnten die Dorfbewohner längst tot sein.« Er hielt inne. »Vergiss nicht, ich habe die NUMA hinzuziehen wollen, aber Austin hat es abgelehnt.«
Therri biss sich frustriert auf die Unterlippe. Sie fühlte sich Ryan zwar verpflichtet, war ihm aber nicht blindlings ergeben.
»Lass Kurt aus dem Spiel. Wenn er nicht gewesen wäre, würdest du jetzt in einer dänischen Gefängniszelle sitzen und Sardinen essen.«
Ryan setzte
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