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Tödliche Beute

Tödliche Beute

Titel: Tödliche Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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weiterer, kleinerer Körper nach. Austin zog ihn beiseite und sah, dass es ein Kind war.
    Die nächsten Leiber kamen ihm entgegen. Er fragte sich, wie lange er sie noch in Sicherheit ziehen konnte, war aber entschlossen, sein Bestes zu versuchen. Den Dritten packte er an den Beinen. Nach dem Gewicht zu urteilen, handelte es sich um einen Mann, und Kurt ächzte vor Anstrengung, als er ihn wegzog. Er hatte seine Hände soeben um die Knöchel des nächsten Kandidaten gelegt, als das Fließband stoppte. Austin stand auf. Schweiß lief ihm über das Gesicht, und er rang nach Atem. Seine Brustwunde schmerzte. Er hob den Kopf und sah jemanden mit einer Taschenlampe in seine Richtung kommen. Kurt zog die Bowen.
    »Nicht schießen,
amigo
«, erklang die vertraute Stimme seines Partners.
    Austin senkte die Waffe. »Ich dachte, du wolltest mir Deckung geben.«
    »Das
habe
ich auch. Aber dann war plötzlich niemand mehr da. Die restlichen Kerle sind über Bord gesprungen.
    Also habe ich das Fließband abgeschaltet.«
    Die erste Person, die von ihnen vor dem nahezu sicheren Tod bewahrt worden war, gab erstickte Geräusche von sich. Kurt nahm die Taschenlampe und blickte auf einmal genau in die unverkennbaren enzianblauen Augen von Therri Weld. Behutsam löste er das Klebeband von ihrem Mund und befreite sie dann von den Hand- und Fußfesseln. Sie bedankte sich hastig und kümmerte sich sofort um das kleine Mädchen, das beinahe mit ihr zusammen gestorben wäre. Austin zog die Puppe unter dem Hemd hervor, und das Kind schloss sie fest in die Arme.
    Gemeinsam befreiten sie die anderen. Ryan schenkte Austin ein strahlendes Lächeln und fing an, ihn in höchsten Tönen zu loben. Kurt hatte genug von dem selbstgefälligen Aktivisten. Er war wütend, weil Ryan die Rettungsaktion erschwert und Therris Leben in Gefahr gebracht hatte. Ein falscher Blick von Ryan, und Austin hätte ihn ins Wasser geworfen.
    »Halten Sie einfach nur die Klappe«, sagte er.
    Ryan sah, dass Austin es ernst meinte, und verstummte auf der Stelle.
    Sie waren mit den letzten Gefangenen beschäftigt, als Kurt einen Bootsmotor hörte. Er zog die Bowen und duckte sich mit Zavala hinter die Bordwand. Sie verfolgten, wie der Motor ausgeschaltet wurde und das Boot gegen den Rumpf stieß. Austin stand auf und schaltete die Taschenlampe ein. Das Licht fiel auf die besorgte Miene von Ben Nighthawk.
    »Kommen Sie«, rief Kurt. »Es geht allen gut.«
    Man sah Ben die Erleichterung an. Er und die Brüder Aguirrez kletterten an Bord. Pablo ging vornübergebeugt, schien sich nicht gut bewegen zu können und musste von den anderen gestützt werden. Sein Ärmel war oberhalb des Ellbogens mit Blut befleckt.
    »Was ist passiert?«, fragte Austin.
    Diego lächelte. »Während Sie hier draußen waren, wollten ein paar Wachen uns das Boot nicht überlassen, ohne vorher Miete zu kassieren. Wir haben gern und reichlich gegeben. Pablo wurde verletzt, aber diese Schweine sind alle tot.« Er blickte sich um und entdeckte mindestens drei Leichen. »Wie ich sehe, ist auch Ihnen nicht langweilig geworden.«
    »Es war aufregender als gedacht.« Austin schaute zum Pier, wo sich zahlreiche Lichter bewegten. »Offenbar haben Sie in ein Wespennest gestochen.«
    »Und zwar in ein sehr großes«, erwiderte Pablo und hob den Kopf, als Rotorenlärm ertönte. »Aber
wir
haben auch Stacheln.«
    Austin sah einen Schemen vor dem blauschwarzen Nachthimmel. Die SeaCobra kam gerade rechtzeitig und flog wie ein Pfeil in Richtung Ufer. Als sie sich Barkers Anlage näherte, wurde sie langsamer und eröffnete nicht etwa das Feuer, sondern flog einen Kreis. Die Piloten suchten nach dem Ziel und fanden es nicht. Man hatte die Tarnung des Iglus wieder eingeschaltet, und das riesige Gebäude war mit dem Wald verschmolzen.
    Dieser Moment der Unschlüssigkeit hatte fatale Folgen.
    Suchscheinwerfer erfassten den Helikopter wie einen deutschen Bomber am Himmel über London. Der Pilot reagierte mit dem hastigen Abschuss einer Rakete. Sie schlug auf dem Platz ein und tötete eine Hand voll von Barkers Männern, aber es war zu spät, denn im selben Moment raste ein Lichtstrahl nach oben. Auf so kurze Distanz konnte die Wärme suchende Boden-Luft-Rakete ihr Ziel gar nicht verfehlen. Sie schoss genau in die Abgasöffnung des Helikopters. Es gab einen hellen gelbroten Blitz, und die brennenden Trümmer stürzten ins Wasser.
    Das alles geschah dermaßen schnell, dass die Leute an Bord des Katamarans ihren Augen nicht trauten.

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