Tödliche Beute
Es war, als wäre die rettende Kavallerie eingetroffen, nur um sogleich in einen tödlichen Hinterhalt der Indianer zu geraten. Sogar Austin, der wusste, wie rasant das Kriegsglück umschlagen konnte, war regelrecht schockiert, fing sich aber gleich wieder. Sie durften keine Zeit verschwenden. Barkers mörderische Schergen konnten sie binnen weniger Minuten erreichen. Kurt rief Ben zu sich und wies ihn an, das Boot an Land zu steuern und sich mit den anderen im Wald zu verstecken.
Ryan gesellte sich hinzu. »Wissen Sie, das alles tut mir sehr Leid. Ich stehe schon wieder in Ihrer Schuld.«
»Diese Runde geht aufs Haus, aber falls Sie noch einmal in Schwierigkeiten geraten, müssen Sie allein zurechtkommen.«
»Vielleicht kann ich mich revanchieren, indem ich Ihnen zur Hand gehe.«
»Vielleicht können Sie sich revanchieren, indem Sie Ihren Hintern von hier wegschaffen. Sorgen Sie dafür, dass Therri und die anderen sicher ans Ufer gelangen.«
»Und was hast du jetzt vor?«, fragte Therri, die hinter Ryan stand.
»Ich möchte ein paar Worte mit Dr. Barker oder Toonook wechseln.«
Sie starrte ihn ungläubig an. »Bist du noch ganz bei Trost? Hast nicht du mir vorgeworfen, ich hätte mich unnötig in Gefahr gebracht? Er und seine Leute werden dich töten.«
»So leicht kommst du nicht um unsere Verabredung herum.«
»
Verabredung!
Wie kannst du bei all diesem Wahnsinn an so etwas denken? Du bist verrückt!«
»Durchaus nicht. Ich bin lediglich entschlossen, ein romantisches Abendessen für zwei zu erleben, ohne unterbrochen zu werden.«
Ihre Miene entspannte sich, und sie lächelte sogar ein wenig. »Das würde ich auch gern, also pass bitte auf dich auf.«
Er gab ihr einen flüchtigen Kuss. Dann schoben er und Zavala den Jetski zurück ins Wasser. Das Gefährt hatte ein paar Beulen und Schrammen davongetragen, aber der Motor war in bester Verfassung, und Joe brachte ihn problemlos in Gang. Als Kurt nun abermals den Hort der Gewalt ansteuerte, wurde ihm klar, dass er noch gar nicht wusste, was er tun sollte, wenn er schließlich mit Dr. Barker zusammentraf. Aber bis dahin würde ihm bestimmt noch etwas einfallen.
Austin und Zavala gingen ein paar hundert Meter abseits des Piers an Land und kehrten zu dem Platz zurück, auf dem Barker sich an seine Verbrecherbande gewandt hatte.
Der Platz war leer. Beim Angriff des Helikopters hatten viele der Verteidiger sich in den Wald geflüchtet. Kurt und Joe sahen einen Krater und mehrere Tote.
Dank der elektronischen Tarnvorrichtung war der Hangar unsichtbar, aber jemand hatte die Tür offen gelassen, und so fiel aus einem schmalen Rechteck Licht in den Wald. Austin und Zavala traten ungehindert ein und sahen zum ersten Mal den atemberaubenden silbernen Torpedo, der den Großteil des Hangars ausfüllte. In der glänzenden Aluminiumhaut spiegelten sich leistungsstarke Scheinwerfer, aber der Rand der Halle blieb in Dunkelheit getaucht. Die beiden Eindringlinge schlichen sich in den Schatten und gingen hinter einem Rollgerüst in Deckung, von wo aus sie alles gut überblicken konnten.
Die geschäftigen Arbeitstrupps trafen offenbar letzte Startvorbereitungen und sahen vor dem Hintergrund des gewaltigen Luftschiffs wie Ameisen aus. Einige von ihnen zerrten an den dicken Halteseilen, als ginge es um einen Wettbewerb im Tauziehen. Hoch oben öffnete sich langsam das Kuppeldach, und man konnte durch den Spalt die ersten Sterne erkennen. Austins Blick schweifte über den langen Rumpf und registrierte kühl jedes Detail, von der stumpfen Nase bis zum spitz zulaufenden Heck, auf dessen dreieckiger oberer Flosse das Wort
Nietzsche
stand.
Das Luftschiff war ein herrliches Beispiel für herausragendes Design, aber ästhetische Gesichtspunkte schienen Kurt derzeit zweitrangig.
Die Steuergondel hing dicht über dem Boden, war aber von Wachposten umgeben. Kurt musterte das Schiff ein weiteres Mal und fand schließlich, wonach er suchte. Er wies auf die nächstgelegene Motorgondel und setzte Joe schnell über seine Absicht in Kenntnis. Zavala nickte und bestätigte mit emporgerecktem Daumen, dass er alles verstanden hatte. Dann teilte er Diego über Funk mit, dass sie an Bord des Luftschiffs gehen würden. Das Dach hatte sich unterdessen weit genug geöffnet. Nur noch wenige Sekunden, und die Startmannschaft würde die Halteseile loslassen.
Der Rumpf ruhte auf Halterungen, die altmodischen Bohrtürmen ähnelten. Einige befanden sich ziemlich nah am Schiff. Dicht gefolgt von
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